Katastrophales Signal für Einwanderungsland Deutschland
Rebecca von der Wien
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn schon einmal die Industrie- und Handelskammer zum Thema des Öffentlichen Sparens an Migranten ihr Wort erhebt, wollen wir das gerne weitertragen. Als katastrophales Signal für das „zarte Pflänzchen Willkommenskultur” in Deutschland bezeichnete nämlich Mathias Müller, Präsident der IHK Frankfurt am Main, die abrupte Streichung der Deutschkurse für Migranten.
Wir hatten den Vorgang überhaupt nicht mitbekommen: Zum 1. April 2014 hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mitgeteilt, daß in diesem Jahr keine Mittel zur berufsbezogenen Sprachförderung für Migranten mehr bewilligt werden könnten. Neue Kurse soll es demnach erst ab 2015 geben, da die Haushaltsmittel aufgebraucht seien.
Die Förderung kommt vor allem arbeitslosen Migranten zugute, denen damit ein Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingen soll. In Hessen gab es im Jahr 2013 2.500 Sprachangebote. Allein in der Stadt Frankfurt werden von einem Trägerkonsortium - dem Internationalen Bund, Berlitz, berami und der Lehrerkooperative - mehr als 400 Menschen jährlich in einem 17 wöchigen Lehrgang mit Praktikum geschult. Derzeit warten 150 Menschen auf den Einstieg in einen Sprachkurs, weitere 80 auf einen Anschlußkurs. „Wenn im Ausland bekannt wird, mit welcher Politik wir hier mit Zugewanderten umgehen, wird man uns unsere Bemühungen um eine Willkommenskultur nicht glauben”, kommentierte Prof. Müller die Entscheidung des BAMF. Er forderte die Stadt Frankfurt und die Arbeitsagentur auf, sich um eine Zwischenfinanzierung zu bemühen.
Wir finden diesen Einsatz richtig und wichtig. Weisen aber auch noch auf ein Weiteres hin. Die Sprachkurse werden von Menschen erteilt, die dazu befähigt worden sind und damit Teil des Arbeitslebens sind. Wenn aber die Sprachkurse gestrichen werden, ist dies nicht nur übel für diejenigen, die sie brauchen, sondern auch für die Arbeitnehmer, die sie erteilen und von dem Entgelt leben. Wenn ihnen das überraschend wegbricht, können sie so schnell überhaupt keinen Ersatz finden und liegen deshalb als arbeitslos geworden den Arbeitsämtern, sprich den Agenturen für Arbeit auf der Tasche. Das ist eine derart kurzsichtige Milchmädchenpolitik, daß man sich über den politischen und den Verwaltungsstaat Deutschland nur wundern kann. Irgendwie stümperhaft.