Rekordergebnis der Helaba in Frankfurt
Notker Blechner/ Ulla Micheline
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Helaba ist zwar die kleinste unter den großen Landesbanken, aber mit Abstand die profitabelste. Im vergangenen Jahr schaffte sie erneut einen Rekordgewinn - trotz Niedrig-Zinsen und höherer regulatorischer Kosten.
Wenn Helaba-Chef Hans-Dieter Brenner Selbstlob übt, muss schon etwas Außergewöhnliches passiert sein. Auf der Bilanzpressekonferenz schwärmte der 63-jährige zurückhaltende Manager von einem "in mehrfacher Hinsicht herausragenden" Jahresabschluss. Darum ist man verwundert, daß gestern seitens der Helaba offiziell mitgeteilt wurde, daß Brenner im September aufhört und in den Ruhestand geht.
Ein Viertel operativ mehr verdient
Tatsächlich hat es die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) geschafft, den Vorsteuer-Gewinn um gut ein Viertel auf den Rekordwert von 607 Millionen Euro zu steigern. Unterm Strich verdiente die Bank 397 Millionen Euro - 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Die harte Kernkapitalquote kletterte von 10,7 auf 11,8 Prozent. Das, so Brenner, sei eine äußerst "komfortable Eigenkapital-Ausstattung".
Während andere Landesbanken wie die BayernLB Verluste machten, eilt die Helaba von Rekord zu Rekord. "Unser Geschäftsmodell ist ausgewogen", erklärt Brenner nüchtern das Erfolgsgeheimnis.
Die Helaba stützt sich auf mehrere Pfeiler: das Gewerbeimmobilien-Kreditgeschäft, das Mittelstands-Finanzierungsgeschäft, das Segment Financial Markets, das öffentliche Förder- und Infrastrukturgeschäft (WIBank), die Bauspar-Aktivitäten (LBS) sowie das Privatkundengeschäft (Frankfurter Sparkasse).
Profiteur des Immobilien-Booms
Im vergangenen Jahr profitierte die Landesbank vor allem vom Immobilien-Boom in der Rhein-Main-Region: das Immobilien-Geschäft trug mehr als die Hälfte, nämlich 351 Millionen Euro, zum Gesamtergebnis bei. Wegen der Nullzinsen steckten Investoren viel Geld in Bürogebäude und Einkaufszentren – zur Freude der Helaba, die sich als Immobilien-Finanzierer betätigte. Mit 34 Milliarden Euro an Geschäftsvolumen zählt die Helaba zu den größten deutschen Anbietern in der gewerblichen Immobilien-Finanzierung.
Außerdem sank das Kreditausfall-Risiko. Die Rücklagen für Ausfälle wurden im vergangenen Jahr deutlich von 280 Millionen auf 80 Millionen Euro reduziert.
Düsterer Ausblick auf 2015
Für das laufende Jahr zeigt sich Helaba-Chef Brenner deutlich vorsichtiger. Der Vorsteuergewinn werde um sieben bis acht Prozent zurückgehen, kündigte der 63-Jährige an. Als Grund nannte er die Niedrigzinsen und die hohen Regulierungskosten. So dürfte sich die Bankenabgabe auf 80 Millionen Euro verdoppeln.
Hinzu kommen Belastungen aus dem Engagement bei der Hypo Alpe Adria Bank. Weil die österreichische Skandalbank ihre Anleihen quasi eingefroren und die Zahlungen an die Gläubiger gestoppt hat, entgehen den Landesbanken Milliarden. Es droht gar ein Schuldenschnitt. Die Helaba kommt noch relativ glimpflich davon. Vorstandschef Brenner sprach von einer Belastung von 25 Millionen Euro, die im ersten Quartal verbucht worden sind. Die hessische Landesbank hält Anleihen der Hypo Alpe Adria im Nennwert von 85 Millionen Euro in den Büchern.
Die Folgen des Hypo-Alpe-Adria-Desasters
Das Vorgehen der Wiener Regierung kritisierte Brenner als Verstoß gegen das europäische Recht. Die vom Commerzbank-Chef Martin Blessing geäußerten Befürchtungen, dass auch deutsche Staatsgarantien für Landesbanken nicht mehr sicher seien, wies er scharf zurück. Blessing solle die Gesetze lesen und nicht so viel schwätzen, monierte Brenner. Das war einer der seltenen Momente, in denen der sonst so besonnene Bank-Chef ein bisschen seine Contenance verlor.
Besorgt zeigt sich Brenner auch über die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie werde seiner Ansicht nach die strukturellen Problemen der Eurozone nicht lösen. Im Extremfall könnte sie gar zu neuen Blasen führen.
Andere Experten sehen bereits längst eine Blase an den Finanzmärkten - zum Beispiel bei Immobilien. Oder auch im Anleihenbereich. Der mit dem Finanzbuchpreis ausgezeichnete Volkswirtschaftsprofessor Aloys Prinz ("Die große Geldschmelze - wie Politiker und Notenbanken unser Geld ruinieren") spricht von "Vermögenspreis-Blasen".
Brenner hört auf
Das alles wird der Helaba-Chef künftig nur noch aus der Ferne betrachten. Am 1. April teilte die Landesbank mit, dass Brenner Ende September den Chefsessel räumen wird. "Nach 14 Jahren der Verantwortung im Vorstand - davon mehr als 6 Jahre als Vorstandsvorsitzender - entspricht dieser Schritt meiner persönlichen
Lebensplanung", erklärte Brenner. Der Schritt kommt etwas überraschend. Auf der Bilanz-Pressekonferenz hatte er noch gesagt, er sei nicht amtsmüde.
Foto: © Ulla Micheline
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