Kenneth Roth, Executive Director von Human Rights Watch, ist zu Gast an der Goethe-Universität
Klaus Hagert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Können wir uns in diesen unruhigen Zeiten Menschenrechte überhaupt noch leisten?“ – mit dieser Frage befaßt sich der internationale Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einer öffentlichen Vorlesung am Montag, 23. März, um 18 Uhr im HZ 5 im Hörsaalzentrum am Campus Westend der Goethe-Universität.
Selbstredend eine rhetorische Frage: Wie Roth in seinem in englischer Sprache gehaltenen Vortrag deutlich machen wird, ist der Einsatz für die Menschenrechte heute notwendiger denn je. Wir sind gespannt, ob die Ereignisse am 18. März in Frankfurt Einfluß in den Vortrag erhalten und hoffen, daß es so friedlich zugeht, daß für Menschenrechtsverletzungen kein Platz ist. Denn hier geht es um die Verletzungen gröberer Natur.
Syrien, die Ukraine, Kosovo – man muss nicht weit fahren, um die Menschenrechte massiv gefährdet zu sehen. Dabei sei ihre Einhaltung wesentlich für den Frieden und grundlegend für eine zivile Gesellschaft, sagt Prof. Tanja Brühl, Vizepräsidentin der Goethe-Universität und Friedensforscherin. Aber auch in Deutschland und Frankfurt seien Menschenrechte ein Thema, was nicht zuletzt am Auftreten der Pegida-Bewegung deutlich geworden sei. „Welche Rechte haben Flüchtlinge hierzulande, und wie werden sie eingehalten?“, das müsse sich auch die deutsche Gesellschaft fragen lassen. Die Idee, Ken Roth als Gastredner an die Goethe-Universität einzuladen, habe sie deshalb gern aufgegriffen. Die Vorlesung des Amerikaners ist als Bürgerveranstaltung gedacht, auch Fragen können gestellt werden.
In seinem englischsprachigen Vortrag wird Roth die Rolle der Menschenrechtorganisationen bei der Verbreitung und Verteidigung von Menschenrechten darlegen. Frankfurt ist für den 59-Jährigen kein unbekanntes Terrain: Sein Großvater hatte eine Metzgerei in der Mainmetropole, sein jüdischer Vater musste 1938 vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen. Nach eigenem Bekunden hat ihn diese Familiengeschichte früh für Menschenrechtsfragen sensibilisiert. Neben seiner Tätigkeit als Anwalt setzte sich Roth ehrenamtlich für die Menschenrechte ein, engagierte sich in den Organisationen „Helsinki Watch“ und „America’s Watch“, die 1987 zu „Human Rights Watch“ (HRW) fusionierten. Seit 1993 ist Roth Direktor von HRW. Unter seiner Führung wuchs die Organisation weltweit. Mit rund 300 Mitarbeitern ist sie in mehr als 80 Ländern vertreten, darunter in sehr stark krisenhaften Regionen.
Immer wieder weist die Nichtregierungsorganisation auf Menschenrechtsverletzungen hin, übt Druck auf die Verantwortlichen aus, gibt den Opfern eine Stimme und setzt sich für die Verfolgung der Täter ein. HRW war maßgeblich an Gründung und Erfolg der Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen beteiligt, die 1997 den Friedensnobelpreis erhielt. Darüber hinaus stand HRW an der Spitze der weltweiten Kampagne zur Einrichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs. Durch eigene Recherchen und Lobbyarbeit hinter den Kulissen konnte HRW zur Verhaftung von Kriegsverbrecher wie Radovan Karadzic und Ratko Mladic beitragen. „Menschenrechtsorganisationen wie ‚Human Rights Watch‘ und ‚Amnesty International‘ haben enorm zur Bildung eines Menschenrechtskanons und zur Präzisierung der Menschenrechte beigetragen“, meint Tanja Brühl.
„In today’s tumultuos world, can we still afford human rights?“ – Vortrag (in englischer Sprache) von Kenneth Roth, Montag, 23. März, 18 Uhr, HZ 5, Hörsaalzentrum, Campus Westend.