Auswirkungen der Nullzinspolitik
Notker Blechner und Ulla Micheline
Frankfurt/ Main (Weltexpresso) - Für die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sind die fetten Jahre (vorerst) vorbei. Nullzinsen, faule Schifffahrts-Kredite und die wachsende Regulierung haben zu einem neuerlichen Gewinnrückgang geführt. Doch der Helaba-Chef zeigt sich zufrieden – und freut sich über die gescheiterte Börsenfusion.
Bronzemedaillen sind auch schön: Als drittbestes Ergebnis der Geschichte bezeichnete Helaba-Chef Herbert Grüntker die Jahresbilanz. Tatsächlich lag das Vorsteuerergebnis von 549 Millionen Euro nur 45 Millionen unter der Bestmarke aus dem Jahr 2014. Grüntker hatte einen noch größeren Ergebnisrückgang befürchtet.
"Klar Schiff gemacht und Deck geschrubbt"
Nicht nur die Zinsflaute, sondern auch die Krise in der Schifffahrt setzte der Helaba zu. Sie musste erneut Wertberichtigungen von 262 Millionen Euro vornehmen. Weitere faule Schiffskredite drohen nicht. "Wir haben jetzt klar Schiff gemacht und das Deck geschrubbt", sagte Grüntker. Zusätzlich belastete der Verkauf der Anteile an der Hannover Leasing das Ergebnis.
Das starke Immobiliengeschäft bewahrte die Helaba vor einem noch stärkeren Ergebnisrückgang. In der Immobiliensparte verdiente das Geldinstitut operativ 407 Millionen Euro, also den Löwenanteil des Gewinns. 2017 soll das Ergebnis auf einem ähnlichen Niveau liegen.
2017 wird das Ergebnis weiter schrumpfen
Der Immobilienbereich kann aber auch künftig die schrumpfenden Zinsüberschüsse nicht kompensieren. Deshalb rechnet die Landesbank für 2017 mit einem erneuten spürbaren Ergebnisrückgang. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hinterlasse immer tiefere Spuren.-
An eine Wende glaubt Helaba-Chef Grüntker erst in zwei Jahren. Ab 2019 werde es wieder aufwärts gehen, betonte er. Der Tiefpunkt sei inzwischen erreicht. er sei zuversichtlich, dass die Talsohle in diesem oder nächsten Jahr erreicht werde.
Fraspa bleibt wichtige Helaba-Stütze
Als Stütze erwies sich auch die Frankfurter Sparkasse (Fraspa). Sie erwirtschaftete ein Ergebnis von 94,7 Millionen Euro. Das sind 3,6 Millionen mehr als 2015. Der Immobilienboom trieb erneut das Ergebnis. Allerdings sank der Nettogewinn um 7,5 auf 45 Millionen Euro.
Mit einer Fitnesskur will die Fraspa Kosten senken und weitere 100 Jobs bis 2020 streichen. Gleichzeitig rüstet sich die nach eigenen Angaben fünftgrößte Sparkasse Deutschlands für die Digitalisierung: Sie hat ein "Innovation Lab" im Frankfurter Tech Quartier gegründet, das vom hessischen Finanzministerium und anderen Geldinstituten getragen wird. Dort tüfteln zwei Mitarbeiter an neuen kreativen Ideen für die Bank. Fraspa-Chef Robert Restani zeigte sich auf der Bilanzpressekonferenz ganz begeistert von der neuen Kreativschmiede seines Instituts.
Gescheiterte Börsenfusion "gut für Frankfurt"
Zwar leidet auch die Frankfurter Sparkasse unter der Nullzinspolitik der EZB, aber an Negativzinsen denkt Restani nicht. Das sei momentan kein Thema, beteuerte er. Weitere Gebühren schließt er aber nicht aus. Für große institutionelle Kunden erhebt die Bank bereits ein Verwahrentgelt.
Erleichtert zeigte sich Helaba-Chef Grüntker über die gescheiterte Börsenfusion zwischen Frankfurt und London. "Das ist eine gute Nachricht für Frankfurt." Nun werde es nicht mehr zu einer Verlagerung der Zentrale von Eschborn nach London kommen, freute er sich.
Foto: Helaba-Chef Grüntker (c) Ulla Micheline
Info:
Helaba
https://www.helaba.de/
Fraspa
https://www.frankfurter-sparkasse.de