Literaturcafe 5438Auszeichnung für das Literaturcafé

Hanswerner Kruse

Steinau a.d.Straße (Weltexpresso) - Derzeit hat die hessische Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Grüne) eigentlich „Tag und Nacht“ damit zu tun, den Scherbenhaufen der documenta fifteen in den Griff zu bekommen. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, am letzten Mittwoch persönlich in der Grimmstadt vorbeizukommen, um das Literaturcafé als „Denkmal des Monats“ auszuzeichnen.

Das ist einer der schönsten regelmäßigen Termine, den ich sehr gerne wahrnehme“, erklärte die Ministerin unserer Zeitung. „Nach coronabedingter Pause komme ich wieder viel herum in Hessen und lerne interessante und toll restaurierte Gebäude kennen, vom erneuerten Wasserturm bis zum umgestalteten Literaturcafé mit Lese- und Veranstaltungssaal.“ Von Kirsten und Hans-Ulrich Ranft, den Besitzern, ließ sie sich durch die renovierten Räume der ehemaligen Apotheke führen und detailliert erklären, was in den fünf Jahren der Sanierung alles geleistet werden musste.

Sie kratzten Farbe von den Holzdielen, entrümpelten die Scheune, verlegten Leitungen neu und stießen bei ihren Arbeiten auf unerwartete Schätze – etwa gut erhaltenes Eichengebälk unter einer dicken Schicht Lehmputz oder Zeitungsseiten von 1904. Aus dem alten Apothekerlabor wurde die Backstube, der Innenhof zur Terrasse ausgebaut. Doch die beiden steckten nicht nur immens viel Arbeit und Geld in die Erneuerung, sondern kauften auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden auch viele alte Möbel, Kunstwerke und Kleinodien für ihr Projekt. Ein antiker Kinderstuhl im Lesesaal entzückte Dorn: „Der ist ja richtig stilecht. Zu Hause habe ich zwei Katzen, die würden da immer draufsitzen.“

Die Gäste befragen uns oft zu den Antiquitäten oder zur Renovierung und kommen selbst ins Erzählen“, meinte Kirsten Renft. „Ein junges Mädchen, das hier als Helferin arbeitete, sagte, es rieche hier so gut wie im Wohnzimmer ihrer Oma.“ Auch Dorn erlebte die Atmosphäre im Café als „familiär“ und „heimelig“ und lobte das Steinauer Kleinod: „Viele historische Ortskerne werden restauriert und geben uns in diesen unsicheren Zeiten die Gewissheit: Es geht doch immer weiter.“ Die Auszeichnung für die Sanierung durch die Ministerin war keine bürokratische Formalität, sondern von „Bewunderung und Respekt“ getragen, wie sie ins Gästebuch schrieb.

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Hintergrund „Denkmal des Monats“
Die 2018 erstmals verliehene Auszeichnung „Denkmal des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, können Personen, Initiativen oder Körperschaften erhalten. Vorgestellt werden denkmalpflegerische Maßnahmen, die individuell, mit handwerklich-technischer Qualität und besonderem Engagement ausgeführt wurden. Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen wählt die Preisträger aus den Bewerbungen für den Hessischen Denkmalschutzpreis aus.
/Ministerium


Foto:

(c) Hanswerner Kruse: Ministerin Angela Dorn mit Hans-Ulrich und Kirsten Ranft (oben) und vor dem Café (unten)

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