Premiere im English Theatre Hamburg
Helmut Marrat
Hamburg (Weltexpresso - ) Englischsprachige Theater gibt es in Deutschland erstaunlich viele. In Hamburg, das sich stets und immer noch als besonders anglophil sehen möchte, befinden sich immerhin eineinhalb. Neben den Hamburg Players, die sich die älteste Gruppe nennen,sollte man vor allem das English Theatre beachten.
Es ist hier das einzige professionelle.Ein oftmals kleiner, aber in seiner Wirkung wesentlicher Unterschied. Amateure quälen viel seltener Selbstzweifel. Sie spielen sozusagen hemmungslos. Und das kann mitunter recht anstrengend sein.
Beim English Theatre treten professionelle Schauspieler auf. Sie stammen in aller Regel aus Großbritannien und sind in Hamburg zu Gast.Kurz, sie spielen in ihrer Muttersprache. Bei allen bisher gesehenen Aufführungen, und es sind einige, kann man sagen, dass es sich um lohnende handelt. Jeder, der Theater kennt, ahnt, dass da nicht nur Glück oder Zufall dahinterstecken kann. Nein, man versteht hier sein Handwerk. Und nichts anderes ist Schauspiel dem Grunde nach.
Seit 1981 gibt es dieses Theater schon. Eine lange Wegstrecke, und beinah immer frei von Krisen. Dennoch ist es natürlich ein hartes Stück Arbeit, ein Privattheater am Laufen zu halten. Clifford Dean und Robert Rumpf stammen beide aus den USA und leiten das Haus mit großer Geschicklichkeit.In Abständen geht es nach England und man macht sich auf die Suche nach geeigneten Schauspielern.
Mass Appeal heißt das aktuelle Stück. erlebte seine Premiere in New York, und zwar zunächst "Off Broadway." Es lief aber so erfolgreich , dass es auf den Broadway wechseln konnte. Von dort aus machte es gewissermaßen Weltkarriere und wurde in vielen Ländern gespielt. Der Autor Bill C.Davis stammt ursprünglich aus dem Staat New York und bringt es auf eine Reihe von Theaterstücken. „Mass Appeal“ gilt als sein bekanntestes und stammt aus dem Jahr 1980. Doch immer noch wirkt es von seiner Thematik nicht veraltet.
Das Stück, so lerne ich aus dem gut gemachten Programmheft,handelt von dem Mut, seinen Ideen zu folgen und sie nicht irgendeiner Beliebigkeit zu opfern.Da treffen zwei sehr konträre Ansichten aufeinander: Ein Priester, namens Farley, der in Fragen des Zölibats, aber auch, wer sich berufen fühlen darf, der Kirche zu dienen, ob also auch Homosexuelle oder Frauen das Priesteramt ausführen dürfen, eine äußerst restriktive Haltung einnimmt, wird mit einem jungen Kandidaten für das Priesteramt(Mark Dolson) konfrontiert. der dies absolut entgegengesetzt sehen will.Stellvertretend kämpfen die beiden Charaktere also einen Kampf , der bis heute die katholische Kirche bestimmt.
Die Inszenierung hat der Gastregisseur Andrew Lynford durchaus gekonnt gestaltet. Mathias Wardeck sorgte für ein eindrucksvolles Bühnenbild.Ein Kirchenraum, der abwechselnd auch das Büro des Priesters wird.Und die Schauspieler? Beide spielen überzeugend. Peter Amory gibt dem "Father" die nötige Unnahbarkeit, Stephen Mc Gonigle jenem Mark Dolson die kritische Beweglichkeit, auf die man bei der katholischen Kirche vielleicht immer wieder hoffen darf. Mc Gonigles Darstellung gefiel mir ganz besonders gut. Er zeigt die intensiven Momente seiner Figur sehr eindrücklich.
„Mass appeal“ heißt übrigens übersetzt: "Ein Appell an die Masse". Und es ist spannend, den beiden dabei zuzusehen, wessen Idee siegen wird.
Info: The English Theatre Hamburg, Lerchenfeld14, 22081 Hamburg.
Mass Appeal läuft noch bis zum 19.April 2014