Brillenbar CHIMBO Zoo Frankfurt 1 1Von Frankreich nach Frankfurt

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Frankfurter Zoo passiert derzeit einiges. Leider sind auch Tiere gestorben, aber das gehört zum Leben und es ist rührend, wie solche Tiere verabschiedet werden. Jetzt gibt es einen Zugang. Der zweieinhalb Jahre alte CHIMBO bereichert seit einigen Tagen die Brillenbären-Anlage im Zoo Frankfurt. Auf Empfehlung des Zuchtbuchs kam er aus einem französischen Zoo an den Main. Auf der Anlage leben nun zwei männliche Brillenbären, in Zukunft möchte der Zoo die bedrohte Art aber gerne wieder züchten.

TAXONOMIE ist ja ein gegenwärtiger Lieblingsbegriff. In der Biologie, in der Fauna bedeutet dies für den Brillenbären:

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: Kurzschnauzenbären (Tremarctinae)
Gattung: Tremarctos
Art: Brillenbär

Der Brillenbär wird auch Andenbär (Tremarctos ornatus) genannt, weil er der einzige Bär in Lateinamerika ist. Und er ist auch deshalb etwas Besonderes, weil der Brillenbär der letzte überlebende Vertreter der Kurzschnauzenbären. Sie sind ganz schön groß mit einer Länge von 190 Zentimetern. Auf die Waage können Sie bis 175 Kilogramm bringen. Das gilt allerdings nur für die männlichen Tiere, die Weibchen sind ein Drittel kleiner und leichter. Jeder will wissen, wieso heißt er Brillenbär. Nein, er trägt keine Brille, sein Gesicht ist nur sehr hell, im Gegensatz zum schwarzen Fell. Sie fressen alles, vorwiegend Pflanzen, aber auch Insekten und kleine Tiere, aber greifen auch, wenn sie Hunger haben, Wild an oder Rinder, wenn diese nicht geschützt werden. Bären sind in der Regel alleine am glücklichsten, was sich zu Paarungszeiten ändert, wo sie sich zusammentun, zur Geburt ist die Bärenmutter alleine und braucht zwei Jahre zur Aufzucht der Kleinen. 

Einer der Gründe, warum vom Aussterben des Brillenbärs gesprochen wird, hat mit dem Menschen zu tun. Wegen des immer knapper werdenden Lebensraums durch Abholzen und Versiegelung des Bodens geraten die Tiere zunehmend in Konflikt mit Menschen, wenn sie zum Beispiel deren Maisfelder aufsuchen. Auch wenn er in verschiedenen Zoos überlebt und seine Gesamtpopulation auf unter 25 000 geschätzt. Das ist zu wenig, um auf normalem Weg zu überleben, weshalb den Zoos eine besondere Aufgabe zukommt. In diesen Kontext wollten wir den Einzug des neuen Brillenbärs in Frankfurt stellen.

Der jüngste Neuzugang des Frankfurter Zoos heißt CHIMBO und ist zweieinhalb Jahre alt. Der umgängliche Brillenbär kam bereits am 23. Juni in Frankfurt an. Geboren und aufgewachsen ist er im Zoo von Thoiry bei Paris. Nach der obligatorischen Quarantäne ist er nun neben MANU, der 2018 in Frankfurt geboren wurde, auf der Brillenbären-Anlage des Ukumari-Landes zu sehen und hat sich in seinem neuen Zuhause bereits gut eingelebt.

„Ich freue mich“, so Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, „dass es nun wieder Zuwachs bei den beliebten Brillenbären gibt. Das ist nicht nur für die Besucherinnen und Besucher des Zoos attraktiv, sondern auch wichtig für den Bestand der Art, denn CHIMBO ist im Rahmen des Zuchtprogramms nach Frankfurt gekommen.“

Auch wenn der Zoo Frankfurt derzeit mit zwei männlichen Brillenbären selbstverständlich nicht selbst züchtet, ist der Einzug von CHIMBO ein wichtiger Bestandteil des internationalen Populationsmanagements. Der Zoo hofft, dass er in absehbarer Zeit erneut eine Zuchtempfehlung erhält und wieder ein Brillenbär-Weibchen nach Frankfurt kommen kann. Einer der Junggesellen wird dann in einen anderen Zoo umsiedeln.

Die Brillenbären sind für den Zoo Frankfurt ein wichtiges Element in seiner Ausrichtung auf die Haltung und Zucht bedrohter Arten. Doch die Zucht in Zoos muss mit dem Schutz der Lebensräume einhergehen.

Daran arbeitet die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Die eng mit dem Zoo verbundene Naturschutzorganisation unterstützt bereits seit 1976 Projekte zum Natur- und Artenschutz in Peru – eines davon ist dem Schutz der Brillenbären im Manu-Nationalpark gewidmet. Die ZGF unterstützt die peruanische Nationalparkbehörde beim ökologischen Monitoring, bei der Ausbildung von Rangern und bei der Umweltbildung in Gemeinden, die in der Nachbarschaft der Schutzgebiete liegen. So soll der Mensch-Tier-Konflikt, der vielen Bären das Leben kostet, entschärft werden.

Zoodirektorin Dr. Christina Geiger betont: „Unser neuer Brillenbär CHIMBO erfüllt auf ideale Art und Weise eine Botschafterfunktion für seine in der Natur bedrohten Artgenossen, da er uns hilft, auf die wichtige und erfolgreiche Arbeit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt in den Ursprungsgebieten der Brillenbären hinzuweisen.“

Die Arbeit der ZGF im Manu-Nationalpark ist eines der sechs Projekte, welches vom Zoo und seinen Besucherinnen und Besuchern mit dem freiwilligen Naturschutz-Euro unterstützt wird. Gäste des Frankfurter Zoos können so ganz aktiv zum Schutz von CHIMBOs Artgenossen beitragen.

Fotos:
Brillenbär CHIMBO
© Zoo Frankfurt