Serie: Neuer Streit um das Fritz-Bauer-Institut (FBI), Teil 1
Constanze Weinberg
München (Weltexpresso) - Wenn es um Fakten und Daten geht, nimmt es der 87Jährige sehr genau. Am 15. August dieses Jahres habe er Herrn Professor Gross seine Kritik an sechs Aufsätzen von Herrn Renz geschickt, die sich kritisch mit Fritz Bauer und dem Auschwitz-Prozess beschäftigen, erzählt Kurt Nelhiebel.
Noch am selben Tag habe der Direktor des Fritz-Bauer-Instituts den Eingang bestätigt. Geschehen sei dann aber nichts. Nach fünf Wochen, am 22. September, habe er Professor Gross an die ausstehende Antwort erinnert und zugleich angekündigt, dass er den hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, der das Land Hessen im Stiftungsrat des Instituts vertritt, um eine Stellungnahme bitten werde.
Damit ließ er sich aber erst einmal Zeit.. „Es konnte ja sein, dass Herr Gross, sich doch noch rührt“, meinte er zur Begründung. Als dann doch nichts passierte, schickte er seine Anmerkungen zu sechs Aufsätzen des Leiters der Dokumentation des Fritz-Bauer-Instituts an den Minister in Wiesbaden. Das war am 4. November. Aber auch der würdigte den Zeitzeugen, der nicht nur unter den Nazis gelitten hat, sondern auch Opfer der Vertreibungen nach Kriegsende wurde, keiner Antwort. Inzwischen kursierte sein Aufsatz unter dem Titel „Hände weg von Fritz Bauer!“ im Internet, den Weltexpresso hatte zwischen dem 18. und 25. August in sieben Teilen Nelhiebels inhaltlich untermauerte Kritik veröffentlicht – siehe Links unten..
Tobias Baur, Mitglied des Bundesvorstandes der von Fritz Bauer mit begründeten Humanistischen Union, schrieb dem Verfasser: „Herzlichen Dank für Ihren luziden Artikel zur faktischen und wohl systematisch betriebenen Herabsetzung von Fritz Bauers Beitrag zum Aufbau des Rechtsstaates, ausgerechnet aus der nach ihm benannten Stiftung heraus.“ Der Historiker und Generalsekretär der International Föderation der Widerstandskämpfer, Dr. Ulrich Schneider, reagierte „erschüttert und schockiert“ und sprach von einer „sehr problematischen Haltung“ des Fritz-Bauer-Instituts „gegenüber antifaschistischer Geschichtsarbeit“. Der Vorsitzende einer der größten jüdischen Gemeinden Deutschlands meinte lapidar, da sei wahrlich ein Bock zum Gärtner gemacht worden.
Die zuständigen Herren des Bauer-Instituts hüllten sich weiterhin in Schweigen. Die Eiterblase platzte, als am 8. Dezember der Berliner „Tagesspiegel“ in großer Aufmachung einen Artikel von Kurt Nelhiebel veröffentlichte. Unter der Überschrift „Die Nestbeschützer“ erinnerte der Verfasser daran, dass Werner Renz bereits vor Jahren eine schwere Krise innerhalb des Instituts heraufbeschworen habe. Außerdem beanstandete er die Förderung eines Buches, das ein Zerrbild Fritz Bauers zeichne. Um was es genau geht und was dann passierte – davon bald mehr. Fortsetzung folgt.
Serie von Kurt Nelhiebel: „Hände weg von Fritz Bauer" in Weltexpresso
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http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/3373-haende-weg-von-fritz-bauer-teil-3
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http://weltexpresso.tj87.de/index.php/lust-und-leben/3397-haende-weg-von-fritz-bauer-teil-6
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/lust-und-leben/3398-haende-weg-von-fritz-bauer-teil-7