Auf dem Weg zur schlauen Stadt
Notker Blechner
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In den nächsten Jahren wird zunehmend die Bevölkerung in die Städte ziehen. Laut UNO werden 2050 zwei Drittel aller Menschen in Städten leben. Die Folge sind Verkehrsstaus, Umweltverschmutzung und wachsende Kriminalität. Um dies zu verhindern, tüfteln Stadtplaner und Ingenieure an der "Smart City". Beim VDE-Kongress in Frankfurt trafen sich Vertreter zum großen Ideen-Austausch.
Was haben Santander, Amsterdam, Wien, Luxemburg, Hamburg und Karlsruhe miteinander gemeinsam? Sie alle sehen sich auf dem Weg zur "Smart City". Mit ausgeklügelter IT-Technik wollen sie Verkehrstaus vermeiden, die Energieeffizienz verbessern und den Abfall besser entsorgen.
Viele Konzepte für die "Smart City"
Die spanische Stadt Santander hat alleine über 30.000 Sensoren installiert, um den Verkehr zu steuern und die Meerestemperatur zu messen. In Wien wurde eine Kurzparkzonen-App entwickelt, deren Benutzer Infos über alle Kurzparkzonen der österreichischen Hauptstadt abfragen können. In Hamburg soll auf einem ehemaligen Kasernengelände ein Wohnquartier entstehen, das autark mit Strom und Wärme aus dem dort anfallenden Abwasser und aus Biomasse versorgt wird. Und in Karlsruhe brauchen Eltern online nur noch ein Formular ausfüllen, um für ihre Kinder einen Platz in den 130 Kitas zu bekommen. Bisher mussten sie sich gleichzeitig bei mehreren Kitas anmelden…
Auf dem Jahreskongress des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) präsentierten zahlreiche Referenten im Frankfurter Congress Centrum Konzepte für die "Smart City" von morgen. Das Investitionsvolumen schätzt VDE-Präsident Joachim Schneider alleine für Deutschland auf einen dreistelligen Milliardenbetrag.
Laut einer Umfrage des VDE ist die Mehrheit der deutschen Bevölkerung für die "Smart City". Allerdings können sich nur 16 Prozent der Befragten darunter etwas genaues vorstellen.
Bundesbürger für Smart-Home, aber gegen intelligenten Kühlschrank
Beim Blick in die Details wird klar, dass die Bevölkerung die Einführung der "schlauen Stadt" zwiespältig beurteilt. So befürwortet zwar gut die Hälfte der Deutschen das "Smart-Home", aber 61 Prozent lehnen vernetzte, ferngesteuerte Elektrohaushaltsgeräte wie Herd, Waschmaschine, Kühlschrank oder Kaffeeautomat ab.
Das beunruhigt die Elektroingenieure. "Die Industrie muss den Verbrauchern den tatsächlichen Mehrwert durch das Smart Home sowie die Maßnahmen zur Datensicherheit aufzeigen", verlangt Hans Heinz Zimmer, Vorstandschef des VDE. "Es besteht dringender Aufklärungsbedarf."
"Mit den Menschen planen und nicht an ihnen vorbei"
"Technologien und Infrastrukturen sollte man mit den Menschen planen und nicht an ihnen vorbei", mahnte auf dem Kongress auch der Technik-Philosoph Achim Grunwald vom Institut für Technikfolgeabschätzung und System-Analyse. Die versammelten Elektroingenieure lauschten ergriffen und nickten zustimmend.
Internet:
VDE-Kongress 2014
https://www.vde.com/de/InfoCenter/News/K2014-Bericht/Seiten/Homepage.aspx