25 Jahre Geschichte der Einheit in Frankfurt am Main vom 2. bis 4. Oktober erleben
Hans Weißhaar und pia
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wer geglaubt hatte, daß der 25. Jahrestag der Deutschen Einheit vom 2. bis zum 4. Oktober als nationales Fest deshalb in Frankfurt gefeiert würde, weil die Frankfurter Paulskirche als erstes deutsches Parlament den geschichtlichen Fundus liefere, der wird enttäuscht. Der Hessische Ministerpräsident ist die Ursache, der ist nämlich derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidenten und Präsident des Bundesrates.
Und statt des hessischen Regierungssitzes Wiesbaden fand Bouffier Frankfurt angemessener. Da hat er recht. Und so haben Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Oberbürgermeister Peter Feldmann nun den Startschuss für die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit in Frankfurt gegeben. Vom 2. bis zum 4. Oktober ist das Land Hessen Gastgeber für die Länder und die Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland, um in Frankfurt die Wiedervereinigung des ehemals getrennten Deutschlands zu feiern. „Wir freuen uns, diesen wichtigsten Feiertag der jüngeren deutschen Geschichte für alle Länder auszurichten“, sagte Volker Bouffier in der Paulskirche in Frankfurt. Oberbürgermeister Peter Feldmann machte deutlich, daß die Stadt Frankfurt mit der Paulskirche als Wiege der Demokratie sowie dem Kaiserdom und beeindruckenden Wahrzeichen wie der Alten Oper ein hervorragender Austragungsort für ein solches Fest sei. Beide unterstrichen: „Stadt und Land freuen sich auf ein historisches Wochenende.“ Gewissermaßen also die Ironie der Geschichte, die den äußeren Anlaß zum innerlichen dazugesellt.
„Der 3. Oktober ist ein Freiheitstag für das deutsche Volk. Der Tag der Deutschen Einheit ist aber kein freier Tag zum Würstchenessen, sondern er erinnert uns daran, dass Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind. Wir müssen sie uns jeden Tag aufs Neue erarbeiten und leben. Wir müssen aber auch nach vorne schauen, um die vielfältigen Fragen, die Deutschland und Europa bewegen, zu diskutieren“, sagte Volker Bouffier. Die friedliche Revolution und der Mauerfall sowie die daraus folgende Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vor 25 Jahren seien ein „Glücksfall“ der deutschen Geschichte und der europäische Einigungsprozess die glückliche Fortführung. „Die Jahre 1989/90 bilden das Ende eines leidvollen Jahrhunderts mit zwei Weltkriegen. Die leidvolle Erfahrung mit zwei Diktaturen, aber auch der friedliche Umbruch durch den Mut und Freiheitswillen der Menschen im Osten, ist gerade für uns Deutsche stete Erinnerung und Mahnung“, sagte der Ministerpräsident.
Das Bürgerfest vom 2. bis 4. Oktober in Frankfurt wird an verschiedenen Orten dieser historischen Verantwortung und Erinnerung Raum geben. Auf dem Paulsplatz wird der Platz der Einheit mit der Installation von 25 „Jahresringen“ um die Bäume vor der Paulskirche in Wort und Bild an jedes Jahr seit der Wiedervereinigung erinnern und ausgewählte Ereignisse dieser gemeinsamen Geschichte abbilden. Der Liebfrauenberg wird zum Platz der Geschichte. Dort wird Institutionen, wie der Bundesstiftung Aufarbeitung, der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, der Bundes- und Landeszentrale für politische Bildung und verschiedenen Erinnerungsinitiativen die Gelegenheit gegeben, ihre Arbeit und Informationsangebote vorzustellen. Auch das Ausstellungs- und Infomobil „25 Jahre Freiheit und Einheit“ der Bundesregierung und der Bus „Gedächtnis der Nation“ wollen auf dem Liebfrauenberg Halt machen. Auf dem Liebfrauenberg und in den Präsentationen der Länder werden ebenso Gedenkstätten zur deutschen Teilung Platz finden, darunter die Grenzmuseen Mödlareuth, Teistungen, Point Alpha und die Stiftung Berliner Mauer.
„In ganz besonderer Weise wird Hessen diejenigen würdigen, die durch ihre Zivilcourage und ihren Mut die Teilung der deutschen Staaten überwunden haben. Die Bürgerrechtler der ehemaligen DDR sind ein unverzichtbares Beispiel für den Wert einer offenen, freien Gesellschaft“, erläuterte Ministerpräsident Volker Bouffier.
Oberbürgermeister Feldmann betonte, dass Frankfurt der logische Austragungsort der Feierlichkeiten sei: In der Frankfurter Paulskirche werden schon seit 1990 jedes Jahr zum Tag der Deutschen Einheit von so prominenten Gastrednern wie Martin Walser oder Michail Gorbatschow vielbeachtete „Reden an die deutsche Nation“ gehalten. Feldmann stellte die Einheit in den größeren Kontext der europäischen Einigung. „Wir werden der Welt nicht das deutscheste Deutschland präsentieren, sondern das internationalste Deutschland. In Frankfurt ist wie in einem Brennglas die Zukunft einer gelingenden europäischen Einigung schon jetzt zu erleben: weltoffen, dynamisch, sozial.“ Er lud daher alle Bundesbürger ein, „zum Bürgerfest und verkaufsoffenen Sonntag nach Frankfurt zu kommen und zwischen EZB und Weinbergen noch ein paar Tage in der Rhein-Main-Region dranzuhängen.“ Der geographische Mittelpunkt der Europäischen Union liegt nur wenige Kilometer östlich der Goethe-Stadt.
In der Stadtverwaltung Frankfurts arbeiten im Auftrag Feldmanns bereits seit einem Jahr gemeinsame Arbeitsgruppen mit dem Land intensiv an den Vorbereitungen, um einen reibungslosen Ablauf unter anderem hinsichtlich Verkehr, Sicherheit, Kommunikation zu gewährleisten.
Im Detail wird das Bürgerfest vom 2. bis 4. Oktober in der ganzen Stadt stattfinden. So wird an beiden Seiten des Mainufers zwischen Eisernem Steg und Holbeinsteg auf einer Gesamtlänge von mehr als zwei Kilometern vor der einzigartigen Kulisse der Frankfurter Bankentürme die Präsentation der 16 Länder und der Zipfelgemeinden sowie die Blaulichtmeile zu sehen sein. Von dort zieht sich das Fest zur Paulskirche sowie über die Berliner Straße zur Zeil, die an diesen Tagen im Zeichen des Sports steht. Auf der Hauptwache wird die Stadt Frankfurt mit einer Hauptbühne sowie vielfältigen kulturellen und kulinarischen Angeboten „Frankfurt erlebbar“ machen. Auf dem angrenzenden Roßmarkt werden sich die Verfassungsorgane der Bundesrepublik, der Bundesrat und die die Bundesregierung präsentieren. Allein diese Ausstellung umfasst eine Fläche von rund 2.200 Quadratmetern. Über die Fressgasse reicht das Festgelände bis zur Alten Oper, auf deren Vorplatz eine große Bühne aufgebaut sein wird, die vom Land Hessen gemeinsam mit dem Medienpartner FFH realisiert wird.
Gemeinsam mit der Stadt Frankfurt wird die Hessische Landesregierung beim Bürgerfest Reporter durch die Stadt schicken, die über die aktuellen Ereignisse berichten. Zudem geben sie praktische Tipps geben und sind via Twitter, Facebook, YouTube & Co. neben den vielen ehrenamtlichen Helfern auch als Scouts für die Bürgerinnen und Bürger ansprechbar. In der Stadt wird es an mehreren Stellen Bildschirme geben, die in Echtzeit aktuelle Informationen rund um das dreitägige Bürgerfest sichtbar machen.
„Im Mittelpunkt des Fests in Frankfurt steht der Samstag, 3. Oktober. An diesem Tag erwarten wir die höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland und der europäischen Union sowie zahlreiche internationale Gäste wie die Mitglieder des Konsularischen Korps in Frankfurt“, sagte Bouffier. Versammlungsort wird am Vormittag die Paulskirche sein, wo der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt erfolgt. Um 10 Uhr beginnt der Gottesdienst im Kaiserdom, der live durch die ARD übertragen und auch auf den Bühnen in der Stadt zu sehen sein wird. Um 12 Uhr folgt der Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in der Alten Oper, der im ZDF und ebenfalls auf den Bühnen live zu sehen sein wird. Für den Festakt, der unter dem Motto „Freiheit“ stehen wird, werden in der Alten Oper 1.600 geladene Gäste erwartet. Darunter neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem Bundespräsidenten Joachim Gauck, dem Bundestagspräsident Norbert Lammert die Regierungschefinnen und -chefs der Länder sowie Abgeordnete des Bundestags und der Länderparlamente. „Wir sind zuversichtlich, dass auch unser Kanzler der Einheit, Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl zum Festakt kommen wird“, sagte Bouffier. Zugesagt haben Herr Staatspräsident a.D. Michail Gorbatschow sowie Herr EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
„Es ist uns ein besonderes Anliegen im Festakt diejenigen zu feiern, ohne die es die Deutsche Einheit nicht gegeben hätte. Deshalb werden erstmals bei einem Festakt zur Deutschen Einheit Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler der ehemaligen DDR in den ersten Reihen der Alten Oper sitzen“, sagte Volker Bouffier. Nach dem Festakt und dem anschließenden Empfang des Bundespräsidenten erfolgt die symbolische Schlüsselübergabe des amtierenden Bundesratspräsidenten Volker Bouffier an seinen Nachfolger, Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen.
„Es versteht sich von selbst, dass der Abschluss dieses Tages ein ganz Besonderer werden wird“, versprach Bouffier. Er kündigte eine Licht- und Toninszenierung an, die das Motto des Festaktes und das Motto der Bundesratspräsidentschaft von Volker Bouffier „Grenzen überwinden“ noch einmal in den Mittelpunkt stellt. „Wir werden Brücken bauen, um damit symbolisch sowohl an die Grenzen des geteilten Deutschlands zu erinnern und in die Zukunft für ein friedliches und demokratisches Miteinander zu schauen“, so Bouffier. Insgesamt werden an den drei Tagen nach bisherigen Schätzungen etwa eine Millionen Besucherinnen und Besucher in Frankfurt erwartet. Das Land Hessen stellt für das Bürgerfest und die Feierlichkeiten am 3. Oktober insgesamt 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. „Wir freuen uns, dass es ein großes Interesse von Sponsoren gibt, sich an diesem Wochenende einzubringen. Diese zusätzlichen Mittel werden wir nutzen, um den Bürgerinnen und Bürgern weitere programmliche Highlights anbieten zu können. Die Stadt Frankfurt stellt zusätzlich 550.00 Euro zur Verfügung, mit denen die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen rund um das Bürgerfest finanziert werden.
Auch die Stadt Frankfurt investiert kräftig in das Thema „25 Jahre Wiedervereinigung“, legte Feldmann dar: Insgesamt steht ein Budget von 1,29 Millionen Euro zur Verfügung, davon allein 550.000 Euro, mit denen die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen rund um das Bürgerfest finanziert werden. Die Stadt stellte zudem bereits den traditionellen Neujahrsempfang unter das Motto, zelebriert ein Vierteljahrhundert Städtepartnerschaft mit Leipzig und stellt ein umfangreiches Jahresprogramm auf die Beine, das am 3. Oktober im Bürgerfest mündet. „Bei uns ist ein ganzes Jahr lang Wiedervereinigung!“, so Feldmann, der auf große Unterstützung aus der Bevölkerung rechnen kann: „Fast die Hälfte der Menschen in Frankfurt haben einen migrantischen Hintergrund. Sie wissen, was Freizügigkeit bedeutet und dass wir niemals wieder Mauern in oder um Europa brauchen.“
Schon jetzt laufen auch in ganz Hessen zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten zur Wiedervereinigung. Zum Veranstaltungsprogramm „Grenzen überwinden“ des Landes wurden bereits zwei Programmhefte mit einer Gesamtauflage von 74.000 Stück aufgelegt. Darin enthalten sind rund 300 Veranstaltungen von rund 50 verschiedenen Partnern in ganz Hessen sowie Ausflugstipps zu einschlägigen Museen oder an die ehemalige innerdeutsche Grenze sowie geschichtliche Hintergrundinformationen. Die Landesregierung macht mit ihrem Zeitzeugenprogramm an über 70 Schulen Station und erreicht dabei über 6.000 Schüler. Das Kunstprojekt „Einheitsmännchen“ von Professor Otmar Hörl, Präsident der Akademie für Bildende Künste in Nürnberg, ist derzeit auf Deutschlandreise. Nach dem Auftakt und der Präsentation in der Hessischen Landesvertretung in Berlin werden die Skulpturen auch auf dem Hessentag in Hofgeismar, in Bremen, Schwerin, Stuttgart und Frankfurt am Main stehen. Neben den „großen Installationen“ sind kleinere eintägige Spontanaktionen geplant. Allein zum Auftakt in Berlin wurde die Installation bereits von rund 25.000 Menschen besucht. Die Wanderausstellung „Grenzen überwinden: Von der Diktatur zur Demokratie“, die auf insgesamt 20 Stationen ausgelegt ist, wurde bereits in Wiesbaden, Frankenberg, Darmstadt, Limburg und Oestrich-Winkel gezeigt. Weiterhin stehen Korbach sowie der Hessentag in Hofgeismar, Hanau und Eschwege auf dem Tourenplan. Außerdem wird die Ausstellung noch im Hessischen Landtag und zum Tag der Deutschen Einheit in Frankfurt am Main gezeigt werden. Die Ausstellung haben inzwischen rund 2.000 Menschen gesehen. Weiterhin erarbeiten beim Gemeinschaftsprojekt „Grenzenlos“ mit dem Hessischen Rundfunk derzeit Schülerinnen und Schülern von 15 Schulen mit Reportern des Hessischen Rundfunks Geschichte und Geschichten rund um die Wiedervereinigung.
Ministerpräsident Volker Bouffier und Oberbürgermeister Feldmann machten abschließend deutlich, dass es eine „Ehre und eine Herausforderung“ sei, ein solches Fest auszurichten. Sie signalisierten, dass die Zusammenarbeit zwischen Land und Stadt hervorragend laufe. „Wir ziehen an einem Strang, weil wir wissen, dass wir an einem solchen Wochenende zweierlei verknüpfen: Wir geben den Bürgerinnen und Bürgern Raum für eine fröhliche Feier und mahnen und erinnern gerade nachfolgende Generationen daran, dass Frieden und Freiheit, offene Grenzen und eine gemeinsame Währung keine Selbstverständlichkeit sind. Demokratie braucht wache und aktive Demokraten und Mahner für Frieden und Humanität.“
P.S. So schön, so gut. Aber wenn man die diesjährigen Feiern zum Siebzigsten Jahrestag des Kriegsendes, also den 8. Mai so viel stärker als Tag der Befreiung erlebt hat denn der Niederlage Deutschlands, was zwar zusammengehört, aber doch unterschiedliche Gefühle gewichtet und wertet, dann sollte besser der 8. Mai zu dem Staatsfeiertag werden, der aus formalen Gründen der 2. Oktober wurde.
Und noch etwas anders ist erwähnenswert: das Ampelmännchen, das zum Einheitsmännchen wurde. Ist dies das einzige, was die alte BRD der alten DDR im neuen Deutschland gestattete. Zumal es ein Männchen ist und kein Weibchen und bis dato immer noch die Männer die Politik machen. In der überwiegenden Mehrzahl. Ottmar Hörl hat die furchtbare Euroskulptur geschaffen, die nun gegenüber der Oper nach dem Wegzug der Europäischen Zentralbank, die das Ding auf keinen Fall mitnehmen wollte, weiterhin häßlich, nun aber auch noch sinnlos herumsteht. Ottmar Hörl hat aber auch die knallbunten Goethes geschaffen, die auch erst im Plural und quietschbunt ihre Wirkung entfalten, was jetzt in den gleichen Farben die Einheitsmännchen bewirken sollen. Was heißt Männchen, ausgewachsene Männer, ach was, Riesen sind es und doch lassen sie ihre Herkunft aus den GARTENZWERGEN ahnen. Daß dies noch niemandem aufgefallen ist, der Zusammenhang ist doch evident!
P.S. MP Bouffier und OB Feldmann mit Einheitsmännchen von Ottmar Hörl vor der Paulskirche, (c) Stefan Maurer, PIA
INFO:
http://www.frankfurt.de/einheit2015
http://www.grenzen-ueberwinden.de