Europa-Werbung für Asiaten
Notker Blechner
Frankfurt am Min (Weltexpresso) - – Trotz Währungsturbulenzen und Konjunkturabkühlung bleibt Asien der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Eine Brücke zu diesem florierenden Markt bietet der deutsch-asiatische Wirtschaftskreis. Er setzt sich für den Ausbau der Geschäftsbeziehungen zwischen deutschen und asiatischen Unternehmen ein.
Auf dem Neujahrsempfang in Bad Homburg trafen sich Prominenz aus Politik und Wirtschaft beider Kontinente. Zentrales Thema war aber diesmal Europa.
Benoît Coeuré ist ein scheuer Mensch. Der Franzose, die Nummer zwei in der Europäischen Zentralbank (EZB) hinter Präsident Mario Draghi, steht nicht gerne im Rampenlicht. Ziemlich nervös zeigte sich denn auch das EZB-Direktoriumsmitglied beim Neujahrsempfang des Deutsch-Asiatischen Wirtschaftskreises (DAW) im Bad Homburger Kurhaus, wo er als Stargast auftrat. Coeuré musste den Gästen, darunter vielen asiatischen Konsuln und Wirtschaftsvertretern, erklären, wie Europa wieder aus der Krise kommen soll.
Coeuré: In Europa geht es wieder aufwärts
In gutem Englisch mit stark gefärbtem französischem Akzent versicherte der Notenbanker, dass es in Europa wieder aufwärts gehe und sich die Arbeitslosenrate stabilisiere. Coeuré betonte, wie wichtig der Ausbau der Handelsbeziehungen mit Asien für den Wirtschaftsaufschwung in Europa sei. Zur Rolle der Geldpolitik bei der Überwindung der Rezession in Europa schwieg er sich aus.
Im Vorfeld hatte Coeuré mit seiner Aussage für Furore gesorgt, dass die EZB einen Strafzins für Banken erwäge, die ihr Geld bei der Zentralbank geparkt hätten. Dafür gebe es momentan keine Notwendigkeit, sagte der Franzose am Rande des Neujahrsempfangs.
Hüther: "Deutschland ist keine Basar-Ökonomie"
Etwas (selbst)kritischer zeigte sich Ökonom Michael Hüther vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Demographisch werde weltweit Europa gegenüber Asien an Bedeutung verlieren, räumte er ein. Der Anteil an der Weltbevölkerung werde von momentan sieben auf künftig fünf Prozent sinken. Dennoch bleibe die deutsche Wirtschaft ein sicherer Hafen. Sie sei eine der offensten Wirtschaftsräume der Welt und biete freien Warenverkehr sowie Personenfreizügigkeit. "Deutschland ist keine Basar-Ökonomie." Die Ängste vor einer Verlagerung der Produktion nach China wären nicht eingetreten. Im Gegenteil: Laut Hüther würden wieder viele deutsche Firmen nach Deutschland zurückkommen.
Korwisi wirbt für Standort Bad Homburg
Bei so viel Eigenwerbung wollte auch Bad Homburgs Oberbürgermeister Michael Korwisi (Grüne) nicht zurückstehen. Mit der Champagnerluft und der Auflistung zahlreicher Ansiedlungen in der Stadt warb er für den Standort Bad Homburg. Besonders die Gesundheitswirtschaft (mit Eli Lilly und Fresenius) sowie die IT-, Consulting- und Finanzbranche sei in der Kurstadt präsent, betonte er. Als weiteren wichtigen Standortfaktor nannte er die Qualität der Kliniken. Mit dem 160 Millionen Euro teuren Neubau der Hochtaunus-Kliniken entstehe in Bad Homburg die modernste Klinik Hessens, verkündete Korwisi.
Die über 200 Gäste nutzten den laut DAW-Präsident Bodo Krüger „größten Neujahrsempfang von Asien-Pazifik in Deutschland“ zum Austausch und Networking. Bei den ausstellenden asiatischen Firmen mit Niederlassungen in Rhein-Main sowie deutschen Firmen mit Asien-Präsenz konnten sie sich über neue Investitionsmöglichkeiten informieren.
Deutsch-asiatischer Wirtschaftskreis