Manfred Schröder
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Bundesregierung hat beschlossen, bis zum Jahr 2025 drei Milliarden Euro in die Förderung der Künstlichen Intelligenz (KI) zu investieren. Darüber hinaus sind Gespräche mit den Ländern und der Wirtschaft geplant, um weitere Investitionen anzustoßen. Ziel ist es u.a., Deutschland und Europa zu einem führenden Standort für KI-Technologien zu machen und die künftige Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.
Ungeachtet der positiven Signale seitens der Bundesregierung ergab eine aktuelle Umfrage des Center for Financial Studies, dass das Gros der deutschen Finanzbranche (84% der Befragten) bezweifelt, dass die meisten Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz präzise kennen. Die Begriffe Digitalisierung im Allgemeinen und Künstliche Intelligenz im Besonderen werden in zahlreichen öffentlichen Diskussionen verwendet, obwohl viele Menschen nur eine vage Vorstellung von diesen Themen haben. Angesichts der Bedeutung dieser Trends spricht sich die deutsche Finanzbranche deutlich (86%) für eine Initiative zur Information und Aufklärung der Bevölkerung aus.
„Wir befinden uns in einer Zeit dramatischer Veränderungen der Wirtschaft und der Arbeitswelt. Daher ist es essentiell, die Menschen altersgerecht zu informieren und aufzuklären. Ich würde mir wünschen, dass wir uns nicht nur auf die Schulen konzentrieren, sondern auch Formate für die Erwachsenenbildung für diese zentralen Zukunftsfragen entwickeln.“, kommentiert Prof. Dr. Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies, die Umfrageergebnisse.
Künstliche Intelligenz wird in den kommenden 10 Jahren sehr wahrscheinlich etliche Branchen revolutionieren. Davon sind 83% der Befragten überzeugt. Lediglich 17% sind der Meinung, dass die Bedeutung von KI-Technologien überschätzt wird.
Der Finanzsektor wird bereits stark von der Künstlichen Intelligenz geprägt, wobei die neue Technologie das Potenzial besitzt, Finanzprozesse verändern zu können. Entsprechend eindeutig (90%) erwartet die deutsche Finanzbranche, dass KI-Technologien zukünftig zu einem der Kernthemen der Finanzindustrie zählen werden.
„Die deutschen Banken müssen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um im Bereich der Künstlichen Intelligenz nicht den Anschluss zu verlieren. Nur wenige Banken verfügen heute über eine echte KI-Strategie“, erläutert Brühl weiter.
Auf die Frage, was die wichtigsten Anwendungsgebiete von KI zukünftig im Banking sind, werden an erster Stelle die Zentralfunktionen (Risikomanagement, Controlling etc.) von 77% der Befragten genannt, unmittelbar gefolgt vom Bereich Asset Management (76%) und dem Privatkundengeschäft (73%). Des Weiteren nennen 53% das Kapitalmarktgeschäft. Der Einsatz von KI im Firmenkundengeschäft halten lediglich 36% der Befragten für relevant.
Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance e.V., unterstreicht: „Der Rückstand im internationalen Vergleich in Sachen KI ist enorm. So gibt es laut einer Erhebung der Unternehmensberatungen Asgard und Roland Berger in ganz Deutschland nur 106 KI-Startups im Vergleich zu 383 in China oder rund 1.400 in den USA. Das Programm der Bundesregierung kommt spät, aber nicht zu spät. Um aufzuholen, gilt es nun, intelligent mit Start-ups zu kooperieren und so die Kräfte am Finanzplatz zu bündeln.“
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