Mirco Overländer,
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Während Landwirte in weiten Teilen Deutschlands über die große Dürre des diesjährigen Sommers klagen, ist die Lage auf Frankfurts Äckern deutlich entspannter. Kreislandwirt Matthias Mehl baut auf rund 50 Hektar Zuckerrüben und weiteren 100 Hektar Getreide an. „Wir spüren die Klimaveränderung und merken, dass es keine ausgeprägten Winter mehr gibt und es im Sommer oft sehr trocken ist“, sagt Mehl, der seit seiner Kindheit im seit 1850 existierenden Nieder-Erlenbacher Familienbetrieb arbeitet und sich auf die Produktion von Saatgut spezialisiert hat.
2017 Ernteausfälle wegen Blütenfrost, 2018 kaum Niederschlag
Am anderen Ende Nieder-Erlenbachs liegt der 16 Hektar große Obsthof am Steinberg, auf dem der Bio-Landwirt Andreas Schneider seit 25 Jahren Äpfel, Birnen und Erdbeeren anbaut. „Wir sind bei Äpfeln und Birnen sechs Wochen vor der Zeit. Schon jetzt sind unsere Äpfel notreif.
Doch trotz aller logistischen Herausforderungen bringt der Hitze-Sommer 2018 für den Bio-Landwirt auch Vorteile mit sich. Zum Vergleich: Der Blütenfrost im Vorjahr führte dazu, dass Schneiders Apfelbäume kaum Früchte trugen und er lediglich 15.000 Liter Apfelwein keltern konnte. In diesem Jahr rechnet er mit 70.000 bis 80.000 Litern. Und: Bereits jetzt haben seine Äpfel über 60 Grad Oechsle – so bezeichnet man das Mostgewicht des unvergorenen Fruchtsaftes. Normalerweise liegt der Oechsle-Grad zu dieser Jahreszeit bei unter 50 Prozent und erreicht erst Ende Oktober die Marke von über 60 Grad. Daraus folgt ein rekordverdächtiger Alkoholgehalt von sieben bis acht Volumenprozent. „In diesem Jahr gibt es Turbo-Stöffche“, sagt Andreas Schneider. Allerdings kann der Obsthof am Steinberg in diesem Jahr kaum Äpfel auf den Frankfurter Märkten verkaufen. Denn wegen des heißen Sommers sind die Äpfel sehr klein geblieben, so dass sie sich nicht zum Verkauf als Tafelobst eignen.
Der Boden ist hart wie Zement – Landwirte hoffen auf Regen
Trotz aller Debatten um die Folgen des globalen Klimawandels schließen sowohl Matthias Mehl als auch Andreas Schneider große Umwälzungen in ihrer täglichen Arbeit aus. Während der konventionelle Landwirt sich allenfalls vorstellen kann, bei Bedarf andere Getreide- und Rübensorten auszusäen, warnt Andreas Schneider bereits seit 25 Jahren vor den Folgen der globalen Erwärmung. „Wir sind in diesem Jahr noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Aber endlich dringt das Thema zu den Leuten durch“, sagt Schneider.
Fotos:
Salome Roessler