Notker Blechner
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Alphornbläser, Raclette und mehrsprachig singende Künstler – einmal pro Jahr wird der Frankfurter Höhenblick zur Schweiz in Miniatur-Format. Zum eidgenössischen Nationalfeiertag lädt der Schweizer Generalkonsul in seinen Garten ein. Diesmal jedoch hatte er mit widrigen Bedingungen zu kämpfen.
Das hatte es noch nie gegeben: Beim Empfang des Schweizer Generalkonsuls Markus Meli zum Nationalfeiertag regnete es - wenn auch nur im nicht-offiziellen Teil. "Das sind die Tränen, die Frankfurt wegen des Abschieds vergießt", scherzten die Lobredner.
Nach vier Jahren im Amt hört Generalkonsul Meli auf und geht in Rente. Dementsprechend geriet die Bundesfeier der Schweiz zu einer Art Abschiedszeremonie für Meli. Freunde und Weggefährten waren gekommen, um den manchmal etwas zurückhaltenden Deutsch-Schweizer passend zu würdigen.
"Konsul, der am häufigsten zur Eintracht ging"
Mit Meli verliert Frankfurt einen großen Fußball-Fan. "Ich war vermutlich der Generalkonsul, der am häufigsten zur Eintracht ging", betonte Meli in seiner Abschiedsrede mit einem schalkhaften Lächeln. Deshalb überreichte Jörg Peter Krebs, Direktor von Schweiz Tourismus in Deutschland, dem Generalkonsul ein Fußball-Trikot seines Lieblingsklubs, dem FC St. Gallen – mit der Nummer 17. Die Zahl solle für das Jahr stehen, in dem er mit seiner Diplomaten-Karriere aufhört.
Meli kehrt ab dem kommenden Jahr zurück in seine Heimat, nach Gossau, unweit von St. Gallen. Von dort seien es nur wenige Minuten bis zum Stadion seines Klubs.
Porzellan aus Höchst als Erinnerung
Hessens Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten, Mark Weinmeister, fand ebenfalls nur lobende Worte für Meli und die Schweiz. Die Alpenrepublik gehöre zu den wenigen Ländern, "mit denen wir uns schnell verständigen können". Den Streit um die Steuer-CDs meinte er damit wohl nicht. Zum Abschied schenkte Weinmeister dem Generalkonsul ein Service aus der Höchster Porzellan-Manufaktur, "damit Sie immer das Gefühl haben, es schmeckt nach Grüner Soße und Ebbelwei".
Meli selbst bezeichnete seine Zeit in Frankfurt als die interessante Phase in seinem Diplomatenleben. Zuvor war der St. Galler als Konsul in Johannesburg, Sao Paolo und Sydney tätig gewesen. "Frankfurt war das Finale", sagte Meli. Hier könne man überall hingehen, alles sei offen. "Frankfurt war Bundesliga", schwärmte er.
Luzern hat viel zu bieten
Der eigentliche Star des Abends sollte die Region Luzern sein. Sie stellte sich im Rahmen des Empfangs als Tourismus- und Wirtschaftsstandort vor. Dabei fand Generalkonsul Meli eine erstaunliche Parallele. Luzern sei 30 km vom geographischen Mittelpunkt der Schweiz entfernt - genau so wie Frankfurt von der Mitte Deutschlands.
Zur Krönung des Abends gab's - wie in jedem Jahr - eine abwechslungsreiche Show. Knapp bekleidete Tänzerinnen mit Schweizer Kreuz auf ihren Hemdchen wirbelten artistisch umher. Der aus Samstagabend-Shows im Schweizer Fernsehen bekannte Künstler Thomas Biasotto zeigte, dass ein Alphorn auch modern klingen kann. Dazu interpretierte die gemischte Band mit Sängerin Caroline Breitler, Gitarrist Paul Etterlin und Schwyzer-Örgeli-Virtuose Adrian Würsch mehrere Songs. Höhepunkt war die gesungene Schweizer Nationalhymne in den vier Landessprachen. Da konnte der wiedereinsetzende Regen die Stimmung nicht trüben.
Schmuck und Zigarren von Bucherer
In einem aufgestellten Zelt demonstrierte das Luzener Vorzeigeunternehmen, der Juwelier Bucherer seine Schmuck-Kollektion und sein Zigarren-Sortiment. Wer wollte, konnte wie ein Aficionado dekadent in den Abendhimmel paffen.
Der Nachfolger von Meli wird es schwer haben, die legendären Schweizer Empfänge im Residenzgarten zu toppen. Immerhin kommt er aus Luxemburg und kennt sich mit Geldthemen aus. Ganz wichtig für einen Konsul-Job in Frankfurt.
Foto: Konsul Meli mit dem Hessischen Staatssekretär © Ulla Micheline