fraport10. Tourismustag der Stadt Frankfurt am Main,  Teil  3/3
 
Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Low Cost wird die digitale Transformation im Reisesektor vorantreiben. Low Cost ist im Kommen, aber es wird immer Reisen in allen Schattierungen geben, preisbewusst oder luxussuchend, mehr kulturell oder kommerziell, mehr oder weniger entschleunigt.
Prospekt, Katalog, Flyer, Online-Reiseportale oder Kaufhauscounter werden nebeneinander bestehen. Deutschland hinkt in Bezug auf Vermarktung und digitale Information etwas hinterher. 27 Prozent der Reisebuchungen laufen über Smartphone. Mobile Menschen, die mobiler sind und das Reisen lieben, brauchen hauptsächlich ein Ticket. Zudem könnte die vollautomatisierte Sicherheitskontrolle immer gefragter sein (Frage aber: wo sind die Daten?). Auf Langstrecken, in neue Regionen ist Komfort gewünscht. Nur 6 Prozent würden auf Langstrecken zum Low Cost greifen. Entschleunigung und Achtsamkeit fordern auch an dieser Stelle eine Option. Das automatisierte Einchecken und Biometrik im Hotel ist so etwas wie der Tick in China.
 
'Der Avatar', wie auch 'FRAnny' im Robotics-Pilottest für künstliche und zugleich emotionale Intelligenz zur Optimierung der Reiseprozesse, die Ansprache vornimmt (Daimler ist dabei), kommt schon ganz gut klar, versteht aber nicht alles. Das Gesuchte finden durch Einsatz von Trial & Error geht; mit der Schnittstellte ‚Frankfurt Airport Alexa Skill‘, der Sprachassistentin, können Reisende Check-in-Schalter, Abflug-Gate und die Pünktlichkeit ihres Flugs per Sprachsteuerung am Flughafen Frankfurt abfragen. Ein wenig erinnert die unterschwellige Steuerung mit „Erlebnissen“ (Motto: „Erlebnisfaktoren schaffen“) auch an die vorausgesagte Schöne neue Welt mit glücklichen Sklaven der Ablenkungsindustrien, die ihren Stellenwert nicht mehr überblicken. Weiteres Highlight: „Essen wird zur Popkultur“ (NewDining@FRA). Nicht mehr um den ehemals verheißungsvollen Airport geht es, sondern um den Wohlfühlort. Gate also komplett digitalisieren, das Wartezeitempfinden reduzieren, mit FRA Erlebnisgate, Airport Online Shopping und Alipay von Alibaba. Das alles über uns wissen möchte. Für Chinesen ist das Einkaufserlebnis die Hauptsache. In Peking wird kein Bargeld mehr genommen.
 
Der digitalisierte Flughafen fordert eine nahezu pausenlose Einnahme des Subjekts, sei es nun wirklich unterworfen - wie Sub konstatiert - oder gehöre es zum ‚VIPService@FRA‘).
 
Ein Sport, der den Wirtschaftsmotor mitantreibt
 
iu3 KopieDer für die Eintracht Gekommene kam hochmotiviert, er will mehr Digitalisierung. Es geht um die Frankfurter Fußball AG. Sie sorgt mit für 8 Prozent Steigerung am Flughafen und 8 Prozent im Hotelfach. Am Fußball fällt immer wieder auf: Frauen haben in Spielzug und Ästhetik Vorteile, keilen nicht nicht ganz so, werden aber weniger gehört. Fußball ist männerdominiert. Der Frankfurter Pokal-Sieg war eine Genugtuung für einen Franken. Der inflationäre Begriff Nachhaltiges Wachstum muss auch für die Eintracht Geltung haben. Der Begriff Hidden Champion fiel. Klar ist, dass Freizeit, Gesundheit, Sport in bestimmter Vernetzung mit der Tourismusindustrie stehen. Dieses Wort ruft unmittelbar einen Anklang an Agrarindustrie hervor, die keinen guten Ruf hat.
 
Auf der Grünen Wiese kann Liebe & Leidenschaft gepflegt werden. Leis wird eingeschränkt, ob das nicht zu kommerziell sei und schon quasi-religiös. Fußball nehme Teil an der Umkehrung der Schwerkraft. Es gibt hierzu kein Privileg einer Karte nach Berlin, entsprechend der Einkommenssteuererklärung („obwohl wir sie bekommen hätten“). Die Eintracht beruht auf einer egalitären Liebesbeziehung.

Die Eintracht ist ein Produkt. Dazu werden geschäftliche Konzepte entwickelt. Stärkstes Wachstum und die Auseinandersetzung mit der AfD standen in letzter Zeit im Mittelpunkt. Also Haltung auch und die Frankfurt-Toleranz. Das Bekenntnis zum Flughafen gilt, um Wachstum zu generieren, nun ja, mal mit dem Zug anfahren wäre auch nicht unangebracht, wenn nur irgend möglich. Der Happen-Urlaub gilt auch im Zusammenhang mit Fußball. Das „Wochenend-Event“ mit Flug steht für 300 Euro Urlaub, der gern auch spontan angetreten wird. Die Stadt gibt ebenfalls Rücken, in dem was sie bietet. Die Frankfurt-Option soll auch für Großprojekte wie den Hauptbahnhoftunnel stehen.
 
18 Nationen sind jetzt in der Mannschaft vertreten. Die Eintracht fährt nächstes Jahr wieder in die Welt, im Januar zum USA Florida Cup, im Mai nach China. Ein wenig sieht sie sich als Anti-Goliath, wobei München den Großen Goliath verkörpert. Die Amerikaner lieben das Aufstehen gegen Goliath. In solchem Sinn lässt sich der Geist des Fußballs riechen und schmecken, natürlich auch mit Namen wie einem Makoto Hasebe, der durch Spielintelligenz hervorragt.
 
Die Eintracht hatte internationale Spieler schon in den Fünfzigern, später flog der Name Bum-kun Cha einem oft unvermittelt zu (1979-83, und lange darüber hinaus). International, das gehörte zur Strategie der F-E. Man wolle jetzt und künftig weniger ganz junge Spieler, hingegen aber Eigenvermarktung machen. Ganzjähriger Mietvertrag gilt als Gesetz; auch für andere Veranstaltungsbetreiber. Das Stadion ist unterteilt in Besitz, Vermarktung und Betreib. Fans sollen nicht gleich wieder zurückfliegen. Das Konzept ist ausgelegt auf Stehplätze für die Fans der Zukunft. Das reine Kapitalinteresse hätte lieber Sitzplätze, diese aber machen weniger Stimmung.
 
Der Tagesabschluss mit: Digitalisierung und Nachhaltigkeit
 
Der Treiber Digitalisierung ist im Hinblick auf Nachhaltigkeit kein Selbstläufer. Nachhaltigkeit gibt es auch im Feld der Digitalisierung nur aus Einsicht. Offline-Kommunikation, wird es das noch lange geben? Immerhin ist Digitalisierung ein Stromfresser. Ein Vergleich mit Offline wäre aufschlussreich. Intelligente smarte Lösungen, um nicht unterzugehen aber sind hilfreich. Der Ausdruck „total ändern“ fiel.
 
Welche Kriterien werden bei Veranstaltungen in Deutschland wichtiger, die dann einer smarten digitalen Lösung zugeführt werden müssten? Gemäß einer Studie ist zunächst die verkehrliche Anbindung global der wichtigste Aspekt, bei 7405 Locations und 405 Millionen Teilnehmer*innen. 54 Prozent liegen in Europa. Im Länder-und Städtemarketing der Kongressstandorte ist Deutschland das 2. Land, USA kommt nicht vor (Stadt).

Digitalisierung kostet Natur und Umwelt
 
iu2‚Are you ready for he future‘ ist immer auch umweltpolitisch zu denken. IT ist eine leidgeprüfte Industrie, Vernetzungstools verändern die Art und Weise des Verhaltens. Hotelindustrie und digitale Wohnungsvermittlung sind verschieden, brauchen eigene Lösungen, Wandel inbegriffen. Das braucht Energie. Städte, urbane Zonen sind die Macht der Zukunft, Plattform-Ökonomien drängen nach Expansion. Der Vorteil der Neuheit hat eine Kehrseite im Verbrauch. So schleppen die gesteigerten Möglichkeiten einen wachsenden Schwanz an Ressourcenverbrauch hinterher. Jetzt tauchten E-Scooter auf, nachdem ein K2-Roller, der Selbstbewegung erforderte, längst wieder ausgestorben war, obwohl er High-Tech war und nachhaltig. Wer weiß eigentlich schon genauer, was Head-Shops sind?
 
Ryan-Air lehnt die Mitbestimmung ab, aber der Kunde bestimmt (und macht mit). Also: auf 360 Grad die kritischen Augen überall haben. ‚Kunde ist König‘, na gut, aber wo bleibt die Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit. Die Dax-Konzerne werden zunehmend mit dem Argument Nachhaltigkeit konfrontiert. Komplett auf Plastik verzichten wäre in jedem Fall gut. 3 Säulen hat die Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Das bestimmt auch die Corporate Responsibility im Hinblick auf das Nachhaltigkeits-Management-System im Unternehmen.
 
Bevorzugung von Anbietern mit Zertifizierung liegt im Trend, vornehmlich was die CO2-Reduktion angeht und alles, was noch zur Schonung der Ressourcen beiträgt. Die Lufthansa fördert Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Instrumente für Echtzeitveranstaltungen in Flugzeugen sind in Vorbereitung. Häppchen-Reisen wird in höchsten Kreisen als Selbstzweck betrieben. Obwohl planetarisches Bewusstsein zum Alltagswerkzeug gehören sollte. Nachhaltigkeit wird auch durch Nationalismus und Egotrip untergraben.
 
Fotos:
Fraport AG
Eintracht Frankfurt AG
German Convention Bureau e.V.

Info:
10. Frankfurter Tourismustag, 20. Nov. 2018, Plenarsaal Römer, mit Thomas Feda, Tourismus+Congress GmbH; Dr. Stefan Behrendt, Dr. Lübke & Kelber; Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin Stadt Frankfurt am Main; Simone Schwab, Leiterin Bereich Vertrieb und Kundenbetreuung, Fraport AG; Axel Hellmann, Mitglied des Vorstands Eintracht Frankfurt Fußball AG; Matthias Schultze, German Convention Bureau e.V.