Schäfer-Gümbel fliegt nicht mit Ryanair. Landeschef hat erhebliche Zweifel an der Fluglinie

Werner Thala

Gießen (Weltexpresso) - „Ich kann kein Geschäftsmodell akzeptieren, das auf den Knochen der Mitarbeiter aufbaut“, antwortet Thorsten Schäfer-Gümbel auf die Frage, warum er vermeiden will, jemals mit der Fluggesellschaft Ryanair zu fliegen. „Ryanair hat Arbeitsbedingungen, die hoch umstritten sind“, erklärt der Chef der Landes-SPD im großen hessenschau.de-Interview.

Endlich würden die Geschäftspraktiken der irischen Airline ausgeleuchtet: „Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen Ryanair wegen Scheinselbst-ständigkeit von Piloten. Umso kritischer ist es dann, wenn man Ryanair in dieser Art und Weise an den Frankfurter Flughafen holt.“ Er sei „der ARD dankbar, dass sie die Arbeitsbedingungen in einer Dokumentation aufgegriffen hat“.

Nicht um jeden Preis Kapazitäten auslasten


Die Entscheidung der Fraport, sich für den Low-Cost-Bereich zu öffnen, sei mit „Blick auf die Entwicklung der Luftfahrtbranche in Europa“ nicht zu vermeiden gewesen, so Schäfer-Gümbel weiter. „Es stellt sich die Frage, auf wen man dann zugeht. Da gibt es deutliche Unterschiede.“ Das Argument von Ryanair, man schaffe am Frankfurter Flughafen viele neue Arbeitsplätze, kontert der Chef der Landes-SPD mit der Frage nach deren Qualität. „Gerade beim Kabinenpersonal und bei den nicht fest angestellten Piloten im Cockpit gibt es da erhebliche Zweifel. Man muss genau hinschauen, wer dauerhaft auf der Gehaltsliste steht und wer Tagelöhner der Luftfahrt ist.“ Seine größte Sorge: „Dass durch Ryanair am Flughafen Frankfurt ein Wettlauf um die niedrigsten Kosten einsetzt.“



Volle Kassen nur durch Billigflieger?


„Aus meiner Sicht ist es nicht die Hauptaufgabe des Flughafens Frankfurt, dem hessischen Finanzminister die Kasse vollzumachen“, argumentiert Schäfer-Gümbel bei hessenschau.de. Der Flughafen sei vor allem dazu da, „eine anspruchsvolle Infrastrukturdienstleistung in ordentlicher Qualität“ zu liefern. Dazu gehörten vernünftige Bezahlung und Arbeitsbedingungen. „Wieso sollte der Gewinn geringer sein, wenn die Partnerschaft zwischen Fraport und Lufthansa wieder besser funktioniert? Ich sehe eher die Gefahr, dass eine Ausweitung des Low-Cost-Segments auf den Ertrag des Flughafens drückt.“

Foto:  (c) hr/spd-hessen.de/Florian Jaenicke

Info: Das ganze Interview dazu mit Thorsten Schäfer-Gümbel unter www.hessenschau.de.

 
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