IMG 8872 Foto ZollerDer Citroën Veteranen Club

Sabine Zoller

Bad Herrenalb (Weltexoresso) - Der Citroën Veteranen Club zählt inzwischen rund 650 Mitglieder in Deutschland und Menschen, die ihre Begeisterung für französische Automobilkunst verbindet. Aus einer kleinen Gemeinschaft von Tüftlern ist in fünf Jahrzehnten ein lebendiger Verein geworden, der neben technischer Leidenschaft vor allem den Zusammenhalt pflegt.


IMG 8836Die eleganten Citroën 11 CV, im Volksmund liebevoll „Gangsterlimousinen“ genannt, verwandelten den Rathausplatz  von Bad Herrenalb für einige Stunden in eine Filmkulisse aus den 1930er-Jahren. Mit ihren geschwungenen Kotflügeln, tiefen Motorhauben und markanten Kühlern wirkten sie, als wären sie direkt aus einem alten Schwarz-Weiß-Film gerollt. Wenn Oliver Rommel von Autos spricht, funkeln seine Augen, denn sein Herz gehört einem ganz besonderen Stück Automobilgeschichte: einem Citroën 11 CV Traction Avant, liebevoll „Madeleine“ genannt.

Seine Liebe zu alten Autos begann früh. Schon als Kind war Oliver Rommel „autoverrückt“. Urlaube am Lago Maggiore verbrachte er damit, Ferraris hinterherzulaufen. Sein Großvater, Mechaniker und früher bei Karl Benz tätig, schraubte sein Leben lang an Autos, sein Vater nahm ihn regelmäßig zu Automuseen in Marxzell, Schloss Langenburg oder ins Deutsche Museum nach München mit. „Mich faszinierten schon damals nicht nur die Autos, sondern alle besonderen Zeugnisse der Vergangenheit“, erzählt Rommel. Das Automuseum Marxzell, mit seinen historischen Fahrzeugen, seltenen Fahrrädern und kuriosen Erfindungen, besucht der Ettlinger bis heute mehrfach im Jahr.

IMG 8843 Foto ZollerMit 18 Jahren war er zunächst „Enten-Fahrer“ hinter dem Lenkrad eines Citroën 2 CV. Später besaß er einen britischen MG B Sportwagen, doch Technik und Motorarbeit überließ er anderen, zu groß war die Scheu vor komplexen Reparaturen. „Mein Hobby lag über 25 Jahre auf Eis“, so Rommel, der buchstäblich „Feuer fing“, als er bei einem Bekannten einen Citroën 11 CV Traction Avant, die legendäre „Gangsterlimousine“ entdeckte. Gemeinsam mit seiner Frau testete er verschiedene Oldtimer in einem Verleih bei München, besuchte Kurse bei einem Citroën-Enthusiasten in der Nordschweiz und lernte, die Technik zu verstehen. Dann ging er auf die Suche und als ein gut restauriertes Exemplar für 17.500 Euro erwarb er seine "Madeleine".
  

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 Der Traction Avant, gebaut von 1934 bis 1957, war seinerzeit technisch wegweisend und galt bei seiner Einführung als eines der modernsten Autos überhaupt. Der Name „Traction avant“ – sinngemäß „Zug vorne“ – verweist darauf, dass der Motor die Vorderräder antreibt, was damals noch sehr selten war. Mit rund 750.000 Exemplaren zählte der bis 1954 gebaute Wagen zu den populärsten französischen Mittelklasseautos seiner Zeit. Die robuste Konstruktion und die eleganten Linien machten ihn nicht nur zu einem zuverlässigen Fahrzeug, sondern zeigten ihn in Filmen oft sogar als „Gangsterauto“ der Bösewichte. Bis heute sind Ersatzteile gut verfügbar, und Reparaturen übernimmt Oliver Rommel teils selbst, teils in Zusammenarbeit mit einem befreundeten Citroën-Mechanikermeister aus Karlsruhe.

IMG 8870In den vergangenen zehn Jahren ist Oliver Rommel mit „Madeleine“ rund 15.000 Kilometer gefahren, zu Oldtimer-Treffen, auf kleinen Alltagsfahrten oder wöchentlich zur Arbeit durch den Schwarzwald, wo jede Fahrt für ihn ein besonderes Erlebnis ist. Ich genieße die beherrschbare Technik und das Gefühl, ein Zeugnis vergangener Zeiten zu bewegen“, erklärt Oliver Rommel, der seit zehn Jahren Mitglied im Citroën Veteranen Club ist. „Dort finde ich die passende Gemeinschaft: Gleichgesinnte, die Technik lieben und frankophil sind. Wir treffen uns zu Ausfahrten, Stadtführungen oder Museumsbesuchen und dann ist das immer ein Spektakel das Passanten begeistert.“ So war er auch mit viel Begeisterung dabei, als der Club seinen 50. Geburtstag mit vielen verschiedenen Citroën-Modellen feierte, darunter Traction Avant, Citroën DS und Ente, „da die Autos eine vergangene Zeit lebendig werden lassen.“
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Die Zukunft der Oldtimer sieht Rommel allerdings mit gemischten Gefühlen: „Die Generation unserer Kinder interessiert sich wenig dafür und die Zahl der Techniker wird kleiner. Für mich ist es ein Hobby und eine Investition in mein eigenes Wohl- und Glücksgefühl.“ Und solange „Madeleine“ auf den Straßen rollt, wird diese Leidenschaft lebendig bleiben.

Foto: Impressionen der Limousinen © Sabine Zoller