DAS JÜDISCHE LOGBUCH im AprilYves Kugelmann
Basel (Weltexpresso) - Europa, April 2021. Die liberalen Gemeinschaften weltweit sind unter Druck. Vor allem rechtspopulistische nationalistische Bewegungen und Parteien versuchen, freiheitliche Errungenschaften zurückzudrängen. Von Ungarn über Polen, die Türkei aber auch in vielen Zentrumsländern in Europa und Amerika. Gerade auch jüdische Verbände, NGOs oder Aktivisten warnen seit Jahren vor diesen antiliberalen, oft antijüdischen Entwicklungen, denn sie gehen immer einher mit der Schwächung von Grundrechten, des Schutzes von Minderheiten und Gleichberechtigung von Bürgerinnen und Bürgern in den jeweiligen Ländern.
Diese Stimmen sind wichtig. Sie sind längst zum seismographischen Warnsystem für Verwerfungen in Gesellschaften geworden. Wichtige Stimmen für Minderheiten, Schwache in der Gesellschaft und Menschen ohne Lobby. Die gleichen Stimmen schweigen, wenn in Israel die gleichen Werte unter Bedrängnis kommen, die sonst durchaus zu Recht kritisiert werden. Wenn Hassrede, Stigmatisierung, Hetze etwa im Zuge der vier Wahlkämpfe für vorgezogene Neuwahlen der letzten zwei Jahre und der darauf folgenden Koalitionsverhandlungen die öffentliche Arena, Internetplattformen oder Exzesse von Politikern dominieren.
Sie schweigen, wenn rechtspopulistische, teils faschistoide Allianzen geschmiedet, Grundrechte torpediert, Jüdinnen und Juden ausgegrenzt und andere Kultur- und Glaubensgemeinschaften gehetzt werden. Die Verrohung in Israels Gesellschaft, der Rechtsrutsch und zunehmender Nationalismus können mit potentiellen Bedrohungen Israels nicht legitimiert werden. Die Entwicklung entzweit die jüdischen Gemeinschaften weltweit und innerhalb Israels. Das selektive Schweigen zu solchen Entwicklungen schwächt die liberale und damit die jüdische Gemeinschaft weltweit – nicht parteipolitische Liberale, sondern jene, die sich nicht erst seit der Aufklärung aufgemacht haben, Gleichberechtigung für alle zu erwirken, Unterdrückung den Garaus zu machen und Individuen zu schützen.
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© audiatur-online.ch
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. 4. 2021
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. 4. 2021
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
