Standortwerbung für Frankfurt Rhein Main in Großbritannien wird vorbereitet
Eike Holly
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das ist ganz und gar nicht eine Meldung, die nur von lokalem oder vielleicht regionalem Interesse ist. Es bereitet sich nämlich in der Außendarstellung der RheinMainRegion etwas vor, was man sonst hochnäsig Paradigmenwechsel nennt. So ist derzeit in der selben Frage der Stellvertretende Hessische Ministerpräsident in London unterwegs.
Tarek Al-Wazir (Grüne), als Koalitionspartner der CDU auch Hessischer Wirtschaftsminister wirbt in London nach der britischen Entscheidungs für BREXIT bei internationalen Finanzunternehmen für Frankfurt als Standort. "Wir werden dort auch Aufklärung betreiben", sagte er am Montag in Wiesbaden. In vielen Unternehmen herrschten teils falsche Vorstellungen, was deutsches Arbeits- und Steuerrecht betreffe. "Wir wollen hören, was die Sorgen der Firmen sind", sagte der Minister. Man könne auch Vorbehalte ausräumen oder auf der anderen Seite die bundesdeutschen Regelungen überprüfen, ob sie einer Ansiedelung der Banker und Banken im Wege stünden.
Auf jeden Fall sieht die schwarz-grüne Landesregierung Frankfurt als neuen wichtigsten Bankenplatz und will offensiv um die Verlagerung von London nach Frankfurt werben. Die Stärken und Vorteile der RheinMainRegion sieht der Minister in einer guten digitalen Infrastruktur, einer guten Erreichbarkeit, der Nähe zur Europäischen Zentralbank (EZB) und einer hohen Lebensqualität. Zudem seien die Büros deutlich günstiger als in London oder in der französischen Hauptstadt Paris, dem Mitbewerber Frankfurts. Gesprächspartner in London sind neben Banken Vermögensverwalter, Finanztechnologie-Unternehmen und offizielle Stellen.
In Frankfurt korrespondiert damit die Zusammenlegung verschiedener Institutionen. Oberbürgermeister Peter Feldmann zeigte sich zufrieden mit dem bisherigen Auftakt einer gemeinsamen Initiative von Land, Region und Stadt, um britische Unternehmen vom Standort Frankfurt RheinMain zu überzeugen. „Wir setzen nicht allein auf eine einprägsame Imagekampagne und Roadshows zur Vermarktung unserer Region, sondern wollen gemeinsam durch den Aufbau verlässlicher Partnerschaften aus allen Wirtschaftsbranchen für den Standort werben. Dabei geht es um neue Jobs für die Menschen in Frankfurt."
Die frühzeitige Vernetzung und das Zusammenspiel von Multiplikatoren aus Politik und Wirtschaft seien jetzt wichtig, um einen langfristig überzeugenden Auftritt in England zu haben. Wirtschaftsdezernent Markus Frank erinnert an das städtische Konzept von Immobilienmessen. „Wenn politisch Verantwortliche über die Vorzüge eines Standortes berichten, dann ist das noch lange nicht so überzeugend wie wenn Unternehmen, die sich am Standort bereits wirtschaftlich erfolgreich betätigen, über gute infrastrukturelle Rahmenbedingungen, eine wirtschaftsfreundliche Verwaltung oder internationale Qualitäten einer Stadt berichten.“ Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um alle Kräfte aus den verschiedenen Bereichen zu bündeln und die richtige Mannschaft, die in London für Frankfurt RheinMain als europäisches Kraftzentrum wirbt, aufzustellen, darin sind sich Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent einig.
Diese Woche startete eine Hessische Delegationsreise unter Leitung des Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir, an der Stadtrat Markus Frank teilnehmen wird, an die Themse. Im September organisiert der Oberbürgermeister mit der Frankfurt RheinMain GmbH eine weitere Reise nach London, um gemeinsam mit dem Wirtschaftsdezernenten die Kontakte zu vertiefen und vor Ort überzeugende Allianzen für den Standort Frankfurt RheinMain zu schmieden.
„Erst wenn wir die Interessen der Unternehmen und Institutionen auf englischer Seite genau kennen, können wir passgenaue Angebote weit über Finanzsektor hinaus machen“, sagt Feldmann. „Marketingmaßnahmen fallen dann auf einen guten Boden und haben Aussicht auf Erfolg, wenn unser Netzwerk in London fest geknüpft ist.“