Tiergehege wird gepflegt
Sabine Zoller
Bad Herrenalb (Weltexpresso) - Der Besuch des Tiergeheges ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und lässt sich mit einer Wanderung verbinden. „Wenn ich früh morgens ins Wildgehege komme, streckt der Rothirsch schon seinen Kopf aus dem Wald“, erklärt Amandus Zoister aus Bad Herrenalb. Der ehrenamtliche Wildtierbetreuer ist seit drei Jahren Tag um Tag im Einsatz, um das scheue Rotwild im Dobeltal zu füttern und zu betreuen. „Ich bin leidenschaftlicher Jäger und diese Aufgabe macht mir besondere Freude“, so der gebürtige Steirer.
Als Sohn eines Försters im österreichischen Nationalpark Gesäuse aufgewachsen, kann er nun im Rentenalter seinen geliebten Tieren in freier Wildbahn ganz nah sein und tagtäglich die Rehe und den Rotwildhirsch beobachten. „Ich wohne gleich am Waldrand und mache jeden Morgen meinen Spaziergang zum Wildgehege“, so der Tenor des gelernten Fischereiwarts, der im Sommer um acht Uhr und nun zur Winterzeit eine Stunde später am Wildgehege eintrifft.
Der Rothirsch ist der wohl imposanteste und größte Vertreter des mitteleuropäischen Wildes und präsentiert sich eindrucksvoll mit einem Geweih, das jedes Frühjahr abgeworfen wird. „Bis zur Brunftzeit im Herbst wächst das Geweih wieder nach und wird jedes Jahr größer“, erklärt Zoister, der den Kopfschmuck der männlichen Tiere als Kampf- und Imponierwaffe in der Brunftzeit bezeichnet. „An der Anzahl der Geweihenden kann das Alter eines Hirsches bestimmt werden“, so Zoister, der seinen prachtvollen Bock im Gehege liebevoll beschreibt: „Der ist im fünften Jahr und hat den vierten Kopf.“ Als Einjähriger ist der mittlerweile stattliche Hüter einer sechsköpfigen Herde ins Dobeltal gekommen und hat seine Manneskraft schon als Jüngling vererbt. „Der hatte das Geweih schon geschoben und im Jahr darauf drei Kälber“, lacht Zoister, der den Hirsch des Geheges „Seppl“ nennt. „Wenn ich pfeife, lugt der schon aus dem Wald“, so die Info des Tierhüters, der mit Routine seinen Eimer tief in de Futterkiste eintaucht, um die Futterraufe zu füllen. „Die kennen mich schon und wissen, dass es immer zu selben Zeit etwas zum Fressen gibt.“
Das Rotwild ist zwar sehr anpassungsfähig, aber von Natur aus kein reiner Waldbewohner. Mit einer Größe von rund sechs Hektar Fläche besteht das seit 1986 eingezäunte Wildgehege zur Hälfte aus Wald und zur Hälfte aus einer halboffenen Graslandschaft. Während der Mischwald zum Schutz und Deckung für die Tiere dient, bietet die Wiese eine ideale Äsungsfläche im Sommer. Doch die im Gehege lebenden Tiere müssen mit Hafer und Wildfutter versorgt werden. Im Winter gibt es zudem Heu und Steckrüben, die Zoister als besonderes Leckerli im frisch gefallenen Neuschnee verteilt. „Allein an Rüben verfüttere ich acht Tonnen pro Jahr“, so das Credo des Wildhüters, der dem Rotwild rund ums Jahr eine nährstoffreiche Kost bietet. Denn die Tiere sind keine reinen Grasfresser. Gras enthält zu wenig Materialien und liefert auch kaum Energie, die das Rotwild auch für die Geweihbildung benötigt. Daher sind Knospen, Blätter, Rinden und Zweige zusätzlich eine begehrte Kost, die allerdings auch Spuren im Wald hinterlässt.
„Bis vor drei Jahren hat der Forst den Bestand und das Wildgehege betreut“, lautet die Auskunft von Zoister, der nun im Ehrenamt das von der Gemeinde gepachtete Gelände und die Tiere betreut. „Der Forst ist lediglich für die Futterhütte und den Zaun verantwortlich.“ Die Verantwortung für den Bestand und das Wohlergehen der prachtvollen Schwarzwälder Hirschart hat nun Zoister übernommen. Da die Trockenperioden der letzten Jahre nur wenig Graswuchs im Gelände ergaben, hat er die Brombeerhecken am Waldrand abgemäht und die Dornenbüsche ins Gehege geworfen. „Das ist das beste Futter weit und breit und ein echtes Zuckerbrot für die Tiere“, sagt Zoister, der allerdings im gleichen Atemzug darauf verweist, dass Spaziergängern die Wildtierfütterung generell untersagt ist.
Foto:
Amandus Zoister aus Bad Herrenalb füttert täglich die Rotwildherde im Wildgehege im Dobeltal„Wir müssen tagtäglich zu füttern, denn hier können sich die Tiere nicht alleine ernähren“.
©Sabine Zoller