50 Prozent sind Opfer von Assimilation und Mischehen
Jacques Ungar
Tel Aviv (W2ltexpresso) - In den nächsten 30 bis 50 Jahren wird die Hälfte der jüdischen Kleingemeinden Europas als Opfer von Mischehen und Assimilation der Allgemeinheit verloren gehen. Das sagte ein prominenter europäisch-jüdischer Führer gegenüber der «Jerusalem Post». «Aktuelle Zahlen zeigen, dass Mischehen und Assimilation in der jüdischen Diaspora neue Höhepunkte erreicht haben», sagte Ariel Musicant, Präsident des Europäisch-Jüdischen Kongresses, diese Woche gegenüber dem israelischen Außenministerium.
«Die Mischeherate steht bei 50 Prozent in Europa und bei 75 Prozent in den USA. Sollte dieser Trend anhalten», warnt Musicant, «werden große Teile der jüdischen Diaspora innerhalb einer Generation oder deren zwei verschwinden. In anderen Worten: 50 Prozent der jüdischen Kleingemeinden werden in den nächsten 30 bis 50 Jahren von der Bildfläche wegtreten.» Musicant machte seine düsteren Prognosen an einer Konferenz der jüdischen Führung europäischer Staaten. Das organisierende Außenministerium Israels hatte rund 40 Führer jüdischer Gemeinden aus 28 Staaten empfangen.
«125 Jahre lang hat die Diaspora den Staat Israel aufgebaut und unterstützt», sagte Musicant. Jetzt sei es an der Zeit für tiefgreifende Veränderungen: «Israel und die Institutionen müssen ihre Investitionen in das Diaspora-Judentum beträchtlich erhöhen.» Der EJC-Präsident nennt drei Wege: Was die Erziehung angehe, brauche man laut Musicant jüdische Schulen, Sonntagsschulen, Lernmaterial und Lehrer. Zweitens bestehe die Notwendigkeit, «möglichst viele Juden nach Israel zu bringen» und gleichzeitig Programme wie Birthright Israel, Masa Israel und Limmud zu vergrössern und wieder zu starten».
Darüber hinaus sagte Musicant, er fühle die Notwendigkeit für die israelische Regierung, «Programme auszuweiten oder zu schaffen, welche jüdische Kultur, Tradition und Religion zu allen Sektoren der jüdischen Bevölkerung außerhalb Israels bringen würden». Assimilation sei heute der grösße Feind des jüdischen Volkes. Dazu Musicant: «Wir können nicht fortfahren, jüdisches Leben ausschließlich auf dem Antisemitismus oder die Holocaust-Erinnerung aufzubauen. Wenn wir das jüdische Leben außerhalb Israels stärken wollen, müssen wir weiter beeinflussen und jüdisches Wissen zu so vielen Juden als möglich bringen.»
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interreligiose ehe in israel
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