Warum wir den Dänen, dessen Ausgestelltwerden in München nachgerade eine Sensation ist, weil er noch nie so weit südlich kam - die letzte uns bekannte Ausstellung in Deutschland war in der Hamburger Kunsthalle im Jahr 2003 -, warum wir also den Dänen so gut kennen, der für die meisten Besucher Neuland ist, hat zwei Gründe. Wir kennen ihn von den Aufenthalten in finnischen, schwedischen, norwegischen und dänischen Museen, wo er zu den Großen zählt und in Sammlungen und Ausstellungen eine wichtige Rolle spielt. Wir kennen ihn aber auch aus verschiedenen Symbolismus-Ausstellungen, wie der gerade in Amsterdam, wo er im Kreis anderer Größen keine schlechte Rolle spielte, sondern sich als fast monochromer – Farbpalette Braun-Beige-Schwarz-Grau - Schweiger einen Namen machte.

 

Und nun in München lernen wir ihn ganz neu kennen, diesen Vilhelm Hammershoi. Denn wie beschränkt seine Palette von den Motiven her und den Farben wirklich war, das entschlüsselt diese Ausstellung, die mit der Reduktion, die der Maler in seinem Werk lebte, groß auftrumpfen kann, weil sowohl – siehe oben – die Frauen wie auch sein genauso geliebtes Malmotiv der leeren Wohnung und menschenleeren Zimmer mit dem Blick in die Welt in einer Dichte hängen, daß man sich dem Sog, welches das stillste, das wahrhaftigste Bild sei, kaum entziehen kann und psychoanalytische Binsenweisheiten einem suggerieren, wir seien auf der Spur dieses Vilhelm Hammershoi, mit ihm die Welt im innersten Kern abzubildend zu erfassen, bzw. uns einzubilden, daß dies seine Welt gewesen sei und sein Künstlerwunsch, ihre Wesenheit in einem einzigen Gemälde wiederzugeben, so daß jedes neue Bild das alte ignorierend diese Sicht auf die Welt gleichzeitig von vorne beginne, aber am Schluß 'perfekter' gelinge als die vorherigen, die flugs zu Versuchen degenerieren.

 

Was geht einem also alles durch den Kopf, wenn man eine so enge Malerwelt erblickt, in der im selben Sinn die Weite der Welt nicht draußen hinter den Fenstern gesehen wird, sondern in den Menschen in ihrem Zuhause oder den leeren Räumen. Weite, das ist nicht allein ein räumlicher Begriff, Weite spielt sich auch im Kopf und im Inneren ab. Und um die Köpfe und deren Inneres sowie das der Wohnung geht es Vilhelm Hammershoi. Gemütlich sind die gemalten Räume nur für den, der strikte Ordnung liebt und der – schon wieder Reduktion – auch in der Behausung mit ein-zwei Bildern an der Wand, lichten Vorhängen vor den Sprossenfenster, einem Tischchen und dem Stuhl zufrieden ist.

 

Bis 16. September 2012

 

Katalog:

Hammershoi und Europa. Ein dänischer Künstler um 1900, hrsg. von Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, Prestel Verlag München 2012. Es gibt mindestens immer drei Motive, einen Katalog zur Ausstellung zu erwerben. Da will man ganz einfach bewahren, was der flüchtige Blick registriert hatte, der, auch wenn er intensiv war, doch dem Vergessen der Details ausgeliefert ist. Da gibt es die Lieblingsthemen, von denen man schon viele Kataloge hat, weshalb es dieser auch sein soll und da gibt es – wie hier für die meisten – einen recht unbekannten Künstler, dessen Werk einem durchaus Rätsel aufgeben. Für diese ist dieser Katalog deshalb so wichtig, weil sein Studieren der Essays einem wirklich die Malmotive des Hammershoi wie auch sein Leben näherbringen, vor allem aber möglich machen, die vielen Gemälde mit gleichem/ähnlichen Sujet in aller Ruhe zu vergleichen, worin sie gleich, worin verschieden sind. Was einem im Katalog dann auch auffällt, wie sehr man selber – dieses Mal – den Maler Vilhelm Hammershoi, den man vor allem durch seine symbolistischen Bilder, die Sonnenuntergänge, Waldstücke und Wasserbilder kannte, diesmal reduziert auf die Räume ohne oder mit ganz wenigen Menschen, weil dies das Prägende der Münchner Ausstellung bleibt, auch wenn viel mehr von ihm dargestellt ist.

 

www.hypo-kunsthalle.de

 

Info:

 

Mit freundlicher Unterstützung des MARITIM Hotels München, das dicht am Hauptbahnhof gelegen ebenfalls als idealer Ausgangspunkt für die Museumsbesuche dient. Das Museumsangebot mit Sonderausstellungen in München ist zu jeder Zeit umfangreich, so daß der Besuch der Museen oft unterbleibt, was man nur ändern kann, indem man mehrmals hinfährt. Dazu ist es günstig, die Pauschalangebote anzuschauen, von denen wir beim Stadtbesuch diesmal die Kombination mit dem Biergarten nutzten.

 

Übernachtung: Das Maritim-Hotel in der Goethestraße liegt in einem ruhigen Innenhof in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, zum Stachus und zur Theresienwiese. Das Arrangement „200 Jahre Biergarten“ beinhaltet zwei Übernachtungen inklusive Biergartenpass ab 189 Euro pro Doppelzimmer (nicht buchbar während des Oktoberfestes).

 

Information: www.muenchen.de, www.maritim.de.