Sabine Zoller
Stuttgart (Weltexpresso) - Im deutschen Südwesten feiert das einstige Königreich Württemberg eine langjährige Geschichte mit dem Nachbarland am Rhein, dem Elsass. 2024 wird dazu ein besonderes Jubiläum gefeiert – denn die beiden Regionen verbindet eine lange und eng verflochtene Vergangenheit: Vor genau 700 Jahren erwarb Graf Ulrich III. von Württemberg die Grafschaft Horburg und die Herrschaft Reichenweier. Zwischen den Besitztümern des Hauses Württemberg links und rechts des Rheins entwickelte sich ein intensiver Austausch, dessen Spuren sich auch in der Geschichte verschiedener Monumente widerspiegeln.
Die Verbindung zwischen dem Elsass und Württemberg sind tief. Die französische Region und der ehemalige deutsche Teilstaat können auf eine lange gemeinsame Geschichte zurückblicken. In diesem Jahr feiern sie ein besonderes Jubiläum: 1324 erwarb Graf Ulrich III. von Württemberg die Grafschaft Horburg und die Herrschaft Reichenweier im heutigen Elsass. Die Region wurde so Teil des Herrschaftsgebiets Württembergs und blieb es auch bis 1796. Eine Ausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart beleuchtet die vielfältigen kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Verbindungen zwischen Württemberg und dem Elsass. Die deutsch-französische Schau „Württemberg und das Elsass: 700 Jahre gemeinsame Geschichte“ ist noch bis zum 13. Oktober im Schloss der Herzöge von Württemberg in Riquewihr zu sehen. Die besondere Beziehung zwischen dem Herrschaftshaus und der französischen Region prägten Klöster und Schlösser im ganzen Land.
Von Hirsau nach Mömpelgard
Der berühmte Architekt Heinrich Schickhardt aus Herrenberg war für zahlreiche Bauten in Württemberg verantwortlich – etwa für das elegante Jagdschloss von Kloster Hirsau, an dem er als Gehilfe von Hofarchitekt Georg Beer mitwirkte. Das Kleinod ist heute zwar eine Ruine, die imposanten Überreste zeugen jedoch noch immer von der Größe und der hohen Qualität des Schlosses. Jenseits des Rheins war Schickhardt verantwortlich für den Bau verschiedener großer Monumente, so auch für die Errichtung der evangelischen Kirche Saint-Martin, die Erweiterung des Schlosses in Mömpelgard oder für prächtige Häuser im Stil der Spätrenaissance in Reichenweier und Hunaweier. Daneben ist auch an zahlreichen weiteren Orten im ganzen Land die Verbindung von Württemberg mit der Grafschaft Mömpelgard im Elsass erkennbar – auch wenn man hierfür etwas Hintergrundwissen braucht: So sind in vielen Ausführungen des württembergischen Wappens die Barben Mömpelgards, zwei goldene Fische auf rotem Feld, zu sehen – wie etwa im Schloss Solitude oder im Residenzschloss Urach, das derzeit renoviert wird. Denn 1407 heiratete Graf Eberhard IV. von Württemberg Henriette von Mömpelgard. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Montbéliard zum Haus Württemberg und wurde zum Zentrum seines linksrheinischen Besitzes. Hier fand Ulrich von Württemberg auch Zuflucht, nachdem er 1519 aus dem Herzogtum vertrieben wurde.
Eine verbindung im Wandel
1796 fielen die linksrheinischen Gebiete Württembergs an Frankreich. Damit endete die Herrschaft aus Stuttgart, die Beziehungen erloschen jedoch nie ganz. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurde das Elsass 1871 Teil des Deutschen Kaiserreichs. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs fiel die Region wieder an Frankreich. Die Verbindungen überstanden jedoch alle Konflikte und Umbrüche. Mehr noch: 1950 schlossen Ludwigsburg und Montbéliard (Mömpelgard), die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft. In den 1960er Jahren folgten Stuttgart und Straßburg sowie Weil der Stadt und Riquewihr (Reichenweier) – sie bilden so lebhafte Zeichen der Verbundenheit der beiden Regionen.
Foto: Hirsau im Schwarzwald © Sabine Zoller