EVA MATTES EROBERT DAS ERNSTDEUTSCHTHEATER MIT IHREM NEUEN PROGRAMM.
Helmut Marrat
Hamburg (Weltexpresso)-Die Vorstellung ist annähernd ausverkauft. Das ist nicht selbstverständlich. Denn ob das Stammpublikum des EDT für Eva Mattes zu gewinnen sein würde, schien ungewiss.Nicht zuletzt der Schauspielerin selber. Die äußerte gleich zu Beginn ihre freudige Dankbarkeit.
Andererseits ist Mattes spätestens durch ihre Rolle als Tatort-Kommissarin bei einem breiteren Publikum sehr populär geworden.
Ihr “persönlichstes Programm“ nennt sie ihren Abend. Dafür wird sie in den nächsten zwei Stunden Ausschnitte aus ihrer aktuellen Autobiographie vorlesen.
Es erscheint ja fast unwahr, doch Mattes ist schon seit bald fünfzig Jahren künstlerisch tätig!Und tatsächlich hat man sie schon häufig auf der Bühne gesehen. Eine vorzügliche Schauspielerin, Komödiantin, und zudem starke Persönlichkeit! Wir erinnern uns etwa an eine „Wie es Euch gefällt“ Aufführung im Hamburger Deutschen Schauspielhaus: Die war dem Regisseur Peter Zadek eher zu läppisch gelungen. Streckenweise recht lustig, aber dennoch unwesentlich. (Zadek hielt sich merkwürdigerweise für einen großen Shakespeare-Könner, war aber viel besser, wenn er beispielsweise Ibsen wagte. Ein großartiger „Baumeister Solnes“ in München)
Damals also Shakespeare. Mit Ilse Ritter und Ulrich Tukur eigentlich toll besetzt. Doch der Abend zündete nicht. Ganz zum Schluss nun aber trat Eva Mattes vor den Vorhang. Und hielt einen Epilog. Unvergessen.
Mattes erinnerte in ihrem Programm an Zadek ganz besonders schön. Seine große Geschicklichkeit im Umgang mit Schauspielern. Anfang der siebziger Jahre kam es ja zu einem riesigen Skandal. Zadek inszenierte „Othello“ am Schauspielhaus, mit Ulrich Wildgruber,Heinrich Giskes und Eva Mattes. Die Aufführung galt als so unschicklich, dass wir, zehn bis vierzehnjährig, nicht hineindurften. Von den Eltern her nicht, aber es könnte sogar sein, vom Theater her auch nicht.(Die nackte Desdemona wird von Othello über eine Wäscheleine gehängt.)
Mattes kam von Bayern nach Hamburg. Ihre Einsamkeit lindern half damals jene Frau, die an diesem Abend die Künstlerin erneut musikalisch unterstützt. Irmgard Schleier ist ja eine „professionelle“ Pianistin. Sie hatte sich durchzukämpfen, wie viele Frauen in jenen Jahren. Wollte ursprünglich Dirigentin werden, doch man ließ sie gewissermaßen nur an den Flügel.Mattes scheint sie zu bewundern. Und so überlässt sie Schleier fast zu breiten Raum. Nicht ganz risikolos, denn Frau Schleier ist eine umtriebige Frau. Man muss sie nur als Mitgründerin des „Frauenfestivals“ nennen, und so ist ihr Bemühen, den oft erwähnten „Zeitraffer“ zu bedienen, eher aussichtslos.
Sie begleitet Mattes bei ihrem Gesang übrigens ausgezeichnet! Die Schauspielerin scheint besonders viel Gefallen daran zu haben, Seemannslieder zu schmettern. Dazu setzt sie sich sogar eine lustige Seemannsmütze auf. Doch wir können es nicht ändern: Am weitaus besten gefiel uns das Biermann-Lied „Und als wir ans Ufer kamen“.
Das Publikum aber beklatschte alles sehr freundlich. Und reihte sich in großer Zahl später in die Schlange ein, ein Autogramm der Künstlerin zu ergattern. Mattes, die betont hatte, früher nie „Mainstream“ spielen zu wollen, fällt es,so schien es uns zumindest, immer noch nicht ganz leicht, einen Fernsehstar abzugeben. Andererseits ist es natürlich reizvoll, ein volles Haus zu haben.
Fazit: Noch in der Erinnerung ein sehr lohnender Abend!
Info: Eva Mattes wurde 1954 in Tegernsee geboren. Ihre Mutter war die ungarische Schauspielerin und Tänzerin Magit Smyno. Ihr Vater der österreichische Dirigent Willy Mattes. Eva Mattes begann bereits als Zwölfjährige zu spielen. Mit ihrem Mann und zwei Kindern lebt sie inzwischen in Berlin.