Der kulturelle Auftrag der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst lautet für 2018: Wenn Sprache zu Musik wird
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Schulprojekt ‚Response‘ setzte im Jahr 1990 aus England kommend auf den Kontinent über. Im März 2018 präsentiert es seine neuen Werkergebnisse im Mozart Saal der Frankfurter Alten Oper. Die Vorbereitungen haben also die Endphase erreicht.
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Schulprojekt ‚Response‘ setzte im Jahr 1990 aus England kommend auf den Kontinent über. Im März 2018 präsentiert es seine neuen Werkergebnisse im Mozart Saal der Frankfurter Alten Oper. Die Vorbereitungen haben also die Endphase erreicht.
Die Abschlusskonzerte, in denen Schülerinnen und Schüler ihre Kompositionen präsentieren und Musikerinnen und Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie jenen die Referenzwerke (in Ausschnitten) gegenüberzustellen die Möglichkeit bekommen, finden am Freitag und Samstag, den 16. Und 17. März 2018 im Mozart Saal/Alte Oper statt.
Die Alte Oper hat mit dem Musikvermittlungsprogramm Pegasus eine eigene Initiative begründet, um das Projekt 'Response', das mit mehr als 130 Veranstaltungen pro Jahr und mit gut 30.000 Besuchern, „vom Kleinkind über Schüler bis hin zu jungen Erwachsenen die Faszination von Musik“ vermittelt, an ein aufgeschlossenes und aufnahmebereites Konzertsaalpublikum zu adressieren. Damit verbinden sich langfristig 6000 Kinder, die schon mit Response erreicht wurden.
Das Programm geht eine musikalisch-praktische Liaison mit jungen Menschen unterschiedlicher Schularten in Hessen/Thüringen ein, um die musikalische Bildung dem jungen Leben einzuokulieren. Entsprechend dem Gesamtkunstwerksansatz werden Musik, Theater und Tanz als Einheit gedacht und praktiziert.
Im laufenden Jahr ist nicht nur wieder der Kooperationspartner Alte Oper aktiv, auch die Deutsche Philharmonie präsentiert bei den Abschlusskonzerten Referenzwerke von Péter Eötvös, „Two Poems to Polly“ – für einen sprechenden Cellisten, sowie von Georges Aperghis „Récitations“ – für eine Frauenstimme.
Dem Gesamtprojekt vorgegeben ist die Bindung an die zeitgenössische Neue Musik, die den gewendeten Tonverhältnissen der Moderne Gebühr erweist und ihnen Raum gibt. Daneben gelten die Spielarten und Sparten, die sich im weitesten Sinn an R’n’B orientieren, ebenso zum Fundus des Machbaren und Möglichen.
Gleichermaßen sprach- wie musikbasiert
In der Anknüpfung an den engen Zusammenhang von Sprache und Geist wird im diesjährigen Schulprojekt von Response auf die Korrespondenz von Sprache und Musik abgestellt. Diese Beziehung kann als selbstevident gelten. Schopenhauer spricht von der Musik als der allgemeinen Sprache, die aber im Kern nichtdiskursiv ist. Dennoch unterhält sie Beziehungen zur Sprechbarkeit. Das Rezitativ schleppt davon etwas mit. Die Korrespondenz von gesprochener Sprache und Musik vermag die diskursive sowie die klingende Welt der Sprache jeweils zu befördern. Das Sprechen ist immer auch von musikalischem Rang.
Im Musikraum der Hellerhofschule demonstrierte eine Gruppe Schülerinnen und Schüler, die sich an Response beteiligen, wie sie die Aufgabe, vom Sprechen zum Musikmachen überzugehen, also auf der Basis der Silben und Klangstrukturen der Sprache zu einem instrumentellen Analogon zu gelangen, zu meistern pflegen - und über diesen Prozess ein gemeinsames musikalisches Werk entwickeln. Ein junger Mensch ist für diese Zwecke ausgestattet, es braucht nicht ein Gar zu viel an Unterweisung. Die Kindheit hat ihren eigentümlich gestimmten Gruppenklangkörper, wenn er nicht, wie in heutigen Tagen, durch übles Erwachsenenwerk – wie etwa unter syrischen und sonstigen üblen Verhältnissen - vereitelt und kaputtgemacht wird.
Die Musiklehrerin Sabine Schneider unterstützt und begleitet die erste Phase des Schaffens, die Profis der HfMDK bringen in der zweiten Phase ihre Kompetenz mit ein, bilden damit zugleich auch musikwissenschaftlich und übungstechnisch aus. Ein Überblick verzeichnet in der besuchten 4. Klasse der Grundschule 8 Länder, aus denen Kinder ‚ursprünglich‘ stammen. 21 Klassen aus Hessen und Thüringen nehmen insgesamt teil.
Auf dem Weg zur kulturellen Teilhabe
Die jungen Menschen werden an ein Abschlusswerk herangeführt. Vom gegenwärtigen Stand desselben gaben sie eine überzeugende Kostprobe, auch mit den aufeinander abgestimmten Klangstrukturen. Auf diese Weise werden beide Sprachräume ausgebildet, der kursive wie der diskursive - Musik und erörternde Sprache. Beide gehen eine Wechselbeziehung ein. Welcher wohl der ursprünglichere, der vorhergehende ist, das lässt sich niemals entscheiden.
Zum gegebenen Anlass der Vorstellung des Projekts betrat die Gruppe sukzessiv den Raum und legte nach und nach Wörter, Begriffe der Muttersprache, aber auch Utensilien der Kultur der Herkunft, auf dem Boden aus. Dann nahmen sie ihren Platz am Instrument ein. Von dieser Gegebenheit geleitet, boten sie den Anwesenden ihre Übertragungen des Ausgelegten in die Musik, mit Instrumenten wie sie die Fotos zeigen.
Ein Beispiel nur: Khanda, ein ausgewähltes Wort und zugleich Bezeichnung eines Gegenstands, der eine Art Talisman darstellt, denn er ist ein Glücksbringer. Das eingesetzte Schlaginstrument ist das Cajόn. So wurde es von Karmanvir, einem Jungen mit indischen Wurzeln, bestimmt. Er gestand, dass er aus dem Projekt, das sich auf seine Musikklasse bezog, einen großen Gewinn gezogen habe, weil sich ihm so viel Neues auftat.
Der Musikpädagoge und langjährige Kompositionsprofessor an der HfMDK Gerhard Müller-Hornbach hat alle Einzelprojekte begleitet. Und Response wird auch von Sponsoren wohlwollend begleitet, die für das Gelingen des Projekts einstehen: die con moto foundation, Hofheim am Taunus; der Inner Wheel Club, Frankfurt am Main; die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen; die Stiftung der Sparkasse Hanau. Das Hessische Kultusministerium ist auch mit von der Partie. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit der Jungen Deutschen Philharmonie.
Die Informationen zu den Musiker*innen und Komponisten*innen, die das Schulprojekt aktiv begleiten und ihm Richtung geben, weisen erfahrene und namhafte Vertreterinnen und Vertreter einer mittleren Generation aus.
Besonderes Augenmerk gilt der zeitgenössischen Musik mit den stets noch für weite Kreise unkonventionellen Klangstrukturen Neuer Musik. Die Neue Musik entspricht aber der Urentstehungssituation von Musik, in der zunächst alles offen ist. Die Neue Musik ist die Andeutung des Kosmos hinter dem Kosmos. Aber auch Sparten und Ausdrucksformen eines weit gefassten R’n’B kommen zum Zug. Und besonders ein Bühnenauftritt, der das jugendliche Gemüt - und nicht nur dieses - gelegentlich in Rage versetzen kann, wird sich bestimmt realisieren lassen. Das neue Verhältnis der Töne zueinander und die versuchte Übertragung des ausgesprochenen Wortes in die Musik, das passt zusammen. Nicht immer nach klassischem Ideal, aber der komplexen und gespannten Welt angemessen!
Info:
Abschlusskonzerte: 16. März 2018: 14 und 18 Uhr, 17. März 2018: 12.30 und 17 Uhr. Alte Oper Frankfurt, Mozart Saal.