not s3JPGGraubünden trifft Frankfurt

Notker Blechner und Ulla Micheline

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Was verbindet Hessen und den Schweizer Kanton Graubünden? Der Rhein, Heidi und die Wölfe. Das zumindest meinten die Vertreter aus Graubünden, die sich in Frankfurt präsentierten.

not s1Wenn Graubünden „Heidiland“ ist, dann müsste doch Frankfurt „Heidistadt“ sein, dachte sich Graubündens Regierungsrat Marcus Caduff. Doch tatsächlich findet man in der Main-Metropole kaum Spuren von der berühmten Schweizer Romanfigur, die bei ihrem Ausflug nach Frankfurt Heimweih verspürte und klagte „Nur Mauern statt Berge!“. Das, so Cadluff, habe aber nichts mit Frankfurt zu tun. „Wir fühlen uns einfach nicht wohl in Städten.“

Im kleinen Graubünden leben 28 Menschen auf einem Quadratmeter. In Frankfurt  sind es mehr als zehn Mal so viel, nämlich 300 Menschen pro Quadratmeter. Graubünden zählt insgesamt 200.000 Einwohner. In Hessen sind es 1,2 Millionen. Cadluff: „Wir begnügen uns mit der Zahl hinter dem Komma.“


„Vor allem der Rhein verbindet uns!“

Ansonsten versuchte der Regierungsrat die Gemeinsamkeiten zwischen Hessen und Graubünden hervorzuheben. „Was uns verbindet, ist der Rhein.“ Er entspringt in Graubünden und durchquert Hessen - als südwestliche Grenze.

Eine weitere Gemeinsamkeit, die Regierungschef Caduff entdeckt hat, sind ... die Wölfe. „Wir haben wie in Hessen auch Wölfe.“ Während sie in Hessen aber nur auf Durchreise sind, haben sie sich im Kanton Graubünden fest angesiedelt und Rudel gebildet.


Mehr Skilifte und mehr Berge

not s2Spätestens hier hätte Caduff mit den Vergleichen aufhören sollen. Doch er fand noch mehr Verbindendes - zum Beispiel die Skilifte. „Wir haben 379 Skilifte für über 2.000 Pistenkilometer.“ Hessen habe 71 Skilifte auf 55 Pistenkilometern. „Das soll mir mal einer erklären.“ Und auch bei den Bergen klaffen riesige Unterschiede zwischen dem Schweizer Kanton und dem deutschen Bundesland. „Graubünden hat mit dem Piz Bernina den höchsten Berg mit 4.079 Meter.“ Der höchste hessische Berg, die Wasserkuppe sei für Graubündner Verhältnisse eher flach, meinte Caduff lachend.

Patrick Burkhard vom Hessischen Wirtschaftsministerium hob denn auch eher die Unterschiede zwischen Hessen und Graubünden hervor. Zum Beispiel die Entwicklung bei 5G. „Während hier die Frequenzen mühsam versteigert wurden, waren die 5-G-Netze schon im Ausbau.“ Und auch beim Föderalismus könnte Hessen von der Schweiz einiges lernen. Mit Bürgerbeteiligungen sei man in Hessen noch weit entfernt noch von den zahlreichen Volksinitiativen, die es in der Schweiz immer wieder gibt.


Bei 5G sind die Schweizer weiter

Es sind wohl eher die Unterschiede, die die Hessen nach Graubünden locken. Mit 16 Prozent bilden die Bundesbürger die wichtigste Touristengruppe für den Kanton. Sie fahren vor allem ins Engadin oder ins Heidiland.

Als bei der Graubünden-Präsentation eine Acapella-Formation und die Alphornbläser loslegten, waren ohnehin bald die Unterschiede zwischen Hessen und Graubünden vergessen. Bei Buchweizenpinokel mit Hirschpfeffer in Malanser Pinot Noir, Raclette und Vanillecrème mit Bündner Röteli (!) kamen sich die Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur näher.


Schweizer Generalkonsul fördert den Kultur-Austausch

Sehr zur Freude von Urs Hammer. Der Schweizer Generalkonsul ist gebürtiger Graubündner. Er lud in diesem Jahr seinen Heimatkanton in den Garten seiner Residenz in Frankfurt zur Schweizer Bundesfeier ein.

Hammer ist seit einem Jahr Generalkonsul in Hessen. Er will vor allem den kulturellen Austausch und die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz vorantreiben. So gab es jüngst eine Reise hessischer Fintechs nach Zürich.

Manchmal, gab Hammer zu, verspüre er schon ein bisschen Heimweh nach Graubünden. Das beste Mittel davegen sei eine Bündner Nusstörli, verriet er. Vielleicht hätte das vor 200 Jahren auch Heidi geholfen...

Fotos:
Alphornbläserin
Generalkonsul Hammer, Graubünden-Regierungsrat Caduff und Hessens Staatssekretär Burkhard
Acapella-Formation
© Ulla Micheline



Info:
Schweizer Generalkonsulat in Hessen

https://www.eda.admin.ch/countries/germany/de/home/vertretungen/botschaft/generalkonsulat-frankfurt/generalkonsul.html