journalessenSerie: FRANKFURT & RHEIN-MAIN GEHT AUS! Restaurant-Führer 2023, Teil 2

Notker Blechner

Frankfurt/ Main (Weltexpresso) - Japanische Sterneküche, Essen mit Skyline und Casual Fine Dining - der neue Gastro-Guide "Frankfurt geht aus" hat einiges neues zu bieten. Die größte Überraschung aber gibt’s in der Kategorie der Spitzenrestaurants. Erstmals ist das Gustav die Nummer eins für Feinschmecker geworden.

Jochim Busch ist gerührt. Er hat es geschafft, in den Olymp der Rhein-Main-Spitzenköche gewählt zu werden. Erstmals hat sein Restaurant Gustav das Lafleur von der Spitze der Top-Restaurants verdrängt. "Das ist eine echte Sensation", sagt Jan-Peter Eichhorn, Herausgeber des "Frankfurt geht aus" und "Rhein-Main geht aus". Jahrelang war das Lafleur im Palmengarten mit Chefkoch Andreas Krolik das Maß aller Dinge. Nun ist sein einstiger Schüler Jochim Busch aus dem Schatten seines Lehrers getreten - und hat das Gustav auf Platz eins der Gourmet-Adressen in Rhein-Main gekocht.

Wachablösung bei den Frankfurter Spitzen-Restaurants

"Ich bin überwältigt", sagt der neue Star der Rhein-Main-Kochwelt höflich. Die Wahl zum besten Spitzenrestaurant der Stadt und der Region kam wohl so überraschend, dass er bei der Pressekonferenz den Journalisten kein kleines Testgericht anbieten konnte. Stattdessen servierte das Favorite Mainz, die Nummer eins der Liste Exklusiv Wiesbaden - Darmstadt - Mainz, zweierlei vom europäischen Hummer mit konfierten Schwanzstücken, Hummersalat, Avocado, Tomatensud und grünem Gazpacho-Eis. Erfrischend an einem heißen Sommertag!

Busch ist schnell wieder verschwunden, er scheut das Rampenlicht. Stattdessen lacht Masarue Oae freudig in die Kameras. Sein Restaurant, das Masa Japanese Kitchen ist der eigentliche Shooting-Star der Frankfurter Gastro-Szene. Das kleine 2021 eröffnete Lokal im Frankfurter Ostend hat Anfang des Jahres den ersten Michelin-Stern erhalten. Es ist das erste japanische Restaurant, das außerhalb von Düsseldorf einen Stern ergattert hat.

Erstes japanisches Restaurant mit Stern

Der kleine schlanke Masaru Oae gibt sich bescheiden. Er habe viel gelernt in Düsseldorf, erklärt er. Er freue sich, jetzt Frankfurt mit seinen Köstlichkeiten bekochen zu können. Bei der Pressekonferenz tischt er zwei Bambusschälchen gefüllt mit Spaghettikürbis, Schneekrabbe, Tosa-Essig-Gelee, Hanaho, Taro-Stengel und Rotgarnelen-Cashewnüsse in Tofu-Sauce auf. Köstlich!

Als zweite japanische Top-Adresse präsentiert sich das Bistro Okame. Das japanische Restaurant hat sich ganz auf Sushis konzentriert und ist in dieser Kategorie die Nummer eins. Er mache traditionelle Sushis, versichert Chefkoch Takayuki Hase. Kein Wunder, dass seine Nigri-Sushis aus Thunfisch, Lachs und Hamachi sowie seine Maki-Sushis aus Avocado und Lachs schnell weg sind.

Französisches Edel-Bistro neues Lieblingslokal der Frankfurter

Fast ein bisschen wie aus der Zeit gefallen wirkt indes Erno’s Bistro, das bei den Lieblingslokalen ganz vorne gelandet ist. Koch Valéry Mathis serviert unbeeindruckt von allen Verbotsdiskussionen an diesem heißen Sommertag Terrine von der Gänseleber, Keniabohnen, Artischockensalat, garniert mit Erbsenschaum. Der Erbsen-Geschmack überlagert die Gänseleber. Ansonsten setzt der Elsässer Mathys auf die klassische französische Küche: von der Elsässer Blutwursttarte über Entrecôte mit Pommes frites, Kalbsbries mit Morcheln und Lobster Thermidor. Das Edel-Bistro, das schon 24 Jahre in Folge einen Michelin-Stern bekommen hat, ist und bleibt eine klassische Institution in Frankfurt - allen Vegan- und Nouvelle-Cuisine-Trends zum Trotz.

Zu den Klassikern der Frankfurter Gastro-Szene gehört auch das Carmelo Greco. Seit Jahren behauptet es sich als Nummer eins unter den italienischen Restaurants. Auch in der aktuellen Ausgabe liegt Carmelo Greco im Italien Fine Dining wieder ganz vorne. Der Restaurant-Chef hat noch Einiges vor: "Wir wollen noch besser werden", versprach er auf der Pressekonferenz. Mit neuen kreativen Gerichten will Greco die Gaumen und Sinne der Frankfurter verwöhnen.

Coole Top-Küche im Nordend

Als neuen Trend haben die Macher der Ausgeh-Fibel "Frankfurt geht aus" das Casual Fine Dining ausgemacht, also die gehobene Küche im entspannten Ambiente. In dieser neu geschaffenen Kategorie hat sich das Funky M. Salvador auf Platz eins durchgesetzt. Das Edel-Restaurant im Frankfurter Nordend überzeugte die Test-Esser mit ihrem coolen Chic und vorzüglichen Speisen in lockerer Atmosphäre. Das Funky M. Salvador hebt sich schon bei der Reservierung von anderen Luxus-Restaurants ab: Wer einen Tisch haben möchte, muss ganz altmodisch anrufen und einen Platz vorbestellen. Online-Reservierungen sind für Nick Kircher und sein Küchen-Team ein Fremdwort.

H‘ugo’s und Sombrero Latino unter den Flops

Neben den vielen Neuentdeckungen und Top-Adressen gab’s für die Tester aber auch einige Enttäuschungen. Zusammengefasst sind diese unter den Flops im Magazin. Besonders schlimm war es im "Sombrero Latino" in Wiesbaden. Der dort servierte Cheeseburger war ein "Käsematsch mit verkohlten Rändern, welken Salatbättern, fettiger Bacon", heißt es vernichtend im Gastro-Guide. "Dazwischen trieft und tropft es malerisch." Zur Abschreckung haben die Tester auch noch ein Foto des ungenießbaren Cheeseburger ins Heft gestellt.

Selbst das Promi-Lokal H‘ugo’s in der Frankfurter City taucht in der Flop-Liste auf. Zahlreiche verwendete Fertigprodukte und das nach nichts schmeckende Rinder-Carpaccio stieß den Testern übel auf. Statt mit Salz gewürzt sei das Carpaccio mit so viel Olivenöl vollgetränkt, dass man es hätte mit einem Strohhalm schlürfen können. Sogar dünne Pappe habe noch mehr Aroma, heißt es in "Frankfurt geht aus"...

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