Wie es die Deutschen mit dem Hausputz halten. Teil 1/3
Anna von Stillmark
München (Weltexpresso) - Um die Quelle müssen wir uns noch kümmern. Die Statistik auf jeden Fall, um die es nun geht, nennt Minijobzentrale als Urheber der Zahlen. Und wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, wie in Deutschland mit welchen Gefühlen geputzt wird – und von wem. Hätten Sie geglaubt, daß den größten Widerwillen mit 39 Prozent das Bügeln erzeugt und die Deutschen das Aufräumen mit 7 Prozent am wenigsten schlimm finden?
Uns geht es da eher umgekehrt. Aufräumen ist mit absoluter Aufmerksamkeit verbunden, da kann man nichts anderes daneben machen, zumal man sich ja auch dauernd bewegen muß. Was ist denn Aufräumen? Nicht nur den Schreibtisch bedienen und die Papiere sortieren, wobei so und soviel immer im Papierkorb landet. Aufräumen heißt, die Socken unter dem Sessel zu entdecken und in die Wäsche zu geben, die Taschentücher im Sofa gehen den selben Weg.
Der Schlafanzug ist noch kaum getragen, der wird gelüftet und ins Bett gelegt, ach, die Kleider müssen alle weggeräumt werden und bei den Hemden wird nun nachgeschaut, welches noch sauber ist, welches in die Wäsche kommt. Die Post von gestern liegt auch noch rum und die Zeitungen sind durcheinander, aber nur die heutige ist wichtig. Weinflaschen haben hier auch nichts verloren, erst recht, wenn sie leer sind. Und die fünf DVD Hüllen und sieben CDs, die hier liegen, warten auf ihre Tonträger, die in den Geräten stecken oder mal rasch abgelegt wurden.
Also, wir finden Aufräumen anstrengend. Erst recht mit Kindern. Denn da langt es nicht, die jeweiligen Sachen ins Kinderzimmer oder die Zimmer der Kinder zu bringen, denn die Kinder ordnen ihre Sachen nicht von alleine oder, wenn sie Heranwachsende sind, schon aus Prinzip nicht oder anders, als sich die Elten das vorstellen.Da wünschen wir uns gleich noch eine Aufräum-Putz-Eltern-Kinder-Statistik dazu. Das also zum Aufräumen, der mit 7 Prozent Widerwillen noch beliebtesten Tätigkeit.
Aber Bügeln! Die unbeliebteste Haushaltstätigkeit?! Verstehe, wer will. Das Bügeln ist doch ideal zum Musikhören, zum Fernsehen, zu Radiosendungen, auch ideal zum Hören von Hörbüchern und ideal zum Sehen von DVDs. Beim zweiten Platz in der Negativskala, dem Fenster putzen, können wir uns schon eher vorstellen, warum 31 Prozent dies am liebsten auslassen täten. Fenster putzen ist mit Kraftaufwand und echtem Schmutz verbunden, wenn es um die Außenfenster und ihre Einfassungen geht. Zudem rinnt das Wasser gerne auf den Fußboden, was bei Parkett besonders unschön ist, leicht vermeidbar, wenn man Tücher darunter legt. Aber Putzen und Hauswirtschaft generell ist schon lange kein Schulfach mehr. Was ein Fehler ist, denn in der heutigen Zeit mit ihren Singles genannten Ein-Personen-Haushalten muß jeder anpacken und es wäre besser, der- und diejenige hätten gelernt, wie man kocht, wie man aufräumt, wie man putzt. Genau, natürlich in der Schule, wo es sogar Noten dafür gibt.
Was gehört überhaupt zum Hausputz? Das Oben und das Unten. Oben bedeutet zum Beispiel Staubwischen. Dafür gibt es heute statt der traditionellen Staubtücher solche Handgeräte, die auswechselbaren Flausch an ihren Enden haben, der elektromagnetisch wirkt und Staub sammelt, was schonender ist, als jeden Gegenstand aufzuheben und rundherum abzustauben. Das geht übrigen auch schneller als traditionelles Staubwischen, aber alle Weile lang muß man auch mit einem Hauch von Feuchtigkeit an bestimmte Stellen. Staub wischen mögen 19 Prozent der Bevölkerung überhaupt nicht. Das ist fast ein Fünftel. Und genauso viele lehnen auch das Unten: das Bodenwischen total ab. Ähnlich verhält es sich mit dem Bad putzen. Davor möchten sich am liebsten 21 Prozent, also gut ein Fünftel drücken.
Der Begriff des „Bad putzen“ ist ja sehr allgemein. Die Kacheln sauber zu wischen, macht sicher keine Probleme, die Badewanne und das Waschbecken, das geht ja alles noch. Aber die Toilette! Genau da scheiden sich die Geister. Und der Herr des Hauses, der das mal machen soll, sagt: „Toilette reinigen? Ich bin doch Rechtsanwalt!“ Als ob das eine das andere ausschlösse, dabei geht es doch um seine eigene Toilette. Das ist ein weites Feld und einer eigenen Untersuchung wert, die dann durchaus nicht nur in Zahlen, sondern psychoanalytisch bewältigt werden sollte.
Darum fanden wir jetzt das Größte, daß als innovativstes, auf jeden Fall zukunftsträchtigstes, weil mit der höchsten Wachstumsrate versehenes Produkt bei der jährlichen Pressekonferenz des IKW, des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel ausgerechnet der Toilettenstein firmierte. Dabei wußten wir gar nicht so genau, was das ist. Wir hatten mal einen weißen Stein, der aussah, wie Eis am Stiel, nur daß statt des Eises so ein weißer porös ausschauender, aber knallharter Stein am Stecken steckte. Mit dem, so lautete die Anweisung, sollte man Ränder in der Toilette bearbeiten. Das taten wir. D.h. wir versuchten es, aber gleich beim ersten Versuch brach der doch so harte Stein in lauter Stücke. Leider, leider, wie so oft, haben wir ihn nicht sofort zurückgebracht und reklamiert. Das macht man nicht gerne mit Dingen, die gerade in der Toilette waren. Die schmeißt man lieber, auch wenn's dumm ist, einfach weg. Nicht nur dumm, auch falsch, denn die Industrie verdient!
Wie man ja an den Zahlen vom IKW sieht. Aber wir müssen diesen Ausdruck Toilettenstein noch erkunden und da bietet sich wie immer erst einmal WIKIPEDIA an. Da lernen wir nun, daß Beckenstein, Urinalstein, Pinkelstein, Klostein oder WC-Stein gar kein Stein ist, sondern diese Aufhängung so genannt wird, die man in Toiletten anbringen kann, wo dann bei jedem Spülgang Wirkstoffkonzentrate in die Toilette gespült werden, die diese geruchsfrei und sauber halten sowie schützen soll. Pustekuchen sagen andere und warnen den 1963 von Kurt Gade zum Patent angemeldeten Toilettenstein anzuwenden, der schon als jährlichen Umsatz um die 100 Millionen Euro allein in Deutschland auf die Kante bringt. Und dann lesen wir die ernstgemeinte Warnung vor so etwas.
Na, denn.