F baueninfTeilnehmer aus ganz Europa wollen in Frankfurt vorbildlich bauen

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Für den neu ausgelobten Preis „Wohnen für Alle – Neues Frankfurt 2018“ haben sich 108 Architekturbüros aus ganz Europa mit 132 Projekten beworben, teilt Frankfurts Planungsdezernent Mike Josef mit. Das wird auch höchste Zeit, daß die in letzter Zeit immer öder werdenden Hochhausbauten, für deren individuelle Gestaltung Frankfurt in den Anfangsjahren der Hochhäuser berühmt war, wieder zu ästhetisch annehmbaren Solitären werden. Allerdings zeigt das hier abgebildete Haus eines dieser gesichtslosen Monstren. 

„Schon die hohe Teilnehmerzahl ist ein großartiger Erfolg“, sagt Josef. „Mich freut besonders, dass die Architekten und Planer aus ganz Europa kommen.“ Bis zum Bewerbungsschluss am 16. Februar machten Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien, Norwegen, Finnland, Polen, Slowenien, Türkei und Großbritannien mit.

Das Planungsdezernat der Stadt Frankfurt am Main hatte den Preis für kostengünstiges und gutes Bauen und Wohnen im Herbst 2017 gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der ABG Frankfurt Holding ausgelobt, unterstützt von der Bundesstiftung Baukultur als Partner. Seitdem sind auch der Deutsche Städtetag und die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen als Partner hinzugekommen. „Wir haben nun ein breites Bündnis für einen gesamteuropäischen Preis der Stadt Frankfurt“, sagt Planungsdezernent Josef.

„Wohnen für Alle muss durch vorbildliche Lösungen ein übergeordnetes Ziel werden, damit unsere Großstädte zukunftsfähig bleiben, und das nicht nur für Besserverdienende“, so der DAM-Direktor Peter Cachola Schmal. „Und das wollen wir auch mit unserer Ausstellung zeigen.“

„Als innovatives Unternehmen freuen wir uns über Impulse aus ganz Europa, die wir bei unserem Wohnungsbau insbesondere im Hilgenfeld konkret umsetzen werden", sagt Frank Junker, Geschäftsführer der ABG Frankfurt Holding.

Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, sagt: „Bezahlbares Wohnen funktioniert nicht allein über Masse, sondern vor allen Dingen über Klasse. Wir müssen die baukulturellen Qualitäten, die wir zum Standard machen, im Labor entwickeln. Das Preisverfahren ‚Wohnen für Alle – Neues Frankfurt 2018‘ hat deshalb Werkstatt- und Modellcharakter.“

„Die Vielzahl an eingereichten Beiträgen zeigt, dass Innovationen im europäischen Wohnungsbau und die Vielfalt der Lösungsmöglichkeiten wieder ein Thema sind – diese gilt es zu nutzen und in die Praxis zu übersetzen“, sagt Hilmar von Lojewski, Beigeordneter des Deutschen Städtetages für Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen und Verkehr.

Brigitte Holz, Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, betont: „Der neu ausgelobte Preis ,Wohnen für Alle‘ bietet die Chance, das Dringende mit dem Wichtigen zu verbinden. Aus Gründen des sozialen Zusammenhalts ist es dringend erforderlich, im Ballungsraum zeitnah bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Von Wichtigkeit ist dabei, die damit verbundenen städtebaulichen und architektonischen Aufgaben in einer so ambitionierten Qualität zu bewältigen, dass man noch in 100 Jahren sagt: Es war eine bleibende baukulturelle Leistung – so wie man heute mit großer Achtung von Ernst Mays Siedlungsbau spricht. Für dieses Ziel setzen wir uns gern gemeinsam mit den Partnern der Initiative ein.“

Das Verfahren ist zweistufig. Eine internationale Jury wird nun in Phase 1 aus den 132 Einreichungen bis zu zehn Preisträger auswählen. Die Preisträger werden mit einem Geldpreis ausgezeichnet und qualifizieren sich damit zur Teilnahme an der zweiten Phase. Das Preisgeld beträgt 50.000 Euro.

Zum weiteren Ablauf: Zunächst wird das DAM die eingereichten Unterlagen aufbereiten. Bei der Jurysitzung Ende April sollen die zehn besten Beiträge aus den Bewerbungen für Phase 2 ausgewählt werden. Die Ausstellungseröffnung zum Abschluss der ersten Phase ist für den 17. Mai 2018 vorgesehen. Schließlich werden die zehn Teilnehmer konkrete Konzepte für bezahlbaren Wohnungsbau entwickeln. Im Herbst 2018 wählt die Jury aus diesen zehn Beiträgen drei Siegerentwürfe aus, die auf einem Grundstück der ABG Frankfurt Holding im Hilgenfeld realisiert werden sollen. Insgesamt sollen auf diese Weise rund 120 bezahlbare Mietwohnungen entstehen. Der Baubeginn soll Ende 2019/Anfang 2020 stattfinden, eine Publikation zum Gesamtprozess wird 2020 folgen. Es ist geplant, den Preis alle zwei Jahre auszuloben: „Ich könnte mir vorstellen, dass sich der Preis zu einer kleinen Internationale Bauausstellung in Frankfurt entwickelt“, sagt Mike Josef abschließend.

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