schrott2cash.atMit der Cookie-Plage schaffen sich Unternehmen Zugang zum Unbewussten der NutzerInnen – verstoßen damit gegen den vielbesagten Datenschutz

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Problem dabei: sie bekommen Zugang auf die Recheneinheit und den – virtuellen - Arbeitsspeicher. Im Fall des Firefox-Browsers liegt das als Programm hinter ‚Einstellungen‘ und ‚Account verwalten‘ verborgen (sofern das alles ist und nicht noch mehr dahinter lagert). 


Dieser listet so vielsagende Posten wie Lesezeichen, Passwörter, Einstellungen, Chronik und Tabs, in synchronisierten Dateien, auf. In diesen Winkel-Advokaturen legen die Plattformen mit Hilfe von Cookies persönliche Informationen der NutzerInnen ab. Angeblich, um ihnen Gutes zu tun, tatsächlich aber, um den gläsernen Kunden abzubilden.

In der ‚Datenverarbeitung‘ ist dem neuronalen Netz jegliches möglich

Damit ist die immerzu leidige, aber sträflich vernachlässigte Datenschutzproblematik berührt. Es ist ein anhaltender Skandal, dass Cookies mittlerweile zum lästigen Standard geworden sind, der uns die Zeit raubt. Man will an uns ran, in die Schaltzentrale eindringen, um jeden Preis. Die Plattformen gieren nach Subordination. Sie verschachteln die vermeintlichen Auswahlmöglichkeiten in einer Weise, dass nicht mal HAL aus ‚Odyssee im Weltraum‘ durchblicken würde, um regelgerecht abprüfen zu können, welche Wirkungen erzielt wurden. Es gibt die Intelligenz auch des Abgefeimten und Abgeschmackten. Diese wird schleichend zur gemeinen Hinterlist. Die Wahl soll nicht wirklich frei sein, sondern dem Renditekalkül Dienst leisten.

Cookies dienen dem Ausforschen und vielmaligen Verwerten von Informationen, die nie mehr gelöscht werden, nur ‚optimiert‘. Cookies dienen dem ausufernden Überwachungskapitalismus.

Wer etwas von Organisationsprogrammierung versteht, weiß, dass die Datentechnik – alles! - ermöglicht, wonach Weltkonzerne gieren. Die Partei der Grünen ist diesen Dingen auch nur bedingt wachsam, obwohl hierin ihr Kerngeschäft liegen müsste. Seiten, die zur Akzeptanz von Cookies nötigen oder überlisten, sind zu verbieten. Sie sind zu sanktionieren. Der Datenschutzbeauftragte hinkt hinter den Wirklichkeiten hinterher, seine Reaktion ist zu träge, zu bürokratisch. Die Leistung der Legislative, Exekutive und der Parlamente ist im Verhältnis zur schaffenden Gesellschaft ‚regelrecht‘ kümmerlich. Wahrscheinlich herrscht hier auch Überforderung, bei Unkenntnis der Sache im Ganzen und im Einzelnen.

Endlich Einspruch getan

Kürzlich überraschte eine Meldung: „Justizministerium will Cookie-Einstellungen regeln“. Eine Mail an Konstantin von Notz von den Grünen könnte also doch etwas gebracht haben. Denn der Verbraucherschutz-Staatssekretär Christian Kastrop ließ verlauten: „Wir wollen das Ablehnen von Cookie-Einstellungen genauso leicht wie das Einwilligen machen“. Gutgesagt, endlich soll Ausgleich zwischen in der Regel grundverschiedenen und letztlich entgegengesetzten Interessen Einzug halten.

Aufgrund der – übrigens im Netz üblichen – unterschwelligen Verlinkung bei ungenauer Bezeichnung der Buttons werden die AnwenderInnen aufs Glatteis geführt und es kommt auch leicht zu irrtümlichen Ja-Angaben. Dahinter steckt ein Wille zur Manipulation. Der ganze Cookies-Apparat muss insgesamt abgelehnt werden können. Was augenblicklich in Funktion ist, kommt einem Raub an Zeit und Leben gleich. Sofern die Auswahlpraxis beim Aufschlagen einer Seite unklar ist: Seite abschalten, sie ablehnen, nicht mitmachen, sondern aussteigen!

Den Internetkonzernen und Anbietern im Netz ist nicht zu trauen. Auch wenn sie sich zusammenreißen, sie entwickeln immer wieder Schlupflöcher der Umgehung von Regeln und Normen. Das ist der Sache immanent. Das rührt einfach daher, dass die Datentechnik sich mit ihren Abfolgen von Nullen und Einsen sich von Gegenständen und gesellschaftlichen Einrichtungen abgelöst hat. Eigentlich von der alten Sozietät. Das digitale Prinzip ist ein Agens von Gleichmacherei und Qualitätsverlust, das Qualitativ-Werthafte ist ihm Stein des Anstoßes.   

Das Zauberwort heißt Tracking (Nachverfolgen)

Bei Suche mit "Cookies" finden sich in der Netzversion der Tageszeitung eine Menge an Nachweisen, die erhellen. „Google und Amazon verstoßen gegen Gesetze - Land verhängt Millionen-Strafen“, „Google muss 100 Millionen Euro Bußgeld in Frankreich zahlen“, „Google, Amazon und der Datenschutz: Google fühlt sich ungerecht behandelt“, „Mehr Schutz vor Schnüffelwerbung, Hamburger Datenschützer nehmen Website vom Netz“, „Firefox und Chrome wollen besseren Schutz anbieten“.

Das Problem ist erkannt, nur wird zu langsam auf die Fehlentwicklungen seitens der schwachen Politik reagiert. Sie hechelt immer nur hinterher. Doch ist sie selbst Teil des Ganzen, indem sie der Wirtschaft immerzu Heiligkeit und höheres Wesen zuspricht. Bedenkt man, was das Internet an Müll, Schrott, Abraum, Entgleisung und Gewaltanbahnung bzw. -anwendung bietet, so drängt sich immer wieder das Sinnbild vom Inferno eines Dante auf.

Währenddessen von den ‚Disciples of the Lie and the Wicked‘ der ‚Angels Holocaust‘ - der unschuldigen -, (zitiert nach zwei Songtiteln der Band Iced Earth) bereitet wird, auf jedem Kontinent dieser zerrütteten Erde. Gut, dass Joe Biden sich zu den Gütern der Indigenen bekennt. Das wäre dann mal ein zur Hoffnung auf bessere Tage anregender Neuanfang.

Zum Siebzigsten hat mir jemand das Buch mit dem Titel ‚Das Internet muss weg‘, von Schlecky Silberstein, geschenkt. Ich habe es noch nicht gelesen, aber ein wenig auch deswegen, weil mir seine Botschaft in gewisser Weise unmittelbar einsichtig ist. Das Internet trägt mehr zur Verwirrung bei als es zu einem Schub an Aufklärung, Erkenntnis und Wohlbestellung der Welt beiträgt.

Am abgebildeten Leiterplattenfoto erweist sich, dass die Schaltkreise nicht ohne ein ordnendes und bewertendes Gehirn auskommen dürften, um überhaupt eine Rolle spielen zu können.

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