rhodrot

Worauf wir mit dem Garten mitunter lange warten

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) - Erst als ein warmer Luftstrom den Garten im Frühling liebevoll in den Arm nahm, gaben Rhododendren und Azaleen in diesem Jahr zu erkennen, was sich unter den Schalen ihrer Knospen verbirgt. 

 

rhodoweißDie kesse Winterheide im Vorgarten , die sich in frostigen Frühjahrsnächten erst richtig wohl zu fühlen scheint und mit ihren Abertausend kleinen Blüten unsere Augen betört, hat angesichts der vermeintlichen Zögerlichkeit  schon die Nase gerümpft. Jetzt musste sie, schon des Duftes wegen, den eine gelbe Azalee freigiebig verströmt, angesichts der unübertrefflichen Blütenfülle  klein beigeben  Ein blauer Rhododendron, der sich gegen ein Buntblatt zur Linken und eine Forsythie zur Rechten behaupten muss, macht wegen  seines schlanken Wuchses und seiner farblichen  Einmaligkeit  auf andere Art von sich reden..

 

Der weiße Flieder gab diesmal  nur ein kurzes Gastspiel ohne besonderen Höhepunkt, während ein Samenkorn der  Akelei im Hochbeet auf der Terrasse sich unbeabsichtigt ein Bett zu Füßen einer erstmals erblühten roten  Rose gesucht hat. Daraus entsprang eine blau-rote Partnerschaft von besonderem  Reiz. Der hölzerne Rabe mit dem eisernen Bein, der seine Blößen seit Jahren unter den Blüten des Storchenschnabels versteckt, verriet mir mit einem Zwinkern seines Glasauges, dass er sich von dem Bündnis eine kleine Abwechslung erhofft,  wenn an den langen Sommerabenden der wehmütige Gesang einer einsamen Amsel von weit her aus den Baumkronen einer Insel im See zu uns geweht wird.. 

 

Ob die Hortensie mit ihren üppigen aber immer noch jungfräulichen Blüten um diese Zeit dafür ein Ohr hat,rhodo weiß der Himmel. Der spielt jedenfalls für sie eine besondere Rolle. Sie hat es gern nass um die Füße. Nchts verstimmt sie so sehr, wie ein paar Stunden pralle Sonne. Dann kringelt sie die Blätter zusammen, wie das der Rhododendron bei frostigen Temperaturen zum eigenen Schutz macht. Von der blauen Ballonblume auf dem Hochbeet hinter dem Haus ist nur zu sehen, dass sie sich wie immer gegen die Mitbewerber zu behaupten versteht und uns mit ihrem plötzlichen Übergang vom scheinbar mit Luft gefüllten Ballon zur ästhetisch vollendeten Blüte immer wieder überrascht. 

 

Eines Tages ist der Farbenrausch vorüber. Überall hat das helle Grün neuer Blätter optisch die Herrschaft übernommen  und spiegelt uns das Bild eines neuen anderen Gartens vor, der uns die eigene Vergänglichkeit immer wieder aufs Neue  bewusst macht.

Fotos: 
Kurt Nelhiebel