... EIN ANTI-COVID-MASTERPLAN?

Klaus Jürgen Schmidt

Norddeutschland (Weltexpresso) – Begonnen hatte es schon 2020 mit der Idee von drei jungen Männern, die sich „BEEF KINGS“ nannten und in der Ortschaft Bötenberg einen Laden aufgemacht hatten, mit folgender Ansage: 
„Auf unseren Betrieben züchten wir Fleischrinder der Rassen Luing und Blonde d' Aquitaine. ...


... Das Fleisch der beiden Rassen ist von besonderer Qualität, die nicht nur in den natürlichen Rasse-Eigenschaften begründet ist, sondern auch durch unsere artgerechte und naturnahe Haltungsform beeinflusst wird.Anfang des Jahres 2020 sind wir mit der Rindfleischvermarktung an den Start gegangen und arbeiten seitdem kontinuierlich an unserem Unternehmen. Mittlerweile haben wir über 40 Einzelprodukte für Euch im Angebot - von Fleischwaren über Wurstwaren bis hinzu Convenienceprodukten. Bis wir aber endgültig den kompletten Betrieb aufgebaut haben, wird noch etwas Zeit ins Land ziehen und es werden noch massig Schweißperlen die Stirn hinunterlaufen.“ ...

Das kam der Familie Derboven in Bünkemühle nahe Bücken gerade recht. „So 'was machen wir doch schon viel länger,“ sagten sie sich und weiter:
„Wir sind ein traditioneller Familienbetrieb, wir leben und arbeiten zusammen auf der Bünkemühle.

Conny und Annette Derboven leben hier zusammen mit den drei Töchtern Anna-Lena, Cathrin und Dorothee, sowie Anna-Lenas Familie und Dorothees Partner, welcher ebenfalls mit auf dem Betrieb arbeitet. Daneben haben wir vier Auszubildende, welche bei uns arbeiten und bei uns wohnen.
Ergänzt wird unser Team durch zwei Mitarbeiterinnen in der Käserei und zwei Teilzeit-Mitarbeiter in der Landwirtschaft. ... Es war schon lange unser Wunsch die Milch, die wir produzieren, zu veredeln und direkt zu vermarkten. Mit dem Bau unserer Hofkäserei haben wir diesen Wunsch in die Tat umgesetzt. Nach einer schonenden Pasteurisierung (= Erhitzung) der Milch wird diese überwiegend zu Schnittkäse verarbeitet. Um 1kg Bünkemühler Schnittkäse zu erzeugen benötigt man 10kg Milch. Bis der Käse an Sie verkauft wird muss er noch mindestens sechs Wochen reifen, um seinen Geschmack zu entwickeln. In unserem Hofladen können Sie unseren Käse gerne verkosten und gleichzeitig bei der Herstellung zuschauen.“

Schöner Anfang, dachten sich Jörg und Doris von der Wassermühle in Blenhorst. Hier wurde mal Mehl gemahlen und Holz gesägt. Und das wäre wieder möglich, wenn wir Hilfe bei der Reparatur der verrotteten Holznabe des zweiten Wasser-Rades bekämen.

Kein Problem sagten da die Leute des niedersächsischen Ablegers von NABU, des „Naturschutzbundes Deutschland“, der ja schon die Verantwortung für den Erhalt der Rückhaltebecken übernommen hatte, der Teiche oberhalb der Mühle. Und weil der NABU aus dunklen Phasen seiner Entstehungsgeschichte gelernt hatte, war es für ihn kein Problem, sich an der Beseitigung verrotteten Holzes zu beteiligen.
Die Organisation war 1899 als „Bund für Vogelschutz“ gegründet worden. Die Machtübernahme des Nationalsozialismus war dann vom Bund für Vogelschutz freudig begrüßt worden. Er war in der Zeit des Nationalsozialismus nicht nur unverändert staatstreu, die organisatorische Einbindung in die Strukturen von Staat und Partei gab dem Bund sogar einen fast offiziellen, halbstaatlichen Charakter. Da würde es jetzt eine Ehre sein, dabei zu helfen, ein Mühlenrad wieder in Betrieb zu setzen. Oder?

Und dann wurde Jörg und Doris klar: Wir können mit unsere „Kultur-Mühle“ allen Virus-Mutationen trotzen, wenn wir wieder Mehl mahlen und Holz sägen, für eine lokale Back-Kultur und für eine lokale Handwerker-Kultur. Denn da gab es ja noch historische Backhäuser in der Gegend und um die Ecke sogar ein zum ehemaligen Kur-Hotel gehörendes Gebäude, das nicht mehr abgerissen werden müsste, sondern Lehrwerkstätten für die Dorfjugend beherbergen könnte, wo jede/jeder erfahren würde, wie gemeinsam wieder eine ländliche Kultur zu schaffen ist, die ihre Menschen nicht bloß ernährt. Sie würden lernen, sich wieder gegenseitig zu vertrauen, und Spaß miteinander zu haben – ganz ohne Internet.

Dafür braucht es auf jeden Fall einen guten Kaffee.
„Catucho“ heißt die Manufaktur und Rösterei in Bücken bei Hoya, die Ulrike Eckhardt mit ihrem Töchtern Laura und Elena zu einer feinen Adresse für aromatische Kaffees und köstliche Kakaosorten gemacht hat. Über ein Jahrzehnt arbeitete die Diplom-Agraringenieurin in Lateinamerika in der landwirtschaftlichen Beratung und eng mit den Kaffee-Produzenten vor Ort zusammen. „Immer ging es um organischen Anbau und fairen Handel. Unser Kaffee kommt von Fincas, die ich persönlich kenne.“
Die Töchter Laura und Elena verbrachten ihre Kindheit an Mutters exotischen Arbeitsplätzen und entwickelten schon früh ein Gespür für die besten Bohnen. Heute ist Laura, Betriebswirtin und Marketingexpertin, ebenfalls Geschäftsführerin von Catucho. Elena, ursprünglich Modedesignerin, entwirft die Packungsetiketten und bedient virtuos die Rösterei. „Jeder Kaffee röstet sich anders. Wir geben den Bohnen Zeit. Mit den Augen, Nase und Ohren beurteilen wir, wie sie sich entwickeln, um die Temperatur zu steuern“, sagt Ulrike Eckhardt. Inzwischen lebt die Familie in Bücken an der Weser, einem weltoffenen Szene-Ort, geprägt durch Kunst, Kultur, alternative Lebensformen und interessante Veranstaltungen. In der historischen Scheune bietet Ulrike Eckhardts Mann Peter Kleinkunst und Konzerte an, im ehemaligen Schafstall wird der Kaffee geröstet – gleich neben dem kleinen Café zum Probieren und Genießen exzellenten Kaffees und aromatischen Kakaos für die Seele und die Lebensgeister.

Aber auch Wein und Schnaps und Bier würden wieder aus heimischem Wissen in kleinen und großen Hobby-Gruppen erzeugt – selber genossen, aber auch bei täglich geöffneten Marktständen reißenden Absatz findend, so wie Gemüse, Eier, Obst vom eigenen Hof, ... das Fleisch von den „BEEF KINGS“, der Käse aus der Bünkemühle, Mehl und Brot aus instand gesetzten Mühlen und Backhäusern, Kaffee und Kakao von „Catucho“, und reparierte oder neue Haushaltsgegenstände aus den Lehrwerkstätten in Blenhorst. ...

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© beefkings

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