Hamburg regelt den Verkehr.“

 

Helmut Marrat,

 

Hamburg (Weltexpresso) Seit Jahren wird in der Hansestadt über das sogenannte „Busbeschleunigungsprogramm“ diskutiert, das in Wirklichkeit ein Individualverkehr-Verlangsamungsprogramm ist.

 

Angeblich soll dieses „Busbeschleunigungsprogramm“ dazu dienen, einen befürchteten Verkehrsinfarkt abzuwenden. Dafür werden große Summen investiert. Genannt werden 259 Millionen. Kreuzungen sollen verändert werden, Busspuren neu angelegt, Parkplätze verschwinden. Der erhoffte Ertrag: Eine Verkürzung der Fahrtzeiten um wenige Sekunden! Natürlich könnte man dieses populistische Ziel, also letztlich ein unsinniges, das auf einen Zuwachs von Wählerstimmen spekuliert, auch anders erreichen. Ein Vorschlag nennt etwa das Aufstellen von Fahrkartenautomaten an stark frequentierten Haltestellen. So müssten die Fahrer nicht mehr lange stehen bleiben, um Fahrscheine auszugeben. Das, so die vermutlich nicht ganz abwegige Begründung, sparte mindestens Minuten.

 

Es gibt aber noch eine weitere schöne Art und Weise, wie in dieser Stadt Verkehrsprobleme behoben werden. Dabei handelt es sich um eine der großen Straßen, direkt an der Außenalster. Sie ist fünfspurig. Und sie ist in beide Richtungen zu befahren, stadtein- und stadtauswärts. Nun fehlt aber im Berufsverkehr jeweils eine Spur. Lösung: Jeden Morgen fährt ein Mitarbeiter der Stadt mit seinem kleinen Lastwagen herbei und stellt kleine Signal-Hütchen um. Pylonen heißen die. Morgens um 8 Uhr ist das. Und so werden aus den fünf Spuren drei in Richtung Innenstadt und zwei auswärts. Doch um 12 Uhr kommt der Mann erneut und stellt die Hütchen wieder um. Nun wird die wechselnde Spur wieder der anderen Seite zugeschlagen. Das geschieht alles jeden Montag bis Freitag. Seit Jahrzehnten. In der Freien und Hansestadt Hamburg.

 

Info: Die Hütchen kennt man auch als Warnhütchen, oder, der Farbe nach, Lübecker Tüte.