Stuttgarter Weihnachtsmarkt Eingangstor Schillerplatz 01 Foto Thomas NiedermuellerDer Stuttgarter „Christkindleinmarkt“

Sabine Zoller

Stuttgart (Weltexpresso) Der festliche Weihnachtsmarkt in Stuttgart, der alljährlich rund 3,5 Mio. Besucher anlockt, zählt mit seiner mehr als 300-jährigen Geschichte zu den ältesten und größten vorweihnachtlichen Märkten Europas und lockt Gäste aus nah und fern vom 27.11.2024 bis zum 23.12.2024

 

Stuttgarter Weihnachtsmarkt Marktplatz Rathaus Foto Thomas NiedermuellerBereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts ist ein Pferdemarkt am 16. November erwähnt, der sich zu einem Jahrmarkt entwickelte und zeitlich immer näher an Weihnachten heranrückte. Da der Kirche darauf drang das Feilschen auf dem Markt zu unterbinden, verzichtete der Magistrat der Stadt auf den „in den Weyhnachten gehaltenen Christkindles-Marckht“. Die württembergische Herzogin Magdalena Sybilla bestätigte zwar einer Urkunde vom 22. November 1692 die Aufhebung des „Christkindleinmarktes“, erlaubte aber zugleich einen neuen Jahrmarkt. Damit startete ab 1780 der Markt von Dienstag nach dem dritten Advent bis Samstag vor Weihnachten als „Wintermarkt“, der sich aber als Name nicht durchsetzen konnte, und keineswegs mit dem Christkindlesmarkt in Nürnberg zu verwechseln ist.

Denn der Vorreiter des Stuttgarter Weihnachtsmarktes war ein Viehmarkt, zu dem sich im Laufe der Jahre ein unterhaltsameres Jahrmarktgepräge mit Seiltänzern, Zauberern, Gauklern und Spaßmachern hinzugesellte. Vor staunendem Publikum wurden in Menagerien Wundergeschöpfe und ausländische Tiere wie Tanzbären, Elefanten, Tiger und Zebras lebend vorgeführt. Das zog die Besucher massenhaft an, denn wer das verpasste, musste lange warten, bis sich erneut eine Gelegenheit bot. Zudem gehörte eine „mobile Ambulanz“ auf den Markt, um sich Zähne ziehen zu lassen, oder Krückstöcke zu kaufen. Daher steig nicht nur die Zahl der Besucher, sondern auch die der Händler stetig an. Für das Jahr 1850 sind nicht weniger als 1.200 Händler präsent.

Stuttgarter Weihnachtsmarkt Schillerplatz Stiftskirche Foto Thomas NiedermuellerAuch die mobile Ambulanz gehörte zum Weihnachtsmarkt: Hier wurden Zähne gezogen und Krückstöcke verkauft. Der Geschäftsumsatz stieg erheblich und so zog der Weihnachtsmarkt in Stuttgart immer mehr Kaufleute und somit auch Besucher von weit her an. 1850 beschickten nicht weniger als 1.200 Händler den Markt und noch heute laden rund 300 festlich geschmückte Buden vor einer malerischen Kulisse zum Bummeln, Staunen und Schmausen ein. Das Neue und Alte Schloss, der Königsbau, der Karls- und Schillerplatz sowie der Marktplatz und die Stiftskirche bilden das weitläufige Areal, das die Stuttgarter Innenstadt vom 29. November bis zum 23. Dezember 2023 in ein Winter-Märchenland verwandelt.

Neben Bratwurst und Maultaschen, gebrannten Mandeln und Lebkuchen, die für das leibliche Wohl sorgen, gibt es Glühwein und Punsch, um nicht nur das Herz zu erwärmen. Auch hier lohnt eine Anekdote erwähnt zu werden: Denn der Glühwein wurde von einem Schwaben erfunden, der es den Römern nachgemacht hat. Schon im Mittelalter waren gewürzte Weine im Trend, allerdings wurden diese damals kalt getrunken. Erst im Winter 1956, als Rudolf Kunzmann in seiner kleinen Augsburger Kellerei Wein mit Zucker und Gewürzen versetzte und in Flaschen abgefüllt als Glühwein feilbot, war das wärmende, heiße Getränk auf Weinbasis geboren. Da zu diesem Zeitpunkt der Zucker als Zutat im Wein verboten war, erhielt der Winzer als „Dank“ für seine Erfindung ein Bußgeld vom Marktamt der Stadt. Erst später wurde das Weinrecht geändert und Glühwein somit legalisiert. Doch daran denkt heute wohl kaum einer, wenn er bei Minusgraden einen duftend heißen Glühwein in den Händen hält und sich durch die mit Menschenmassen dicht gefüllten, engen Gassen quält. Denn hier gibt es nicht nur Kirsch und Kunstvolles zu sehen. Es locken die Krämermarktartikel, die nach wie vor traditionelles wie Töpfe, Pfannen, Geschirr, Kleidung und Hausrat feilbieten.

Zudem erwartet die Besucher ein vielseitiges Angebot an handgefertigten Waren, Geschenkartikeln und Christbaumschmuck. Die Kleinsten können mit der Mini-Dampflok durch eine kleine Winterlandschaft auf dem Schlossplatz fahren, oder eine Runde im nostalgischen Kinderkarussell drehen. Ein eigens gestalteter Flyer bietet den passenden Überblick über die vielfältigen Weihnachtskonzerte, die im Renaissance-Innenhof des Alten Schlosses zu erleben sind. In der Stiftskirche lockt zur Mittagszeit täglich ein Orgelkonzert und von Freitag bis Sonntag sind die Turmbläser aktiv, um auf eine festliche Weihnachtszeit einzustimmen.

Foto: Impressionen Stuttgarter_Weihnachtsmarkt ©Thomas_Niedermueller