Im Zusammenspiel mit dem berauschend-orchestralen Sound einer adaptierten Nocturne von Fréderic Chopin verweist die Installation auch auf die pathetischen Aspekte der abendländischen Ikonografie.

Das zentral projizierte Video kann als sinnbildlich für eine Kirchenuhr gelesen werden und setzt sich mit der Zeitlichkeit auseinander, die dem Medium Film per se immanent ist. Die Uhr als Sujet der Filmgeschichte ist ein weiterer Referenzpunkt. Es fragt durch die Einbindung der Künstlerin und ihrer weiblichen Körperlichkeit aber zugleich aus feministischer Perspektive danach, wer eigentlich die Welt bewegt. Vogel ist sowohl Objekt der Kamera als auch steuernde Akteurin und widersetzt sich gängigen Sehgewohnheiten.

Das Verhältnis zwischen Körper, Raum und Technik behandelt Vogel in ihren postapokalyptischen, an Frankenstein erinnernde Welten immer wieder neu und nicht ohne Humor. Die Künstlerin ist stets die Protagonistin ihrer Filme, wobei sich ihre Performance oft in einem Spannungsfeld zwischen Exhibitionismus und Voyeurismus, Macht und Ohnmacht bewegt. Dabei wird alles umgestülpt, gedreht, verwandelt, dekonstruiert und respektlos neu 
gedeutet: Das Dixi-Pissoir, der Heukran, Hochspannungsisolatoren, Projektionstechnik und Kameradrohnen werden zu seltsamen Monstern, die sowohl die Filme als auch den Ausstellungsraum bevölkern. Diesen unheimlichen Wesen setzt sich die Künstlerin in ihrer eigenen Fragilität und Verletzlichkeit aus und stellt sich ihnen in einem hoffnungslos scheinenden Kampf entgegen.

Raphaela Vogel wurde 1988 in Nürnberg geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Nach ihrem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg studierte sie an der Städelschule in Frankfurt am Main und war anschließend Stipendiatin im Programm von De Ateliers, Amsterdam. Im Frühjahr 2015 hatte sie ihre erste Einzelausstellung im Bonner Kunstverein und in diesem Jahr ihre erste internationale Solopräsentation in der Kunsthalle Basel.

Die Ausstellung in der Berlinischen Galerie ist ein Beitrag zur Auseinandersetzung um unterschiedliche Ansätze, Video und Künstler*innenfilm im Raum zu zeigen, ebenso wie die zeitgleichen Präsentationen in den KW Institute for Contemporary Art und der Galerie Pankow. Sie bilden mit dem Symposium im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, dem neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) und der Akademie der Künste den diskursive Rahmen des Videoart at Midnight Festivals ’18.

Die Ausstellung Son of a Witch wird kuratiert von Olaf Stüber, Videoart at Midnight. Sie wird ermöglicht durch den Hauptstadtkulturfonds.


Foto:
Raphaela Vogel, Sequenz, Videostill, 2017 Courtesy BQ, Berlin and Raphaela Vogel
© Raphaela Vogel

Info:
Videoart at Midnight Festival ’18 feiert 10 Jahre und 100 Künstler*innen mit Filmtagen, Symposium, Ausstellungen und Campus. In Kooperation mit Kino Babylon, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), KW Institute for Contemporary Art, Berlinische Galerie, Galerie Pankow, Akademie der Künste.
Kuratorenführung: Montag, 03.12.2018, 14 Uhr, im Eintritt enthalten, ohne Anmeldung #RaphaelaVogelBG #videoartatmidnight
BERLINISCHE GALERIE
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KUNST, FOTOGRAFIE UND ARCHITEKTUR STIFTUNG ÖFFENTLICHEN RECHTS
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