Cordula Passow
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am 26. Oktober wurde im Grzimekhaus im Frankfurter Zoo ein Fingertier geboren. Das ist gut so, denn jeder Fingertier-Nachwuchs ist wertvoll für den Erhalt der hochbedrohten Primatenart. Aber was Fingertiere überhaupt sind, das mußten wir erst einmal herausfinden. Sie werden auch Aye-Aye genannt und man denkt bei ihrem Foto eher an ein Gemälde, weil sie so fotogen aus den markanten Augen gucken und der dünne Mittelfinger einem Finger alle Ehre macht. Da fragt man sich, warum beim Menschen eigentlich die Finger nur minimal unterschiedlich sind, bis auf den Daumen.
„Eine Fingertier-Geburt ist immer eine Sensation“, sagte die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Die nachtaktiven Tiere werden in Zoos nur selten gehalten. Wir Frankfurter können stolz auf unser Nachttierhaus sein, denn 2010 kam hier erstmals in Deutschland überhaupt ein Aye-Aye zur Welt“, fügt die Stadträtin hinzu.
Weibchen Kintana, 2005 im Zoo von Bristol in England geboren, lebt seit 2007 in Frankfurt und ist eine erfahrene Mutter. „Aye-Ayes haben eine ausgesprochen geringe Fortpflanzungsrate. Nach einer Tragzeit von gut fünf Monaten bringt ein Fingertier-Weibchen stets nur ein Junges zur Welt. Die Geburtsintervalle betragen bei ihnen zwei Jahre. Umso wichtiger ist es, dass sich der Nachwuchs gut entwickelt. Um das zu überprüfen, wird das Jungtier regelmäßig gewogen. Daher wissen wir auch, dass es sich um ein Männchen handelt“, erklärt Zoo-Kurator Johannes Köhler.
Im Frankfurter Zoo leben zurzeit vier Fingertiere: Kintana und ihr jüngster Nachwuchs, ihr Sohn Kimala, geboren 2011, und Vinny, geboren ebenfalls 2011 im San Francisco Zoological Garden. Kintanas Jungtier hält sich noch in seiner Kinderstube, der Wurfbox, auf und es wird noch eine Weile dauern, bis es beginnt, die Anlage zu erkunden.
Fingertiere gehören zu den Lemuren. Die Art kommt ausschließlich auf Madagaskar vor und gilt laut Roter Liste aufgrund von Lebensraumverlust als „stark gefährdet“. Die massive Waldzerstörung sowie eine extreme Dürre im Süden der Insel bedrohen aber nicht nur die Aye-Ayes, sondern die einzigartige Biodiversität Madagaskars insgesamt und damit auch die Lebensgrundlage der Bewohnerinnen und Bewohner.
Man wartet eigentlich auf einen Dokumentarfilm, der die nächtlichen Aktivitäten einfängt. Aber vielleicht gibt es ihn längst. Da wäre an den Zoo die Frage zu richten, ob sie nicht auch in einem Besucherzentrum Filme zeigen könnten, von denen es ja inzwischen so eindrucksvolle Exemplare gibt. Erst, wenn man diese Filme auf großer Leinwand sieht, stellt sich dieses Gefühl von Erhabenheit der Natur ein, was der kleine Fernsehbildschirm - und sei er auch seit Jahren immer stärker gewachsen - einfach nicht möglich machen kann.
Foto
Fingertier-Nachwuchs
©Zoo Frankfurt
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Quelle: Zoo Frankfurt
Quelle: Zoo Frankfurt