t online.deautoVereinigtes Königreich zuletzt größter Exportmarkt für die deutschen Automobilhersteller. Die deutsche Automobilindustrie unterhält dort 100 Produktionsstätten

Manfred Schröder 

Berlin (Weltexpresso) - Großes Aufatmen in der deutschen Automobilindustrie. Die zuständige Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), die als Merkel-Vertraute erst in diesem Jahr den Posten übernahm, der seit vielen Jahren in den Händen der CDU, bzw. von Ex-CDU-Oberen ist, Hildegard Müller, zeigt sich erleichtert über das Zustandekommen eines Abkommens zum zukünftigen Verhältnis des Vereinigten Königreichs mit der Europäischen Union: „Mit dem bekannt gewordenen Ergebnis ist das Risiko eines 'No-Deals' ausgeräumt, und die Unternehmen können sich endlich auf die Umsetzung eines Freihandelsabkommens einstellen.“

Hildegard Müller weiter: „Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union war schlecht für beide Seiten. Ein nun verhandeltes Handelsabkommen ist das beste nun erreichbare Szenario."

Über die Frage, wer im Abkommen die größeren Vorteile errungen habe, streiten sich die Experten. Die Briten stellen es aus sehr durchsichtigen Gründen als ihren Erfolg dar. Gegenüber der bisherigen EU-Regelung ist es immer für alle Beteiligten ein Rückschriftt. Auch finanziell.  Das Vereinigte Königreich war 2019 der weltweit größte Exportmarkt für die deutschen Automobilhersteller. Die deutsche Automobilindustrie unterhält im Vereinigten Königreich über 100 Produktionsstätten, von denen die meisten Einrichtungen deutscher Zulieferunternehmen sind. Auch die Zulieferer im Vereinigten Königreich sind stark vom EU-Markt abhängig. Manchmal überqueren Kfz-Teile mehrmals den Kanal, bevor das Fahrzeug fertig gestellt ist. Dies zeigt, wie eng die britischen Fabriken mit den Fabriken in der EU 27 verbunden sind.

„Mit dem nun verhandelten Abkommen können wir einen Teil der negativen Auswirkungen eines EU-Austritts ohne Handelsabkommen vermeiden. Jetzt kommt es darauf an, die praktischen Hürden schnellstmöglich zu beseitigen. Lange Staus über den Ärmelkanal sind nicht im Interesse der Menschen auf beiden Seiten der neuen Grenze. Die Zeit drängt“, so Hildegard Müller.

Noch sind die genauen Details des Abkommens nicht bekannt. Die Unternehmen haben nur noch wenig Zeit, sich auf die erforderlichen Änderungen einzustellen. Und auch die EU-Mitgliedstatten und das Europäische Parlament müssen dem Abkommen noch zustimmen. Hildegard Müller betont: „Wir hoffen zudem, dass auch für das schwierige Thema der Ursprungsregeln Lösungen gefunden werden konnten, damit unsere Mitglieder auch tatsächlich die Vorteile des Abkommens in Anspruch nehmen können.“

Das Vereinigte Königreich ist ein sehr wichtiger Partner für die deutsche Automobilindustrie. Das Vereinigte Königreich ist - nach Deutschland - der zweitgrößte Pkw-Markt in Europa mit ca. 2,3 Millionen Neuzulassungen im Jahr 2019. Gemessen am Verkaufsvolumen war das Vereinigte Königreich für die deutschen Automobilhersteller 2019 der größte Exportmarkt weltweit.

Die Pkw-Produktion im Vereinigten Königreich ging innerhalb von nur drei Jahren von gut 1,7 Millionen (2016) um rund ein Viertel auf 1,3 Millionen Fahrzeuge (2019) zurück. 81 Prozent dieser Pkw wurden im vergangenen Jahr exportiert. 55 Prozent der aus dem Vereinigten Königreich exportierten Fahrzeuge gingen in EU-Länder. Dies bedeutet, dass Unternehmen, die im Vereinigten Königreich produzieren, entscheidend von Exporten auf den europäischen Kontinent abhängig sind. 2019 waren 89 Prozent der Neuzulassungen in Großbritannien Importe aus anderen Ländern. Rund 593.000 Neufahrzeuge wurden 2019 aus Deutschland in das Vereinigte Königreich exportiert, das entspricht 17 Prozent des deutschen Automobilexports.

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