Thomas Kippenbergs „Betonköpfe“ und Dorle Obländers „Stelen“ begrüßen immer noch die Besucher auf dem Hügel nach dem Schwimmbad. Bemalte Holzschwarten und bestrickte Bäume markieren den Spazierweg der Künste. Manche Kunstwerke fallen sofort auf, andere sind eher in den kleinen Wäldchen versteckt. Mit ihrem zweiten Projekt „Kunst in der Natur“ erweitern die KulturWerker den Parcours der Künste, der das ganze Jahr über von Huttenern oder Besuchern des Heiligenborns genutzt wird. Wenige Artefakte sind mutwillig zerstört worden, andere durch die Witterung verfallen, aber etliche Arbeiten trotzen der Witterung und dem Zerstörungswut.
Für ihre Kunstwerke in der Landschaft nutzen die Künstler erneut gefundene oder mitgebrachte Naturmaterialien. Organisatorin Hannah Wölfel hat einen kleinen Hain unterhalb der Wiese, nahe der Weggabelung zum Sportplatz, mit geschenkter Schafwolle in einen Zauberwald verwandelt. Die flüchtigen Kunstwerke wirken wie versponnene Wesen oder Spuren von Engeln, die ihre Flügel verloren haben. Annegret Droste hat Bäume mit blauen Perlenschnüren geschmückt. Unweit davon hat Kippenberg seine mittlerweile bemoosten Betonskulpturen vom letzten Jahr restauriert, auch sie erinnern an erstarrte, „eingefrorene“, Märchenfiguren. Hier an diesem verwunschenen Ort wird Choreographin Monica Opsahl (ballettsaal Schlüchtern) mit ihren Tänzerinnen mehrfach zwei kurze norwegische Märchen als Tanztheater inszenieren.
Andere Künstler, wie Gerwin von Monkiewitsch, der im letzten Jahr mit seiner „Spiegeltreppe“ von sich reden machte, montieren fertige Kunstwerke in der Landschaft. In diesem Jahr hat Monkiewitsch einen „Spiegelbaum“ geschaffen, der einerseits in der Natur völlig fremd ist, andererseits aber durch seine Spiegelung von Wolken, Wiesen und Bäumen seine Fremdheit selbst wieder aufhebt. Wie einst die US-amerikanischen Land Art Künstler braucht auch er einen Bagger, um die schwere Konstruktion in der Erde zu befestigen. Volker Hess, dessen ins fragile Gleichgewicht gebrachte „Wackelsteine“ überall herumstanden, inspirierten viele Besucher zum Nachahmen, unweit des „Bergrestaurants“ schufen sie einen ganzen Wald mit diesen Objekten.
Diesmal wird die Kunstgruppe in Hutten wohl wesentlich freundlicher aufgenommen als vor einem Jahr. Damals waren viele Anwohner skeptisch, ob die wilden Künstler nicht alles auf den Kopf stellen, manche konnten nicht nachvollziehen, warum „die Kunst“ denn nun unbedingt in ihre schöne Landschaft soll. Diesmal wissen die Huttener, was auf sie zukommt. Außerdem hat Wölfel durch ihre Mitmachaktion „Verstrickungen“ viele Menschen in die Kunsttage eingebunden. Ihr angeregtes „Wildes Stricken (Guerilla Knitting) ist seit einigen Jahren eine Art Volkskunst, die sich weltweit ausgebreitet hat. Gebilde im öffentlichen Raum wie Bäume oder Ampeln werden durch gestrickte Anhängsel ironisch überhöht oder, ein wenig im Geiste des Verpackungskünstlers Christo, völlig umstrickt. Beispielsweise bekommen eine alte Dampflok in Zossen oder ein Panzer in Dresden durch diese eher femininen Verstrickungen eine leicht subversive Note.
INFO:
Der Kunstparcours wird am Samstag den 26. Juli um 15 Uhr eröffnet, anschließend macht Künstlerin und Organisatorin Hannah Wölfel eine Führung. Auf dem Abschlussfest am Sonntag den 27. Juli spielt ab 19 Uhr das Trio Julietta. Zwischendurch wird es weitere Führungen geben, die Besucher können aber auch alleine den Parcours begehen. Tänzerinnen und Musiker beleben die Kunstwerke zu bestimmten Zeiten. Wegpläne und Programm gibt es im „Jägerhof“ beim Schwimmbad, im „Bergrestaurant“ sowie unter www.kulturwerk2010.de
Der Eintritt ist frei!
Foto: Hanswerner Kruse „Fremdartige Wesen im Wald“ von Hannah Wölfel (Schafwolle, Natur)