Frankfurter Wissenschaftler kooperieren im Rahmen des Projekts „PolECule“ mit drei Schulen im Rhein-Main-Gebiet

Heinz Haber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ob es um das Renten- und Steuersystem oder Fragen von Migration und „Global Governance“ geht, in einer von Internationalität geprägten Gesellschaft müssen junge Menschen über ökonomische, politische und kulturelle Kenntnisse verfügen, um sich ihre Lebenswirklichkeit erschließen zu können. Diese sollen Schülerinnen und Schüler im bilingualen Unterrichtsfach „Politics, Economics & Culture“ (kurz PolECule) erlernen.

 

Im Rahmen dieses Projekts der Goethe-Universität arbeiten Prof. Dr. Daniela Elsner, Institut für Didaktik und Sprachlehrforschung Englisch, und Prof. Dr. Tim Engartner, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften, seit Beginn des neuen Schuljahrs mit drei Schulen im Rhein-Main-Gebiet zusammen: dem Heinrich-von-Gagern-Gymnasium (Frankfurt), der Phorms-Schule (Frankfurt) und der Heinrich-Heine-Gesamtschule (Dreieich).

 

Das Projekt „PolECule“ hat das Ziel, bereits ab Jahrgangsstufe 6 Inhalte der politisch-ökonomischen Bildung systematisch mit kulturellen Dimensionen zu verzahnen. „So soll die kommunikative Kompetenz in der Unterrichtssprache Englisch gefördert werden, die den alltagssprachlichen Wortschatz ebenso einbezieht wie die fachspezifische Sprache und Vermittlung neuer politisch-ökonomischer, aber auch kultureller Inhalte“, erläutert Daniela Elsner. Was bisher an Handreichungen für die bilinguale Unterrichtsvorbereitung angeboten wird, ist spärlich. Nur selten sind die Materialien auch für einen Unterricht geeignet, der die kulturellen Besonderheiten sowohl des anglo-amerikanischen Raums als auch Deutschlands berücksichtigt. Wenn es beispielsweise um die Unterschiede der Gewerkschaftssysteme geht, könnte eine Folge der Simpsons – natürlich auf Englisch! – spannendes Anschauungsmaterial liefern“, so Elsner.

 

Erste eigene Forschungen und Forschungsergebnisse anderer Wissenschaftler belegen: Der Lerneffekt auf sprachlicher wie sachfachlicher Ebene ist höher, wenn sich Schülerinnen und Schüler gleich bilingual neuen Inhaltsfeldern zuwenden. Die in beiden Sprachen unbekannten Begriffe verlinken und verstärken sich dann im „mentalen Lexikon“ gegenseitig; Experten nennen das „deep learning“. Die Einführung eines neuen Curriculums im Rahmen des PolECule-Projekts wird nicht nur im Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern an den drei Schulen intensiv besprochen. Darüber hinaus wird neben verschiedenen Leistungstests unter anderem auch in qualitativen Interviews mit den Schülerinnen und Schülern den Fragen nachgegangen, ob sich die Lernenden zum Beispiel im interkulturellen Dialog nach diesen Unterrichtseinheiten mehr zutrauen und wie sich ihre Kompetenzen im sprachlichen wie im Bereich der politisch-ökonomischen Bildung verbessert haben.

 

Finanziert wird dieses über drei Jahre laufende Projekt von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft sowie AXA Investment Managers (AXA IM). „Die ökonomische Bildung der Bevölkerung liegt uns seit Langem am Herzen. Weil wir seit fast einem Jahrzehnt durch Studien erfassen, wie es um das Finanzwissen der Bevölkerung bestellt ist, wissen wir allerdings, dass es in dieser Hinsicht kaum Fortschritte gibt“, erklärt Uwe Diehl, Head of Client Group Germany & Austria bei AXA IM. „Daher wollen wir die Entwicklung nun nicht mehr nur kritisch beobachten, sondern aktiv dazu beitragen, dass sich etwas zum Positiven ändert – indem wir ein innovatives Projekt unterstützen, das bereits in der Schule ansetzt.“

 

Der kulturell-komparatistische Ansatz der zwei Professoren, die beide schon für ihre hervorragende Lehre an der Goethe-Universität ausgezeichnet wurden, verfolgt ambitionierte Ziele: Im Unterrichtsfach PolECule sollen die Lernenden zentrale ökonomische Werte kennen lernen, die „mit Partizipation (participation), gesellschaftlicher Teilhabe (partnership), sozialem Zusammenhalt (social cohesion), Einsicht (access), Gerechtigkeit (equity), Verantwortung (accountability) und Solidarität (solidarity) umschrieben werden können.

 

Das Projekt, das zunächst in der Kooperation mit den drei Partnerschulen auf drei Jahre angelegt ist und stetig evaluiert wird, soll Impulse für die dringend notwendige Entwicklung des Kerncurriculums im Rahmen des „kompetenzorientierten Unterrichts“ im Bereich „bilingualer Politik- und Wirtschaftsunterricht“ geben. Neben zwei Doktorarbeiten sind ebenfalls Masterarbeiten zu diesen Themen in Planung.

 

Foto: Bernstoffgymnasium

Info: Prof. Daniela Elsner, Institut für England und Amerikastudien, Sprachlehrforschung und Didaktik, Campus Westend, Tel. (069) 798-32518, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!