Gedenkstein für Schultheiss steht wieder
Sabine Zoller
Bad Herrenalb (Weltexpresso) - „Was könnte es für die Nachkommen des Stadtschultheißen Beutter zum Jahresausklang Schöneres geben, als die Nachricht: ‚Der Gedenkstein unseres Urgroßvaters ist an seinen fast angestammten Platz zurückgekehrt.‘ Hocherfreut äußert sich Prof. Gerdi Sobek-Beutter, Urenkelin des Stadtgründers von Bad Herrenalb, über die Wiederaufstellung des historischen Denkmals. Nach acht Jahren tritt der Gedenkstein nun wieder sichtbar in Erscheinung – ein Moment, der die Familie tief bewegt.
„Dank des ehrenamtlichen Engagements engagierter Herrenalber Bürger hat dieser historisch bedeutende Gedenkstein seinen Platz im Herzen der Stadt zurückgewonnen“, lobt Gerdi Sobek-Beutter, die gemeinsam mit zahlreichen Familienmitgliedern aus Stuttgart diese Rückkehr als bedeutsames Zeichen für das kulturelle Erbe und die Geschichte Bad Herrenalbs feiert."
Erhard Beutter bestimmte die Geschicke des Ortes von 1854 bis 1891 nicht nur als Bürgermeister. In seiner zusätzlichen Funktion als königlicher Badinspektor forcierte er den Aufschwung der Kaltwasserheilanstalt. Als Impulsgeber gewann er Mitstreiter, sodass nicht nur Kureinrichtungen ausgebaut, sondern auch die Grundlagen für den Reiseverkehr geschaffen und der Straßenbau vorangetrieben werden konnten. Sein Einsatz ging weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus: Als Landtagsabgeordneter in Stuttgart kämpfte Beutter für die Interessen Herrenalbs und ebnete den Weg für die Erhebung des Ortes zur Stadt. Mit seiner Vision und seinem Durchhaltevermögen prägte er die Entwicklung Herrenalbs nachhaltig.
Am 3. November 1887 werden seine Bestrebungen zur Entwicklung der Gemeinde durch König Karl I. von Württemberg mit dem begehrten Titel „Stadt“ gekrönt. Und zum 100-jährigen Stadtjubiläum widmet ihm die Stadt einen Gedenkstein, auf dem sichtbar alle wichtigen Daten, von der Geburt bis zum Tod, und darüber hinaus alle wichtigen Taten des einstigen Stadtschultheißen, Königlich-Württembergischen Badinspektors und Mitglied des Landtags verzeichnet sind.
Beutter, dem es bereits 1856 gelang, die Besitzungen des vormaligen Bürgermeisters Benckiser für die Stadt zu erwerben, konnte mit der "Waschwiese" den heutigen nördlichen Teil des Kurparks bilden und zudem die Schweizer Wiese kaufen. Kurz vor dem Bau des Kurhauses war es ihm 1890 möglich von der staatlichen Forstverwaltung Württemberg die "Försterwiese" zu erwerben, die heute als südlicher Teil des Kurparks bekannt ist. Grund und Anlass, um den Gedenkstein 1987 direkt neben dem Kurhaus zu platzieren und zu Ehren des Stadtschultheißen den Erhard-Beutter-Platz zu initiieren. Bis zur Neugestaltung der Kurparkanlage und der verbreiterten Flaniermeile anlässlich der Gartenschau 2017 war die Geschichte des Ortes drei Jahrzehnte lang auf dem repräsentativen Stein nachzulesen. Doch dann verschwand das gute Stück acht lange Jahre im Bauhoflager und schien – trotz mehrfacher Berichte in der Tagespresse – von der Stadt fast gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein. Fast! Denn sechs engagierte Männer bewiesen eindrucksvoll, was tatkräftiges Miteinander bewirken kann. Sie entwickelten nicht nur die Idee, den Gedenkstein wieder aufzustellen, sondern brachten auch die notwendige Motivation mit, selbst anzupacken. Mit vereinten Kräften setzten sie sich dafür ein, dass der nach Beutter benannte Platz, direkt in der Nähe des Kurhauses, wieder eine würdige Bedeutung erhält – und mit ihm der historische Gedenkstein an seinen Platz der Ehre zurückkehrt.
„Wir sind eine Wandergruppe, und beim Wandern kam uns die Idee, uns für den Erhalt des Bestehenden einzusetzen“, erzählt Karl Nofer. So entstand der Gedanke, das Beutter-Denkmal wieder aufzustellen – ein Projekt, das die heimatverbundene Gruppe bestehend aus Gerd Leschinski, Walter Weiß, Karl Nofer, Helmut Both, Dieter Laistner und Ramon Schumacher selbst in die Hand nahm. „Unterstützung gab es keine, wir haben alles selbst gemacht“, betont Helmut Both. Er berichtet von zahllosen Stunden, die nicht nur in die Vorbereitung flossen: „Wir haben das Fundament per Hand ausgehoben, den Beton geholt und gegossen, den Stein gesetzt, Pflaster verlegt, eingesägt und den Platz eingerüttelt – eben so, wie es sein muss.“
Die Arbeit der sechs Männer zeugt von handwerklichem Können und echter Leidenschaft. „Wenn wir anpacken, dann richtig!“ erklärt Both. Lediglich Walter König aus Rotensol war für die Restaurierung des Steins verantwortlich und besserte Kopf und Sockel aus – den Rest erledigte die Gemeinschaft. Der Zusammenhalt, der das Projekt prägte, ist auch beim Männergesangverein „Liederkranz“ Bad Herrenalb-Gaistal spürbar, dem übrigens alle Beteiligten angehören. Vom Fundament bis zum finalen Auftstelltermin vergingen kaum drei Wochen, und so war es den sechs ehrenamtlöich Tätigen möglich, noch vor Weihnachten der Stadt ein besonderes Geschenk zu machen und das auch noch als besonderen Höhepunkt im Jubiläumsjahr der 875-jährigen Geschichte des Ortes
Gerdi Sobek-Beutter aus Stuttgart zeigt sich gemeinsam mit zahlreichen Familienmitgliedern hoch erfreut darüber, dass es dank des ehrenamtlichen Engagements der Herrenalber Bürger gelungen ist, diesen „historisch bedeutenden Gedenkstein wieder an seinen Platz im Herzen der Stadt zu bringen.“ Nachdem Sie im April 2024 das Grab Ihres Vorfahren auf dem Herrenalber Friedhof von Efeu überwuchert sah, hebt in ihren Ausführungen besonders hervor: „Diese Männer haben nicht nur die Bedeutung und Stärke Beutters als sozial- und kommunalpolitisch engagierte Persönlichkeit erfasst, sondern auch sein unermüdliches Wirken für die Bürger und die Entwicklung Herrenalbs zur Stadt und zum Kurort in den Mittelpunkt gestellt.“
Ihr Dank und ihre Anerkennung gelten damit nicht nur dem sichtbaren Ergebnis, sondern auch dem Verständnis und Respekt, mit dem die Helfer das Andenken an den Stadtgründer gepflegt haben.
Foto v.l.n.r: Gerd Leschinski, Walter Weiß, Karl Nofer, Helmut Both, Dieter Laistner und Ramon Schumacher setzen nach acht Jahren das Beutter-Denkmal im Herzen der Stadt wieder ins Rampenlicht © Sabine Zoller