Yves Kugelmann
Jerusalem /Weltexpresso9, Mai 2022. Es sind die milden Jerusalemer Nächte im Mai abseits der Touristenströme in den ruhigen Straßen von Emek Refaim, Rehavia und später in den Gärten von Mischkenot Schaananim. Die Menschen sitzen in den Straßencafés, Familien spazieren, abseits der Verkehrsstraßen ist es ruhig. Doch ein Blick in Israels Presse zeigt, dass die Situation innen- und geopolitisch angespannt ist. Operationen gegen Iran werden diskutiert, Kontroversen um die Regierung Bennett.
Weiterhin ist die innenpolitische Lage zwischen jüdischen und arabischen Israeli angespannt. Die Inflation in Israel macht sich bemerkbarer als sonst, während das Land in der Ukraine-Krise die richtige politische und wirtschaftliche Ausrichtung sucht.
Die Weltpolitik ist in diesen Tagen zusätzlich herausgefordert. Die Nato-Erweiterung zum einen und zum anderen die wankenden Diktaturen China, Nordkorea, Russland, Iran, die allesamt heftige innenpolitische Erschütterungen erleben. Bedrängte Regime sind die gefährlichsten und Konsequenzen dann am unvorhersehbarsten.
Politiker warnen vor Hungersnöten durch Lieferengpässe. Aus einem Radio an einem Kiosk dringt eine heftig Diskussion über einen Gesetzentwurf in der Knesset, der die Amtszeit für Premierminister beschränken die Kandidatur von angeklagten Politikern verhindern möchte. Die Demokratie ist in der Verhandlung mit sich selbst, während fernab Despoten sich in politische Ämter retten, um zu überleben. In Jerusalem ist dieser Tage einmal mehr alles so nah und so fern. Die Ruhe in den Strassen, die Stimmen aus den Gärten, der laue Abendwind im Mai überlagern die Weltkrisen. Doch sie sind da, drängen immer mehr und kumulieren zu ungeahnten Chancen und Herausforderungen.
Es sind die milden Jerusalemer Nächte im Mai, wenn der laue Wind entlang der Jahrhunderten alten Steinhäuser weht. Die Menschen, Krisen und Veränderungen sind gekommen und gegangen – und alles bleibt einverleibt in der kommenden Zukunft. Die allerdings wird unsere Generation in Verantwortung gestalten müssen. Ob die Stadt, die aktuelle Epoche, jemals als Symbol für Frieden oder Scheitern stehen wird, wird gerade auch von diesen Wochen und Monaten abhängen. Ein letztes Zwitschern, ein letzter Hauch von Frühling in dieser Vollmondnacht der Zuversicht.
Foto:
©domradio.de
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 20. Mai 2022
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
Politiker warnen vor Hungersnöten durch Lieferengpässe. Aus einem Radio an einem Kiosk dringt eine heftig Diskussion über einen Gesetzentwurf in der Knesset, der die Amtszeit für Premierminister beschränken die Kandidatur von angeklagten Politikern verhindern möchte. Die Demokratie ist in der Verhandlung mit sich selbst, während fernab Despoten sich in politische Ämter retten, um zu überleben. In Jerusalem ist dieser Tage einmal mehr alles so nah und so fern. Die Ruhe in den Strassen, die Stimmen aus den Gärten, der laue Abendwind im Mai überlagern die Weltkrisen. Doch sie sind da, drängen immer mehr und kumulieren zu ungeahnten Chancen und Herausforderungen.
Es sind die milden Jerusalemer Nächte im Mai, wenn der laue Wind entlang der Jahrhunderten alten Steinhäuser weht. Die Menschen, Krisen und Veränderungen sind gekommen und gegangen – und alles bleibt einverleibt in der kommenden Zukunft. Die allerdings wird unsere Generation in Verantwortung gestalten müssen. Ob die Stadt, die aktuelle Epoche, jemals als Symbol für Frieden oder Scheitern stehen wird, wird gerade auch von diesen Wochen und Monaten abhängen. Ein letztes Zwitschern, ein letzter Hauch von Frühling in dieser Vollmondnacht der Zuversicht.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 20. Mai 2022
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.