Jahrestagung des PEN-Deutschland in Marburg

 

Gerhard Wiedemann

 

Marburg (Weltexpresso) – Leider sind die Wahlen beim PEN Deutschland nicht öffentlich, noch nicht einmal presseöffentlich. Also brauchen wir einige Zeit, bis wir mehr als die Ergebnisse zur Wahl wissen. Nach literarischen Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen ist am Sonntag die Jahrestagung des PEN-Zentrums Deutschland mit einer Matinee zum Gedenken an die Bücherverbrennung vor 80 Jahren in Marburg zu Ende gegangen.

 

 

Als neuer Präsident und neue Generalsekretärin lösen Josef Haslinger („Opernball“, „Jáchymov“) und Regula Venske („Die alphabetische Autorin“, „Ein allzu leichter Tod“) ihre langjährigen Vorgänger Johano Strasser und Herbert Wiesner ab; auch Vertreter des deutsch-schweizer und des österreichischen PEN nahmen teil. Die Versammlung nahm gleich 16 Autoren als neue Mitglieder in den PEN auf, u.a. Tanja Dückers, Annette Pehnt, Silke Scheuermann und Michael Starcke.

Die Schriftsteller verabschiedeten eine Solidaritätsbekundung mit dem inhaftierten amerikanischen Militäranalysten Bradley Manning, dessen angeblicher Landesverrat (Video „Collateral Murder“) der Aufklärung inhumaner Aktionen diente. Darüber hinaus wurden eine Reihe von Resolutionen beschlossen:

Die Bundesregierung und die Fraktionen des deutschen Bundestages werden aufgefordert, ihre Positionen zum Thema Urheberrecht klar zu benennen und mehr Initiative für die rechtliche Ausgestaltung des europäischen Kulturraums zu zeigen. Die Gefahr besteht, dass global handelnde Konzerne über Sonderabkommen mit einzelnen Regierungen das Urheberrecht weiter aushöhlen im Bestreben, sich Handelsprivilegien und Marktvorteile zu verschaffen.

Ihrer Sorge um die antidemokratische, antisemitische und antiziganistische Entwicklung in Ungarn verlieh die Mitgliederversammlung in einer Resolution Ausdruck, in der sie die ungarische Regierung und den ungarischen PEN, die EU-Kommission, den EU-Ministerrat und das Europäische Parlament sowie die Regierung der Bundesrepublik Deutschland auffordert, auf die Einhaltung von Demokratie und Menschenrechten in Ungarn zu dringen.

Mit Besorgnis beobachten die Mitglieder ferner das Zeitungssterben und die Verarmung der Medienlandschaft hierzulande; zu diesem Thema wird eine Arbeitsgruppe gegründet, die auf der kommenden Jahrestagung im Mai 2014 in Schwäbisch Hall einen Bericht vorlegen wird.

INFO-

Das PEN-Zentrum Deutschland ist einer der weltweit über 140 Clubs, die im PEN International vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet. Schnell hat er sich über die Länder der Erde ausgebreitet und sich als Anwalt des freien Wortes etabliert – er gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.

www.pen-deutschland.de