IKT nehmen Schlüsselrolle in der Elektromobilität ein

Harald Lutz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – „Fortschreitender demografischer Wandel, Ressourcenverknappung, weltweites Bevölkerungswachstum und ein ungebrems­ter Trend zur Urbanisierung haben einen entscheidenden Einfluss auf die Fahr­zeugtechnologie der Zukunft.



Für immer mehr Menschen müssen die Energie­versorgung und die Verkehrssysteme sichergestellt werden – auch in Deutsch­land und Hessen. Diese Herausforderung wird die Entwicklung der Zukunft der Mobilität entscheidend bestimmen“, bringt Prof. Dr.-Ing. Ueberschär, der Spre­cher des Automotive Clusters Rhein-Main-Neckar, aktuelle Trends und Ent­wicklungen rund um das Thema Elek­tromobilität auf den Punkt.



Experten sehen vier Megatrends rund um das Thema Elektromobilität

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) nehmen bereits heute in der Elektromobilität eine Schlüsselrolle für das Gesamtsystem Fahrzeug ein. „Wir sehen beim Thema Elektromobilität aktuell vier Megatrends: Sicherheit, Um­welt / Emissionen, IKT und globale Mobilität“, betont auch Martin Boeld, seines Zei­chens Projektmanager eMobility Solutions bei Continental. Die Informationstechno­logie werde vor allem benötigt, um das Fahren intelligent zu machen und den Fahre­rinnen und Fahrern Informationen zur Verfügung zu stellen. Boeld: „Damit sind gleichzeitig eine Reihe neuer Services und Business-Modelle verbunden, z. B. die Verbindung des Fahrzeugs mit dem Internet und Backend-Systemen wie Portalen, Smartphones oder Serviceplattformen.“



Stand der Technik hemmt noch flächendeckende Durchsetzung der E-Mobile

Probleme bei der flächendeckenden Durchsetzung der derzeitig am Markt verfügbaren Elektrofahrzeuge gegenüber herkömmlichen Pkw mit Otto- oder Dieselmotoren sieht der Projektmanager eMobility auf dem derzeitigen Stand der Technik vor allem in den relativ hohen Batteriekosten, langen Aufladezeiten und der noch recht beschränkten Reichweite. Boeld: „Die Minderung eines dieser Probleme bringt – analog der Qua­dratur des Kreises – parallel das Ansteigen eines der anderen Faktoren mit sich.“ Vor diesem Hintergrund sieht der Leiter des Kompetenzzentrums Elektromobilität Heiko Herchert für seinen Arbeitgeber, Deutschlands größten unabhängigen Entwicklungs­dienstleister EDAG GmbH, die Chance in ein neues Geschäftsfeld einzusteigen und dabei als Katalysator zwischen Energieversorger und Automobilhersteller zu wirken, Herchert: „Uns beschäftigt dabei vor allem die Frage: Wie bringe ich erneuerbare Energie sinnvoll in eine Mobilitätsanwendung hinein?“



Reichweitenprognose für Elektrofahrzeuge über Internet und Cloud Computing

Auch aktuelle Forschungsergebnisse und Produktentwicklungen im Umfeld Elektro­mobilität werden von der Fachwelt heiß diskutiert; beispielsweise das von der Europäi­schen Weltraumbehörde ESA geförderte Projekt MapZero – Reichweitenpro­gnose für Elektrofahrzeuge – vom noch jungen Darmstädter Unternehmen All4IP Technologies. Hintergrund: E-Mobilisten benötigen mittels moderner Informations- und Kommunikationstechniken ständig aktuelle Informationen wie über den Lade­stand der Batterie und die Reichweite ihres Fahrzeugs, die je nach Wegstrecke, Wetter und Beschaffenheit der Straße variieren können. Der Gründer und Geschäftsführer Dr. Peter Conradi: „Über das Internet und Cloud Computing werden sowohl externe Daten zur Straßenbeschaffenheit oder zu den aktuellen Witterungsbedingen als auch den fahrzeuginternen Werten aufbereitet und auf ein marktübliches Smartphone-Handy übertragen.“ Im Resultat berechnet MapZero wie ein Navigationssystem die optimale Wegestrecke – allerdings nach Energieeffizienz-Kriterien.



E-Mobile in Firmenfahrzeugflotten können CO2-Emissionen drastisch reduzieren

Im Rahmen der Konzerneigenen Nachhaltig­keitsstrategie bis zum Jahr 2020 wurde bei Deutschlands größtem unabhängigen Softwarehaus, der Walldorfer SAP AG, das Projekt Future Fleet aufgesetzt. „Vor allem auch über den verstärkten Einsatz von Elektrofahrzeugen in der firmeneigenen Fahrzeugflotte wollen wir unsere selbst ver­antworteten CO2-Emissionen um 50 Pro­zent, gemessen an den Werten von 2002, re­duzieren", erläutert der Senior-Vizepräsident von SAP Research, Prof: Dr. Martin Przewloka, die ehrgeizigen Projektziele. Ein Future Fleet-Prototyp zur Steuerung einer E-Mobil-Fahrzeugflotte wurde aufgebaut. Zusammen mit Partnern wie dem Öko-Institut, Energieversorgern und Fahrzeug­herstellern sind in einem ersten Schritt zu­nächst 27 Elektrofahrzeuge erfolgreich im Alltagsbetrieb ge­testet worden – um die prinzipielle Machbarkeit zu beweisen. Insgesamt verfügt das Unternehmen weltweit über 17.000 Firmenfahr­zeuge; über­wiegend noch mit herkömmlichen Verbrennungs­motoren. Prof. Przewloka: „An diesen Zahlen wird das immense CO2-Einsparpoten­zial deut­lich.“

 

INFO:

Nützliche Links:

www.automotive-cluster.org

www.edag.de

www.all4ip.de

www.mapzero.de

www.tu9.de/forschung/2183.php

www.continental-corporation.com/www/portal_com_de



Foto: EDAG

 

Autoreninfo: Harald Lutz lebt und arbeitet als Fachjournalist und Technikredakteur in Frank­furt am Main.