Im letzten Jahr färbte Bildhauerin Hannah Wölfel Basaltblöcke auf einer großen Wiese blau ein, einige Tage später war das farbige Kunstwerk bereits wieder verschwunden. Ein von ihr mit Glasstücken gestalteter Baumstumpf ist längst mit Gras und Moos überwachsen. Solche flüchtigen Kunstwerke schufen die Pioniere der US-amerikanischen LAND ART in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als sie ihre New Yorker Ateliers verließen und sich bewusst vom Kunstbetrieb abwandten. Dann kam die Bewegung nach Europa, hier wurden die künstlerischen Absichten enorm verändert und ausgeweitet. LAND ART ist seitdem mehr als Naturerfahrung und kann vieles sein - diese Vielfalt wollen die KulturWerker auch bei ihrem Festival deutlich machen.
Die Künstler, Musiker oder Tänzer werden sich von besonderen Orten in der Landschaft für ihre Objekte und Aktionen inspirieren lassen oder die Natur mit fertigen Arbeiten konfrontieren, um Gegensatz oder Harmonie zu erreichen. Architekt Gerwin von Monkiewitsch, der das Festival zusammen mit Wölfel organisiert, spielt genau mit dieser Idee: Er hat in den letzten Jahren vorher geplante und konstruierte Spiegelobjekte in die Landschaft eingefügt. „Es gibt in der Landschaft kaum Unnatürlicheres als glatte, flache, kantige Spiegel“, erklärt er, „aber was reflektieren sie? Die Natur! Ein Sinnbild dafür, dass auch der größte Gegensatz noch Teil der Natur bleibt. Diese Erfahrung möchte ich mit einer neuen Installation in Hutten abermals zeigen."
Bei der Präsentation am Wochenende bietet Hannah Wölfel wieder sachkundige und dennoch unterhaltsame Führungen über den Parcours der Künste an. Die Choreografin Monica Opsahl belebt mit ihren Schülerinnen und der Compagnie „Artodance“ Wiesen oder inszeniert Tanztheater in dunklen Wäldchen. Markus Gaul erzeugt dazu oder ganz allein vor Kunstwerken sehr sphärische und ungewöhnliche Klänge auf Klangschalen aus Quarz. Baummeditationen und weitere, eher kontemplative oder lehrreiche Aktionen ermöglichen wiederum intensive Naturerfahrungen. Diese Aktionen sind kein „Rahmenprogramm“, sondern integraler Bestandteil der erweiterten Auffassung von LAND ART. Dieses künstlerische Projekt unterstützen die Kreise Main-Kinzig und Fulda finanziell, es ist Teil ihres „Kultursommers 2015“.
Von den letzten Festivals sind noch einige Kunstwerke vorhanden, etwa die auf der Wiese gegenüber dem Huttener Schwimmbad aufgestellten Skulpturen der Kulturpreisträger des Main-Kinzig-Kreises Thomas Kippenberg und Dorle Obländer. Der entstandene Spazierweg der Künste, den zu allen Jahreszeiten Besucher durchstreifen, wird trotz des flüchtigen Charakters vieler Werke auch in diesem Jahr weiter wachsen.
FOTO: Hanswerner Kruse, Flyer bzw. Plakat
INFO:
„Kunst und Natur 3“ in Hutten-Heiligenborn
Präsentation am 11. und 12. Juli von 10 - 22 Uhr, Eintritt frei. Das Programm kann kurz vorher auf der Webseite www.kulturwerk2010.de abgerufen werden. Das Festival endet mit einem Tanzfest am Sonntagabend. Infos vor Ort im „Bergrestaurant“ am Sportplatz, das auch durchgehend geöffnet hat.
KulturWerk
2010 haben sich Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Bereichen aus dem östlichen Main-Kinzig-Kreis zusammen getan, um stärker miteinander zu arbeiten und gemeinsame Kunst-Projekte zu verwirklichen. Seitdem finden jeweils im Herbst die KulturWerk-Wochen in einer alten Schlüchterner Fabrikhalle statt, seit drei Jahren arbeiten KulturWerker und Gäste auch in der Natur um Hutten-Heiligenborn oberhalb von Schlüchtern.
Berichterstattung in WELTEXPRESSO vom letzten Jahr