ku1Eine kleine Gartenplauderei

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) - Bombastisch hat er sich aufgeführt dieser Sommer mit seinen Hitzewellen. Jetzt macht er sich still aus dem Staube. Viel zu früh raschelt Laub zu unseren Füßen und erinnert uns an die eigne Vergänglichkeit.

ku0Wem bräche bei dem kummervollen Anblick, Vater Rhein mit bleichen Lenden matt in seinem Bette zu sehn, nicht noch nach Wochen schier das Herz!  Ein harmloses Gewitter brachte die Wende. Mit leichter Hand, so schien es, hatte eine kühle Brise die Kulissen für das folgende Schauspiel zurechtgerückt. Für Sekunden stahl sich ein gleißender Lichtstrahl immer wieder durch einen Spalt  des Wolkenspektakels und entflammte das Laub eines Ahornbaumes zu einer leuchtenden Fackel. Regentropfen fielen auf die ausgetrocknete Erde. Plötzlich roch die schwere Luft für kurze Zeit wie in den Tagen der Kindheit nach gelöschtem Staub

Spät im Sommer hatte sich der Hibiskus darauf besonnen, dass es längst an der Zeit war, seine Blütenpracht nicht länger zu verbergen. Von einem Tag auf den andern schmückte er sich mit blendendweißen Blüten, die im Licht der untergehenden Sonne den Eindruck einer himmlischen Festbeleuchtung erweckten. So schnell die Knospen aufgesprungen waren, so schnell endete ihr paradiesischer Auftritt. Noch ehe ein Schmetterling  sie geküsst hatte, lagen sie als gesprenkelter Teppich auf dem Boden.
ku2Der blaue Rhododendron hatte sich in diesem Jahr mit der Fülle seiner Blüten völlig verausgabt. Zum ersten Mal hatte sich der Strauch vom Scheitel bis zur Sohle geschmückt, als wollte er sagen, seht her, was so ein alter Knabe noch zu Wege bringt. Dem Buntblatt daneben war die Puste ebenfalls ausgegangen. Zum Glück ruht in der dunklen Tiefe des Bodens genügend Wasser, um  beiden auf die Beine helfen zu können. Nu die Hortensie scheint nie genug zu bekommen. Viele Blüten verwelkten vor ihrer Zeit.

Der Apfelbaum in Nachbars Garten hat die Hitze des Sommers vom Aussehen her gut überstanden, auch wenn er längst nicht so viele Früchte trägt wie all die Jahre davor. Wenn nachts der Atem der Stadt still zu stehen scheint, hört man bei geöffnetem Fenster den Plumps des Aufpralls jedes Apfels, der sich vom Baume gelöst hat.  Wacholderdrosseln, früher auch Krammetsvögel genannt, hatten vor einigen Jahren Wind davon bekommen,  dass hier ein gedeckter Tisch auf sie wartet. Ein Schwarm der Gäste aus dem nahen Skandinavien tat sich tagelang an den Äpfeln gütlich.

Rechtzeitig vor dem großen Regen ist dem Sommerflieder noch eingefallen, dass Schmetterlinge noch Gefallen am Nektar seiner Blüten finden könnten. Allerdings ließ sich das farbenprächtige Tagpfauenauge nur ein einziges Mal blicken. Mt ausgebreiteten Flügeln genoss es auf dem Dach des Vogelhäuschens die wärmende Sonne.

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