Trauer um den früheren SPD-Minister Dr. Herbert Günther
Gerhard Wiedemann
Wiesbaden (Weltexpresso) - für die Älteren ist er noch ein Begriff: Hessen trauert um Dr. Herbert Günther. Der langjährige frühere Justiz- und Innenminister ist in der Nacht zum Sonntag im Alter von 84 Jahren in Wiesbaden verstorben. „Hessen trauert um einen großen Demokraten, der in verschiedenen Kabinetten Schlüsselpositionen inne hatte“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier.
Er und sein Stellvertreter, Justizminister Jörg-Uwe Hahn, bezeichneten Herbert Günther als eine außergewöhnliche Persönlichkeit, der das Land Hessen viel zu verdanken hat. Bouffier und Hahn sprachen den Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl aus. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) beschrieben Dr. Herbert Günther als einen Sozialdemokraten alter Schule, der aufgrund seines freundlichen, ehrlichen menschlichen Stils auch von seinen politischen Gegnern hoch geschätzt wurde.
„Mit Herbert Günter hat Hessen einen großen Demokraten verloren. Er zeichnete sich aus durch hohe Sachkunde, Überzeugungskraft, Führungsstärke und Gespür für die Menschen. Wir alle verdanken ihm viel. Dr. Herbert Günther hat sich um das Land Hessen und seine Bürger verdient gemacht.“ Innerhalb der SPD hatte Günthers Stimme immer ein großes Gewicht, auch wenn in den letzten Jahren sein Parteiengagement zugunsten der Tätigkeit im Naturschutz – er war bis 2006 Präsident des Verbandes Deutscher Naturparks – zurückgegangen war.
Günther kam aus Nordhessen und war erst im Südhessischen, im Untertaunuskreis Landrat und dann nur kurzfristig in der selben Funktion im neu geschaffenen Landkreis Kassel tätig, da er 1974 das Amt des Hessischen Justizministers übertragen erhielt, das er bis 1987 ausfüllte. Noch viel länger war er Mitglied des SPD-Landesvorstandes und auch Stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Nord. Diese trat damals deutlich konservativer auf, als die südhessischen 'Rebellen', gleichwohl fuhren sie in Nordhessen bei allen Wahlen sensationelle Zahlen ein. Der honorige Günther wurde einerseits „SPD-Urgestein“ genannt mit dem liebevollen Zusatz „Silberlocke“, der übrigens auch mit den Grünen, speziell Joschka Fischer gut konnte. Der damalige Regierungschef Roland Koch (CDU) hatte noch den 80sten Geburtstag von Herbert Günther zur Staatssache gemacht. Der hessische SPD-Chef und Kandidat für den Ministerpräsidenten der Hessen-Wahl, die gleichzeitig mit der Bundestagswahl am 22. September stattfindet, wird sich sicher noch äußern.
Justizminister Jörg-Uwe Hahn betonte: „Herbert Günther war 13 Jahre lang Justizminister. Er hat den Reso-Fonds gegründet, eine Stiftung, die Straffälligen bei ihrer Entschuldung hilft und ihnen so den Weg zurück in ein normales Leben ermöglicht. Der Reso-Fonds wurde zur Erfolgsgeschichte.“ Jörg-Uwe Hahn verwies zudem auf die von Prof. Dr. Rudolf Egg geleitete Kriminologische Zentralstelle (KrimZ), eine Gemeinschaftsinstitution von Bund und Ländern, die Herbert Günter nach Wiesbaden geholt hatte. Herbert Günther habe die Gerichte modernisiert und für eine innovative Kriminalpolitik gestanden.