hwk Canadian Brass 4932Beim Konzertsommer in Nieder-Moos 

Hanswerner Kruse

Nieder-Moos (Weltexpresso) - Wieder einmal wurde die bekannteste und erfolgreichste Blaskappelle der Welt, die Canadian Brass Band, in der Nieder-Mooser Kirche begeistert empfangen: Bläserklänge sind aus der Ferne zu hören, dann schlendern fünf Dixieland spielende Musikanten nach und nach in die Kirche. Das Quintett jazzt nun erst einmal weiter, bevor es mit dem angekündigten Programm beginnt. Gut gelaunt verteilen sich die Blechbläser im Kirchenraum, reichen Besuchern ihre Tablet-PCs mit den Noten und spielen quasi munter vom Blatt. „Suround sound“ (Sound der dich umhüllt), nennen sie das. Ihre Begegnung mit diesem Publikum ist ein Heimspiel, denn die Canadian Brass Band war in den letzten Jahrzehnten bereits mehrfach in Nieder-Moos.

Die von der Combo dargebotene Stücke reicht von geblasenen Arien aus Mozarts „Zauberflöte“ über Beatles-Songs bis zum wilden „Tuba Tiger Rag“, bei dem die rasende Tuba mit ihrem Instrumentalisten zu tanzen scheint. Die meist eigenen Arrangements populärer Musik für Blechbläser spielen sie äußerst virtuos, oft mehrstimmig oder orchestral. Gleichzeitig garnieren sie ihre Darbietungen mit humorvollen Einlagen: Besonders Chuck Daellenbach, das einzige noch mitspielenden Gründungsmitglied der Gruppe, ist mit seiner Tuba der wildeste Kobold. Immer wieder bricht er aus der Formation aus, springt von der Bühne oder windet sich auf dem Boden unter seinem Instrument.

Nun ist für manche anspruchsvolle Musikfreunde wohl nicht ganz einsichtig, warum - beispielsweise - Papagenos „Ein Vogelfänger bin ich ja“ auf der Trompete geblasen werden muss. Doch die Bläser beherrschen so perfekt ihre Instrumente und agieren so souverän, dass die metallischen Klänge durchaus auch musikalische Puristen befriedigen können. Für manche Stücke, etwa „Penny Lane“, war die von den Beatles genützte Pikkoloflöte ja sowieso eine Inspiration für Bläser: „It’s not Rock ‘n Roll, it’s classical music“, meinen sie dazu. Die Slapsticks der fünf Instrumentalisten gleiten übrigens nicht in geschmacklose Possen ab. Nur einmal im „Tribut to the ballet“, wenn die Musikanten beim Spiel auf ihren Instrumenten schwuchtelige Tänzer mimen, werden sie ordinär.

Nach dem nicht so gut besuchten Beginn des Konzertsommers am vorletzten Wochenende muss einem um die Zukunft des Festivals nicht bange sein: Die Kirche war mit ihren (geschätzt) 700 Plätzen vollständig belegt, trotzdem wurde niemand nach Hause geschickt, schnell wurden noch einige Stehplätze geschaffen. Und im jubelnden Publikum, das dem Quintett mehrere Zugaben abtrotzte, gab es auch viele junge Leute. Eine gute Nachricht also für alle, die dieses unterhaltsame Konzert verpasst haben: Im nächsten Jahr ist die Canadian Brass Band im Konzertsommer wieder dabei!

Zur aktuellen Besetzung gehören noch Achilles Liarmakopoulos (Posaune), Bernhard Scully (Horn), Christopher Coletti und Caleb Hudson (Trompeten)

Das Konzert am nächsten Wochenende ist übrigens ebenfalls komplett ausverkauft.

Foto:
© Hanswerner Kruse

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