Yves Kugelmann
Berlin, (Weltexpresso) - Wer war eigentlich der erste Jude? Adam? Nein. Seine Frau? Nein. Abraham? Nein. Itzchak war es. Hatte er eine jüdische Mutter? Nein. Er wurde jüdisch durch einen Bund, den sein Vater geschlossen hat. So hat er ihm das Leben gerettet. Anders als jene Juden, die beim Gang durch Berlins Charlottenburg auf Stolpersteinen vermerkt sind.
Viele waren als Jüdinnen und Juden geboren, viele aber auch einfach nur als Jüdinnen und Juden ermordet worden. Weil die NS-Rassentheorie sie zu solchen gemacht hat. Über 75 Jahre nach Ende der Schoah tobt in Deutschland eine Debatte darüber, wer jüdisch ist. Wäre so etwas in den USA, in Israel, in Frankreich heute noch möglich?
Kaum. Längst hat sich dort der jüdische Pluralismus über die Gegenwart oder den Pragmatismus definiert. Bald wird noch jemand in Deutschland auf die Idee kommen, Stolpersteine von «echten» Juden gelb zu markieren. Oder vielleicht doch eher: Bald werden Rabbinate wieder zum vereinfachten Übertritt oder gar zur einfachen Aufnahme gerade bei Menschen kommen, deren Väter jüdisch, deren Mütter teils jüdisch sind. Wider die Diskriminierung, die Spaltung der jüdischen Zweiklassengesellschaft.
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.