Was der „Equal Pay Day“ ist, was er will: heute in Frankfurt
Cordula Passow
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der „Equal Pay Day“ ist der Tag, der symbolisch darauf aufmerksam macht, wie viele Tage mehr Frauen arbeiten müssen, um dasselbe im Geldbeutel zu haben wie Männer bereits am 31. Dezember des Vorjahres. In diesem Jahr ist das der 20. März, wo im Casino der Goethe-Universität ab 13 Uhr gehandelt wird.
Deutschland gehört übrigens weiter zu den Schlusslichtern Europas, wenn es um Entgeltgleichheit von Frauen und Männern geht. Frauen verdienen nach wie vor ein Fünftel weniger als Männer.Zwar sind in Frankfurt fast ebenso viele Frauen wie Männer erwerbstätig und inzwischen ebenso gut ausgebildet wie ihre männlichen Kollegen, doch sie verdienen im Schnitt deutlich weniger.
Gründe dafür sind u.a.: 70 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit, viele im Gesundheits- und Sozialwesen (Anteil 75 Prozent) und im Bildungsbereich (67 %), wo die Einkommen sowieso geringer sind. „Teilzeit bedeutet nicht nur weniger Geld, sondern meist auch geringere Aufstiegschancen“, so Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der Goethe-Universität. Heute, am „Equal Pay Day“, stellt sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen Julia Krekel und Dr. Angela Joost die Studie „Erwerbssituation und Arbeitslosigkeit in Frankfurt am Main. Chancen, Problemlagen und Handlungsbedarfe für Frauen“ vor, die das Institut IWAK im Auftrag des Frauenreferats der Stadt Frankfurt durchgeführt hat.
„In der Bankenmetropole Frankfurt werden oft die guten Chancen der Frankfurterinnen in der Finanz- und Versicherungsbranche hervorgehoben. Doch daran partizipieren die Frauen nicht in gleichem Maße. So liegt das Durchschnittseinkommen der Männer mit 5500 Euro Brutto um 11% höher als das der Frauen; hier beziehen wir uns nur auf Vollzeittätige“, erläutert Larsen. Die Topverdiener in der Frankfurter Finanz- und Versicherungsbranche sind nach wie vor die Männer, auch wenn der Frauenanteil inzwischen 48 Prozent beträgt. „Gerade in dieser Branche sind die Frauen häufiger von Freisetzung betroffen.“
Die Studie hat die verschiedenen Branchen und ihre Verdienstmöglichkeiten detailliert unter die Lupe genommen: Während im Gesundheits- und Sozialwesen die Durchschnittsbruttoeinkommen monatlich bei knapp 3000 Euro legen, sind es im Erziehungsbereich fast 3400 Euro. Deutlich höher liegen die Einkommen in der Branche Information und Kommunikation mit über 4400 Euro, doch hier beträgt der Frauenanteil auch nur 38%. Dazu die Geschäftsführerin des IWAK: „Frauen wählen nicht nur immer noch bevorzugt Branchen mit unterdurchschnittlichen Einkommen, sie stellen sich auch innerhalb dieser Branchen schlechter als die Männer. So beträgt die Lohnlücke beim Vergleich der Bruttoeinkommen für Vollzeit zwischen Frauen und Männer im Gesundheits- und Sozialwesen 21%.“ Diese ist übrigens deutlich größer als im verarbeitenden Gewerbe. Dort verdienen Frauen im Schnitt nur 4% weniger als Männer, ihr Anteil beträgt dort allerdings auch nur 27%.
Frankfurt ist eine internationale Stadt, das dokumentiert auch diese IWAK-Studie: Ein Drittel aller Frauen im erwerbsfähigen Alter haben ausschließlich einen ausländischen Pass. Im Vergleich zu Frankfurterinnen mit deutscher Staatsangehörigkeit tut sich eine eklatante Einkommenslücke auf. Larsen nennt Zahlen: „Beispielsweise beträgt das Bruttoeinkommen für eine Vollzeitbeschäftigung von ausländischen Frauen im verarbeitenden Gewerbe 19% weniger als das von Frauen mit deutschem Pass. Ebenfalls groß ist die Lohnlücke mit 11% im Handel, wo besonders viele Frauen mit ausländischem Pass beschäftigt sind.“
Was muss sich ändern, um die Entgelt-Ungleichheit zwischen Männern und Frauen abzubauen? Darüber wird heute bei der Veranstaltung an der Goethe-Universität diskutiert, zu der neben dem IWAK das Frauenreferat der Stadt Frankfurt und der Business and Professional Women (BPW) Frankfurt am Main eingeladen hatten. Die Frankfurter Frauendezernentin Sarah Sorge, die diese IWAK-Studie in Auftrag gegeben hat, stellte klar, dass Entgeltdiskriminierung kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem sei. „Um aus der Entgeltungleichheit herauszukommen, ist das Herangehen aus zwei Richtungen wichtig: Frauen, insbesondere Mädchen, sollten Armutsfallen bei der Berufswahl und durch eine Entscheidung für Erwerbsunterbrechungen und Teilzeit kennen. Wir müssen also aufklären, dass tun wir, beispielsweise mit unserer Kampagne 'Armut ist eine Frau'. Zum anderen müssen wir an die Strukturen ran. Hierzu gehört die finanzielle Aufwertung bestimmter Berufsfelder, beispielsweise der Erzieherinnen und Erzieher. Und es muss weitere Anreize geben, Erziehung und Pflege gerechter zwischen Frauen und Männern zu verteilen.“
Christa Larsen ergänzt Handlungsfelder, die dringend angegangen werden müssten: So müssten die Betriebe und öffentliche Einrichtungen eine Unternehmenskultur schaffen, die Arbeitszeitmodelle anbietet, die sich an den Lebensphasen der Frauen orientieren und auch ihre Karrieremöglichkeiten verbessern. Außerdem sollten zügig ausländische Abschlüsse anerkannt werden, damit Frauen mit einem ausländischen Pass auch qualifizierte Beschäftigungen aufnehmen können.
INFO:
Veranstaltung am 20.März ab 13 Uhr im Casino der Goethe-Universität, ab 13.30 Arbeitsgruppen