Heimtextil wächst und startet mit über 3.000 Ausstellern und Design-Ikone Patricia Urquiola, Teil 2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ist das eine Freude, ohne Corona oder sonstige Beschränkungen durch die vielen Hallen auf der Heimtextil gehen zu dürfen, die nur ein Problem haben: meine Güte, ist das alles vornehm, bzw. sieht so teuer und schön aus, daß man daran denken muß, was denn die Menschen kaufen können, die nicht das Geld für solche Waren haben, die den Schönheitssinn befriedigen und beim Anfassen ein so gutes Material fühlen lassen. Gegenüber früher hat sich der gute Geschmack auf der Heimtextil ausgebreitet. Es macht wirklich Spaß, sich die qualitätsvollen Stoffe nicht nur anzuschauen, sondern sie anzufassen, was auch für die neue Qualität von Handtüchern gilt, extrem flauschig eben, und herrlich weich die Umschlagtücher oder Decken und einfach schön die vielen Kissen, meist bunt, aber weder kitschig noch zu bunt.
Von vorne. Die Eröffnungspressekonferenz fand wieder einmal direkt in einer der Messehallen statt. Diesmal in Halle 12 am Stand D 41, wo die zur Design-Ikone erklärte Patricia Urquiola eine Couchlandschaft aufgebaut hat, die in Stoff, bzw. Schaumstoff ein wenig das nachbaut, was einst in Spanien, in Barcelona Antonio Gaudí vormachte. Er galt als Vertreter des Modernismo, was aber wenig aussagt. Besser sollte man sagen, daß er die Farbenpracht des orientalischen Stils verbunden hat mit dem Höherstreben, das der Gotik eigen ist. Hier aber geht es um Stoffliches, aber die in sich verschlungenen Formen, wie hier die Sitzmöglichkeiten aussehen, die man weder Couch nennen möchte, noch Sofa, auch nicht Chaiselounge, produzieren einfach Erinnerungen an Gaudísche Formen. Die Farben allerdings sind anders, denn das bunte Mosaikhafte von Gaudí ist hier zu Gunsten ganz kleinteiliger, in sich verschlungener hellen Farben gelöst. Schauen Sie sich den Markus Braun an, verantwortlich für die Messe Frankfurt für alle Konsumgütermessen, und seine diesjährige Ikone Patricia Urquiola, die entspannt auf einem sehr niederen Sitzmöbel sitzen, nennen wir es mal so.
Man könnte insgesamt sagen, daß die Heimtextil alle Gegenstände präsentiert, die aus Textilem besteht. In der Vergangenheit haben wir immer wieder ausführlich über Bettwäche berichtet, was auch dazu gehört, denn man könnte eine Kulturgeschichte der Bettwäsche niederschreiben, die deutlich zum Ausdruck bringt, wie das jeweilige Designgefühl ist. Heute findet man die martialische, mit Raketen und Waffen bestückten Bettdecken kaum mehr, die eine zeitlang für Jugendzimmer das non plus ultra schienen. Auf jeden Fall gekauft wurden. Nein, heute ist insgesamt Harmonie angesagt, das zeigen fast alle Stände auf der Heimtextil, von denen es sehr viele gibt. Laut Braun gibt es über 3000 Aussteller, nur 158 aus Deutschland, insgesamt aus 65 Ländern und Fachbesucher haben sich aus 130 Nationen angesagt. Das ist, was die Aussteller angeht, ein Wachsen um 6 Prozent, was viel ist und weshalb die Messe Frankfurt auch hoffnungsvoll auf die kommenden Messen, Ambiente und Christmasworld u.a..
Was man in Frankfurt dazu sagen muß, das ist, daß die Messe Frankfurt ihre Erfolgsmodelle in der ganzen Welt durchführt, weshalb es insgesamt 60 Messen weltweit sind, konkret in 13 Ländern mit rund 23 000 Ausstellern und um die 500 000 Fachbesucher. Darum darf die Frankfurter Messe auch die Heimtextil als Weltleitmesse für Textiles bezeichnen.
Seit Corona das Messegeschäft jäh unterbrach, haben die wieder aufgelebten Messen fast eine neue Funktion erhalten. Darüber haben wir schon oft geschrieben. Am deutlichsten war dies bei den ersten Messen, die nach Corona in Frankfurt stattfanden, wo wir Befragungen durchgeführt hatten, die deutlich machten, daß die Freude, wieder den X, Y wiederzusehen, viel wichtiger war, als das konkrete Geschäft. Denn damit korrespondierend haben einfach Messen viel stärker als früher die Kommunikation im Sinn, denn das Ordern ist ja schon länger im digitalen Geschäft. Wird außerhalb der Messen vorgenommen und nicht wie ganz früher direkt am Stand durch Ausfüllen von Papieren, wie es früher, noch gar nicht so lange her, einmal war.
Noch ein Blick in die Messehallen, was wirklich auffällig ist. Sehr edel, ja geradezu vornehm sind die Stände gestaltet. Das Weiß ist weg. Natürlich gibt es hin und wieder auch Weißes. Vergleicht man jedoch den Gesamteindruck mit früheren Jahren, so ist das Design dieser Messe, ganz unabhängig, ob Wäsche, Gardinen, Kissen, Teppiche, Stoffbezüge von Möbeln, einfach bunt. Aber nicht grell bunt, sondern gedeckt oder in Blumenmustern oder in der Wirkung wie fein gestickt. Auf jeden Fall ästhetisch angenehm, verbunden mit Materialien, die anzufassen angenehm ist. Mehr demnächst.
Foto:
©Messe Frankfurt / Pietro Sutera
Info:
Die Heimtextil findet vom 14. bis 17. Januar 2025 statt.